Maschen . Rollstuhl-Basketballer Alexander Budde ist eines der größten deutschen Talente. Sein nächstes Ziel: Tokio.

„Ich will 2020 zu den Paralympischen Spielen in Tokio fahren“, sagt Alexander Budde (18). Der 18 Jahre alte gebürtige Maschener geht für Hannover United in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga auf Körbejagd. Budde ist eines der größten deutschen Rollstuhlbasketball-Talente – und hat aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke gemacht.

Seit seiner Geburt ist Alexander Budde auf den Rollstuhl angewiesen. Durch die Nervenkrankheit Spina bifida („offener Rücken“) verlor Budde Nervenflüssigkeit, so dass er einen Gefühlsverlust in den Beinen erlitt. Nur Kleinstwege könne er ohne Hilfe selber gehen, erzählt der Teenager. Für viele Menschen ist ein derartiges Schicksal nur schwer vorstellbar – für Alexander Budde ist es seit 18 Jahren Realität.

„2012 wurde ich zu einem Try-Out eingeladen. Da wusste ich sofort, dass Rollstuhlbasketball meine Sportart ist. Mein Vater hat auch selber Basketball gespielt, als kleines Kind war ich also immer schon in der Halle mit dabei.“, erinnert sich Budde. Seine Situation habe er mittlerweile akzeptiert. Hindernisse im Alltag nennt Budde „Challenges“, nicht „Probleme“.

Das ist seine Art, mit der Situation umzugehen. Nach vier Jahren bei Blau-Weiss Buchholz wechselte der damals 16-Jährige ins Sportinternat nach Hannover. An sieben Tagen in der Woche lebt er in dem Vollzeit-Internat, seine Familie sieht er nur selten. „Die Perspektive in Hannover ist einfach besser gewesen.

Anfangs war es ungewohnt zu Hause auszuziehen. Für meine Eltern war es aber, glaube ich, noch ungewohnter“, sagt Budde. In Hannover besucht er die zwölfte Klasse einer Gesamtschule, die sich in enger Kooperation mit seinem Verein Hannover United befindet. Dort gehört er seit einem halben Jahr zum festen Kader der ersten Mannschaft. „Meine Schule unterstützt mich sehr. Oft bekomme ich Freistellungen, ich werde so viel wie möglich entlastet“, sagt der Teenager. Im nächsten Jahr wolle er sein Abitur machen, danach studieren. Was genau, wisse er noch nicht.

Alexander Budde (l.) mit Teamkollege Oliver Jantz.
Alexander Budde (l.) mit Teamkollege Oliver Jantz. © Hannover United | Hannover United

Für seinen Traum, in Tokio 2020 dabei zu sein, opfert der Maschener seine Freizeit. Neun bis zehn Mal pro Woche trainiert Budde, der auf der Center-Position spielt. „Der Tag geht in der Regel morgens um halb sieben mit Frühtraining los“, erklärt er. Danach folgen der Schulunterricht und eine weitere Trainingseinheit. „Mein Ziel sind die paralympischen Spiele, dafür gebe ich alles“.

Im Januar reiste er zum ersten Mal ins Trainingslager der A-Nationalmannschaft, im April folgt die nächste Sichtung. „Die Chancen für mich, bei Olympia dabei zu sein, sind auf jeden Fall vorhanden, es kommt jetzt auch auf den restlichen Saisonverlauf an“, weiß der 18-Jährige. Im Sommer nominieren die Bundestrainer Martin Otto und Nicolai Zeltinger bereits den vorläufigen Kader.

Doch lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt? „Auch ohne die Aussicht, davon später reich zu werden, würde ich den gleichen Weg zu 100 Prozent nochmal gehen“, sagt Alexander Budde. Auch für die Entwicklung seiner Persönlichkeit sei der Schritt nach Hannover wichtig gewesen. Abgesehen von Tokio 2020 habe er sich zum Ziel gesetzt, die Sportart noch stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. „Bei der Weltmeisterschaft letztes Jahr in Wilhelmsburg hat man bereits gemerkt, welche Begeisterung die Sportart entfachen kann. Die WM hat den Sport auf jeden Fall nochmal nach vorne gebracht“, erklärt Budde.

Die Auftritte im Nationaltrikot erfüllen ihn mit Stolz. „Wenn ich an mein erstes Jugend-Nationalmannschaftsspiel denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Man realisiert einfach, dass man sein Land repräsentieren darf“, sagt der Teenager. 2017 wurde Alexander Budde mit der U23-Nationalmannschaft Fünfter bei der Weltmeisterschaft in Toronto (Kanada). 2018 feierte er als Kapitän mit den U22-Junioren den zweiten Platz bei der Europameisterschaft. „Das alles gibt einem den Ansporn, den Sport genauso weiter zu betreiben“, sagt der Center.

Seit Anfang Februar steht der 18-Jährige außerdem zur Wahl zu Niedersachsens „Behindertensportler/-in des Jahres“. Noch bis zum 27. Februar läuft die Abstimmung auf der Internetseite des Behinderten-Sportverbandes Niedersachsen.

Mit seiner Mannschaft, Hannover United belegt der 18-Jährige den fünften Tabellenplatz in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Die in der Wilhelmsburger Inselparkhalle spielenden BG Baskets Hamburg liegen auf dem dritten Tabellenplatz.

Punktesystem

Gerecht Da jeder Spieler einen unterschiedlichen Grad der körperlichen Beeinträchtigung hat, werden die einzelnen Spieler beim Rollstuhlbasketball in ein Punktesystem eingeteilt. Dabei werden gänzlich gesunde Spieler mit der Punktzahl 4,5 bewertet. Die höchste Behinderungsstufe beträgt 1,0 Punkte. Die gesamte Punktanzahl einer Mannschaft darf maximal 14 Punkte betragen. Alexander Budde hat die Punktzahl 3,5, da er noch über gewisse Beinfunktionen, sowie eine gewisse Rumpfstabilität verfügt.