Buchholz. Kiron Marczok ist mit 20 Punkten der Matchwinner im entscheidenden Spiel für Blau-Weiss gegen die BG Baskets Hamburg 4.
„Er ist trotz seiner erst 14 Jahre schon ein Kühlschrank unter dem Korb“, sagte Thomas Erdrich über den Jüngsten in seinem Team, Kiron Marczok. „Kiki“, wie der Jugendliche von seinen Mitspielern gerufen wird, war in der Nordheidehalle mit 20 Punkten der Matchwinner im entscheidenden Spiel der Rollstuhlbasketballer von Blau-Weiss Buchholz gegen die BG Hamburg-West um den Aufstieg in die Oberliga. Spielertrainer Thomas Erdrich wiederum hatte davor 21 Punkte im Spiel gegen die BG Baskets Hamburg 4 eingefahren.
Der letzte Spieltag der Rollstuhlbasketballer in der Landesliga Nord war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Alle drei Mannschaften, die zur Schlussrunde in der Nordheidehalle zusammen gekommen waren, lagen mit jeweils sechs Punkten gleichauf. Die beiden übrigen Teams dieser Liga hatten mit dem Gewinn der Meisterschaft und dem damit verbundenen Recht auf den Aufstieg in die Oberliga nichts mehr tun. Die RSG Langenhagen, eine reine Jugendmannschaft mit Spielern zwischen zehn und 18 Jahren, hatte gegen die „erwachsene Konkurrenz“ von Beginn an keine Chance, die Rolling Chairs Isernhagen hatten schon vor Saisonbeginn zurückgezogen.
Nach dem 44:32-Erfolg der Blau-Weissen zum Auftakt des abschließenden Spieltags gegen die BG Baskets Hamburg 4, bei dem Kiron Marczok mit 13 Punkten ebenfalls überzeugen konnte, hatte sich die Spannung in der Nordheidehalle beileibe nicht gelegt. Danach setzte sich nämlich „Hamburg 4“ im Aufeinandertreffen der beiden Gastmannschaften ganz knapp mit 25:24 durch und zog nach Punkten mit den Buchholzern gleich.
Gefährlich werden konnte den Blau-Weiss-Rollis aber nur noch der Gegner im „Aufstiegsendspiel“, die BG Hamburg-West, die im Falle eines Sieges nach Punkten gleichauf mit den beiden Konkurrenten gewesen wäre und wahrscheinlich auch die bessere Punktedifferenz hätte vorweisen können.
Eine ganz knappe Niederlage hätten sich die Buchholzer leisten können, aber darauf wollten sie es nicht ankommen lassen. Und ließen sich auch nicht aus der Ruhe bringen. Auch wenn längst nicht alles klappte.
Nacheinander schaffen es Thomas Erdrich und Kiron Marczok nicht, den Ball in den Korb zu befördern. Selbst bei Freiwürfen findet das Spielgerät nicht ins Ziel oder prallt vom Ring des Korbes ins Feld zurück. Doch mit viel Geduld machen Thomas Erdrich und seine Mitspieler aus einer 16:14-Führung einen Vorsprung von 20:16 zur Halbzeit.
Doch die Gegner aus Hamburg übernehmen nach der Pause die Initiative. Bei 20:20 vergibt Thomas Erdrich zwei Freiwürfe. Doch Erdrich kann seine Stärken ausspielen; und die liegen unzweifelhaft in seinem Talent, unter dem eigenen Korb die Bälle in seinen Besitz zu bringen. Und dann setzt er blitzschnell immer wieder Kiron Marczok ein.
„Kämpfen, es geht um alles“, feuert Frank Holz am Spielfeldrand seine Mitspieler an, aber bei 22:28 sieht es noch nicht nach einem Erfolg im Kampf um den Aufstieg aus. Zumal gleich danach Felix Stenzel in hohem Tempo auf den gegnerischen Korb zusteuert, den Ball aber nicht versenken kann. Barbara Erdrich übernimmt in der nächsten Auszeit die Ansprache an die Mannschaft.
Thomas Erdrich verkürzt auf 24:28, ein letzter Versuch noch mit einem Drei-Punkte-Wurf – vergebens. Mit vier Punkten Rückstand geht es für die Teams ins letzte Viertel. Dann schlägt die große Stunde von Kiron Marczok. Sechsmal in Folge trifft er in den Ring, macht fast im Alleingang aus dem 24:28-Rückstand zuerst einen Vorsprung von 32:28.
Fünf Minuten vor Schluss haben die Gäste aus Hamburg aber schon wieder ausgeglichen zum 36:36. Und es bleibt spannend bis zum Schluss. Über 38:38 erarbeiten sich die Blau-Weissen eine 44:38-Führung durch einen Treffer von Felix Stenzel. Da sind nur noch 16 Sekunden zu spielen, die Spielerbank der Blau-Weiss zählt die Sekunden herunter. Dann kennt der Jubel keine Grenzen; das große Ziel Aufstieg in die Oberliga ist endlich in trockenen Tüchern. Fair und mit einem ehrlichen Lachen im Gesicht gratulieren die gegnerischen Spieler Thomas Erdrich und den anderen Rollis aus Buchholz.
Der lobt nach dem Spiel vor allem Kiron Marczok. „Der ist so schnell, da kann ich den Ball blind nach vorn spielen und ich weiß, dass er bereits dort ist“, hebt er die Offensivstärken seines jungen Mitspielers hervor. Für Thomas Erdrich ist der Aufstieg in die Oberliga vor allem auch ein persönlicher Erfolg. „Letztes Jahr sind wir abgestiegen. Dann habe ich das Training wieder übernommen und jetzt dürfen wir wieder aufsteigen“, freute er sich.
Arno Reglitzky, der Vorsitzende von Blau-Weiss, gratulierte als einer der Ersten und versprach, die nötigen Mittel für die höhere Liga bereitzustellen. Thomas und Barbara Erdrich – sie leitet die Sparte im Verein – können mit den Planungen für die Oberliga beginnen.