Heimfeld. In der Regionalliga Nord halten die Hockeyfrauen den Druck auf Meister Eintracht Braunschweig bis zum Schluss aufrecht.

Platz zwei – das wird im Sport häufig als Niederlage, Pech oder Versagen empfunden. Niederlage deshalb, weil am Ende ein anderer Sportler oder eine andere Mannschaft mindestens einen Tick besser war. Das vermeintliche Versagen besteht dann darin, dass der „Zweite“ sein eigentliches Ziel, nämlich selbst die Spitzenposition in der Tabelle einzunehmen, verfehlt habe. Manchmal ist Platz eins aber auch unerreichbar. Wenn etwa ein Gegner sportlich übermächtig ist. Die Vereine in der Fußball-Bundesliga können seit Jahren ein Lied davon singen. Dann darf Platz zwei am Ende der Serie durchaus als sportlicher Erfolg gefeiert werden. Als solchen stufen deshalb auch die Hockeydamen der TG Heimfeld ihren zweiten Rang in der Hallenserie 2018/2019 in der Regionalliga-Nord ein, den sie am letzten Doppelspieltag mit zwei Heimsiegen – 7:4 gegen den Club zur Vahr aus Bremen und 5:2 gegen den Marienthaler THC aus Hamburg – eindrucksvoll verteidigt haben.

Trainer Dennis Sievert will deshalb von einem verpassten Aufstieg nichts wissen. „Der Aufstieg war nie unser Ziel“, sagt er und freut sich deshalb umso mehr, dass die Hockeyfrauen der TG Heimfeld bis zum Schluss die Spannung in der Meisterschaft aufrecht halten konnten. Denn rein rechnerisch hätte sein Damenteam am letzten Wochenende der Hallenserie immer noch in die Bundesliga aufsteigen können. Nur eben nicht aus eigener Kraft, sondern nur, wenn der Ligafavorit und Bundesliga-Absteiger Eintracht Braunschweig sich gegen die beiden Tabellenletzten auf der Ziellinie noch eine Blöße gegeben hätte. Was aber nicht zu erwarten war.

Vor der Saison hatten sich die TGH-Frauen vorgenommen, unter die ersten Drei in der zweithöchsten Spielklasse zu kommen und Eintracht Braunschweig so lange wie möglich im Nacken zu sitzen. Nach Ende der Hinrunde sollte es dann Platz zwei werden. „Und ganz am Ende haben wir Braunschweig sogar gezwungen, am letzten Spieltag noch gewinnen zu müssen,“ sagte Dennis Sievert. „Den zweiten Tabellenplatz haben wir sogar mit sechs Punkten Vorsprung geholt. Ich glaube, wir haben vieles richtig gemacht.“

Im Vergleich zu vorigen Hallensaison standen Dennis Sievert in der jetzt zu Ende gegangen Winterserie mit Josefine Düring, Merle Aschenberg, Constanze Schumann-Plekat und Jana Sprengel gleich vier Führungsspielerinnen der vergangenen Jahre nicht zur Verfügung. „Wir mussten uns deshalb in erster Linie als junges Team weiterentwickeln“, beschreibt Dennis Sievert die daraus resultierende Anforderung an das Trainerteam. „Und tatsächlich haben wir uns sowohl als Mannschaft, aber auch individuell, mit jedem Spiel und jeder Trainingseinheit ein Stück weit verbessert, sind reifer und abgeklärter geworden und konnten am Ende in sieben Rückrundenspielen sechs Siege einfahren.“

Ebenfalls gelungen ist die Integration der Neuzugänge Amelie Neumann-Kleinpaul, Pippa Bahr und Lena Rieck. Dennis Sievert: „ Sie haben sich direkt als echte Verstärkungen erwiesen.“ Die Routiniers Luisa Steffen und Lucie Witt sowie die Mannschaftsführerinnen Paula Seibt und Lea Dietrichs hätten die Mannschaft super geführt und gehörten zu den besten Beispielen der Leistungsentwicklung seiner Mannschaft.

Dass in der Saison rückblickend mehr möglich gewesen wäre, ist Dennis Sievert bewusst, für den der Aufstieg aber definitiv zu früh gekommen wäre. Er verweist auf den Bremer HC, der ohne einen einzigen Sieg direkt wieder aus der 1. Bundesliga absteigt. Für die kommende Hallensaison gelte es, insbesondere das Torschussverhalten zu verbessern. „Meine Spielerinnen können aus allen Lagen und mit jeder Technik aufs Tor schießen, aber sie brauchen noch mehr Selbstvertrauen und Egoismus vor dem Tor.“ Vielleicht könne man dann in der nächsten Hallensaison den nächsten Schritt wagen.

„Wir hatten vor den beiden letzten Spielen der Hallenrunde unsere Trainingsbelastung deutlich reduziert“, sagt Dennis Sievert. Er wollte vor allem den angeschlagenen Hockeyfrauen Zeit zum Regenerieren geben. Bei den Spielerinnen hat diese Maßnahme die erhoffte Wirkung gezeigt. Er selber konnte beim Spiel gegen die Gäste aus Bremen wegen einer Erkältung jedoch nicht auf der Bank sitzen. Seinen Job übernahmen seine Co-Trainer Philipp Roloff und Tim Hirt. Sievert hatte den Matchplan am Abend vorher mit den beiden abgestimmt.

Wie so häufig in dieser Hallenrunde mussten die TGH-Damen erst in Rückstand geraten, um nach einem verschlafenen Start das Spiel an sich zu reißen. Lea Dietrichs und Luisa Steffen egalisierten mit ihren Treffern den frühen 0:2-Rückstand, vor der Pause traf Lucie Witt zum 3:3-Halbzeitstand. Dennis Sievert: „In der zweiten Halbzeit haben wir komplett das Spielgeschehen bestimmt und sehr souverän gewonnen, wobei der Sieg noch deutlich höher hätte ausfallen müssen.“ Lea Dietrichs mit drei weiteren Treffern und Paula Seibt schraubten das Ergebnis auf 7:3 in die Höhe, ehe die Gäste noch zu einem weiteren Treffer kamen.

Und weil die alte Fußballweisheit „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ auch im Hockey gilt, haben sich Dennis Sievert und seine Co-Trainer noch am Sonnabendabend zusammengesetzt und sich Szenen aus dem Hinspiel gegen Marienthal angeschaut. „So wussten wir am Sonntagmorgen bei der Mannschaftsbesprechung genau, worauf es in unserem letzten Saisonspiel ankommt,“ sagt der Coach, der nun selbst auch wieder an Bord war. Sein Matchplan sah vor, gegen die sehr erfahrene und gute Mannschaft aus Hamburg vor allem die eigenen athletischen und taktischen Vorteile zur Geltung zu bringen.

Nach erneut einem frühem Rückstand nahmen die Heimfelderinnen das Heft dann auch in die Hand und erarbeiteten sich Chancen ohne Ende. „Leider haben wir aber den Moment verpasst, uns abzusetzen und haben Marienthal dadurch im Spiel gehalten,“ hatte der Trainer einzig zu bemängeln. Nach Toren von Luisa Steffen und Lea Dietrichs ging es deshalb nur mit einem knappen 2:1-Vorsprung in die Pause. „Wir konnten uns dann aber zügig auf 4:1 absetzen und haben das Spiel dann auch völlig verdient gewonnen.“ Die Torschützinnen in der zweiten Halbzeit waren Amelie Neumann-Kleinpaul, Katja Paul und Paula Seibt.

Jetzt übernehmen bei der TG Heimfeld die Athletiktrainer und Physiotherapeuten das Kommando. Dann beginnt mit dem wahrscheinlich größten Kader in der Vereinsgeschichte eine sechs Wochen lange Vorbereitung auf die Fortsetzung der Feldsaison in der Regionalliga Nord. Erster Gegner am Waldschlößchen ist am 13. April der Uhlenhorster HC II. Anders als in der Hallenrunde ist in der Feldsaison der Aufstieg das erklärte Saisonziel der TG Heimfeld. In der Regionalliga Nord (im Feld die dritte Liga) rangiert die TG Heimfeld nur einen Punkt hinter Spitzenreiter Hamburger Polo Club nach fünf Spieltagen auf Tabellenplatz zwei.