Buchholz. Beim Turnier in der Nordheidehalle verweist die Formation aus Velbert Abonnementsmeister Grün-Gold-Club Bremen auf den zweiten Platz.

Die besten acht Latein-Tanzformationen Deutschlands haben am vergangenen Wochenende in der Nordheidehalle Buchholz ihre Kräfte gemessen und sich den strengen Wertungsrichtern gestellt. Dabei konnte die Formation des Ausrichters Blau-Weiss Buchholz ihren Rang auf dem Treppchen festigen. Mit einer hervorragenden Leistung wurden die Tänzerinnen und Tänzer wieder einmal Dritte vor der TSG Bremerhaven und mussten nur den bislang Unbezwingbaren den Vorrang lassen. TSZ Velbert und Grün-Gold-Club Bremen waren zu stark für die Buchholzer.

Dabei war der Heimvorteil deutlich zu hören und zu sehen. Weil die Zuschauer ganz nahe an der Tanzfläche sitzen und die jubelnden Menschen auf der vollbesetzten Tribüne auch nur wenige Meter von den Tänzern getrennt sind, heißt die Nordheidehalle längst „Hexenkessel von Buchholz“. Und das auch diesmal zu Recht. Die Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Volksbank Lüneburger Heide hatte gefaltete Klatschhilfen verteilt. Eine clevere Maßnahme. Denn wer zwei Stunden lang immer wieder applaudiert, dem schmerzen am Ende die Hände. Doch der Applaus war gerechtfertigt. Das Publikum ließ sich von jeder Formation begeistern und mitreißen. Die zärtlich sanften Passagen der Choreographien konnte es aber auch zurückhaltend still genießen.

Bei aller Objektivität und Fairness, natürlich haben die Buchholzer ihre Blau-Weiss-Formation besonders laut und kräftig nach vorne getrieben. Mit einem kleinen Trick: In der Vorrunde und noch kräftiger bei ihrem Einmarsch im großen Finale bebte und zitterte die Halle. Laute Zurufe und frenetisches Klatschen – und das wurde, wie bei sonst keiner Formation, noch mit Fußgetrampel verstärkt. „So eine Stimmung habe ich hier noch nie erlebt“, sagte Cheftrainerin Franziska Becker. „Einfach unglaublich, wie das Publikum uns unterstützte. Das hat die Mannschaft regelrecht beflügelt“.

Dafür gab es von den Wertungsrichtern fünfmal die „3“ und zweimal die „4“. Damit festigten die Gastgeber ihren dritten Platz in der Bundesliga. Den angekündigten Angriff auf die Vizemeisterschaft aber mussten sie für diese Saison zurückstellen.

Dennoch hat sich an der Spitze im Hexenkessel von Buchholz geradezu Revolutionäres ereignet. Dabei muss man daran erinnern, dass im Jahr 2006 (als die Buchholzer Lateinformation ihren ersten schüchternen Auftritt in der Landesliga wagte), der Stern vom Grün-Gold-Club Bremen und dessen Trainerstar Roberto Albanese aufging. Seitdem sind die Bremer in ununterbrochener Reihenfolge zwölfmal Deutscher Meister geworden. Und im Dezember erst ertanzten sie sich in Shenzhen in China ihren neunten Weltmeistertitel.

Und was geschah jetzt ausgerechnet beim Turnier in Buchholz? Es wurde mucksmäuschenstill in der Nordheidehalle, als die sieben Wertungsrichter Aufstellung nahmen. Und als sie für Velbert zu den Tafeln mit den schwarzen Zahlen griffen, schien die Halle den Atem anzuhalten. Siebenmal die „1“. Ein Sturm brach los. Für den neunfachen Welt- und zwölffachen Deutschen Meister aus Bremen blieb nur sieben Mal die „2“.

Schon beim ersten Wettkampf vor 14 Tagen drängte die Formation des TSZ Velbert vorbei an die Spitze, allerdings nur äußerst knapp mit einer einzigen Wertung. War das nun die Wachablösung?

Björn Poll, der Chef der Formationstänzer von Blau-Weiss bleibt vorsichtig. „Bei jedem der fünf Bundesligawettkämpfe werden die Wertungsrichter gewechselt. In 14 Tagen in Bremerhaven kann es also wieder anders aussehen“. Für das junge Buchholzer Team soll es aber erneut einen Schritt nach vorne gehen. „Wir arbeiten und feilen weiter an unserem Auftritt“, verspricht Franziska Becker. „Der tosende Applaus hier hat uns auf unserem Weg bestärkt.“

Für Tilman Levine und Florian Köttner gab es eine besondere Auszeichnung. Sie tanzten ihr 50. Turnier und jeder erhielt einen Tanzschuh, der silbern glänzte. Der Applaus der Zuschauer allerdings war da schon spärlich. Denn mitten in der Siegerehrung gab es einen Feueralarm, der zweite falsche an diesem Abend. Und viele Besucher waren nicht mehr in die Halle zurückgekehrt.

Am Sonntag hatte dann der Nachwuchs seinen Wettkampf. In der Landesliga erreichten das D- und das E-Team mit ihrer neuen Choreographie „Ed und Olly“ Platz sechs und sieben. Spannend war das Auftaktturnier der C-Formation in der Regionalliga. Im Finale profitierte die Mannschaft vom Chaos bei der Wertung und wurde hinter Kiel und Bremen knapp Dritter.