Harburg. Nach dem Aufstieg in die Football-Oberliga Nord muss Headcoach Daniele Boemi mit seinem Team viel Aufbauarbeit leisten.
Eigentlich hatten sich die Hamburg Ravens bereits mit einem Verbleib in der Verbandsliga Nord abgefunden. Im Play-off-Halbfinale 2018 unterlag das Harburger American Football-Team den Hildesheim Invaders, die Aufstiegsträume platzten. Im Dezember dann die Überraschung: Durch einen frei gewordenen Platz in der viertklassigen Oberliga Nord dürfen sich die Harburger, wenn auch verspätet, doch über den Aufstieg freuen. Insbesondere der neue Head Coach Daniele Boemi (31) steht nun vor einer besonderen Herausforderung.
„Wir haben den größten Trainerstab in der Geschichte der Ravens“, sagt er. Gleich neun Trainerinnen und Trainer hat der gebürtige Harburger um sich geschart, manche „Coaches“ sind nur für eine Position zuständig. So gehen die Aufgabenbereiche der Trainer vom „Special Teams Coordinator“, über den „Wide Receiver Coach“, bis hin zu einem eigenen Athletik-Trainer. „Ich habe mir Coaches geholt, denen ich zu 100 Prozent vertraue. Das ist schon ein richtig familiäres Gefühl“, sagt Head Coach Boemi.
Momentan stünde er im täglichen Austausch mit dem Trainerteam, insbesondere die Ausarbeitung des sogenannten „Playbooks“ erfordert viele Stunden Arbeit. Das Playbook beinhaltet alle Spielzüge und Laufwege, die das Team kennen muss. Nur so weiß die Mannschaft im Spiel, welchen Spielzug der Trainer sehen will. „Wie viele Stunden man daran arbeitet, ist schwer zu sagen. Vor ein paar Tagen ist mir um zwei Uhr nachts noch etwas eingefallen, das musste ich meinem Trainerstab dann erstmal erzählen“, berichtet Boemi.
Spätestens zum ersten Testspiel am 16. März gegen die Frisia Warriors müsse das Playbook stehen – und die Spieler es gelernt haben. „Wir haben erst mit dem Playbook angefangen, als wir ungefähr wussten, was für Spieler uns zur Verfügung stehen“, sagt Boemi. „Es ist wichtig, das Ganze auf den Kader abzustimmen.“
Michael Haß, erster Vorsitzender der Ravens und aktiver Spieler in Personalunion, half bei der Kaderzusammenstellung mit. „Der Aufstieg ist natürlich ein wichtiges Argument im Kampf um neue Spieler. Menschlich muss es am Ende aber auch immer passen“, sagt Haß. Mit Malte Grote vom Regionalligisten Hamburg Blue Devils konnten die Harburger ihren ersten hochkarätigen Neuzugang vermelden. „Malte ist eine echte Allzweckwaffe, 110 Kilogramm schwer, offensiv und defensiv einsetzbar“, weiß Michael Haß. In den nächsten Wochen sollen weitere Neuzugänge dazu kommen, darunter noch „ein, zwei richtige Kracher“, wie Haß andeutet.
„Wir wollen beim Training immer 35 bis 40 Spieler haben, um optimal trainieren zu können“, sagt Head Coach Daniele Boemi. Der gebürtige Harburger lief von 2013 bis 2017 noch selber für die Hamburg Ravens auf. Im letzten Jahr habe ihm der Abstand zum Team gut getan. Für die Hamburg Blue Devils lief der 31-Jährige in der letzten Saison noch in der Regionalliga auf, nun geht er in seine erste Saison als Head Coach. „Als ich zugesagt habe, war ich schon etwas aufgeregt. Mittlerweile hat sich das aber gelegt“, erzählt Boemi. Trotz seiner Jugend gebe es keine Autoritätsprobleme. „2018 hat Daniele wieder Abstand zu dem Team gewonnen. Dass er selber mal hier gespielt hat ist kein Problem, die Jungs folgen ihm. Ale ziehen hier am gleichen Strang“, sagt Michael Haß.
Nach dem ersten Testspiel geht es für die Ravens Ende März ins Trainingslager. Wo genau sich die Harburger auf die nächste Saison vorbereiten, bleibt geheim – zu groß sei die Gefahr, dass andere Teams im Trainingslager einstudierte Spielzüge ausspionieren. „Wir sind da sehr vorsichtig“, sagt Michael Haß. Grundsätzlich sei das Team-building ein wichtiger Faktor im Trainingslager. „Wir wollen hier ein neues Wir-Gefühl schaffen.“
Bis zum Saisonstart im April wartet noch viel Arbeit auf Neu-Trainer Boemi und sein Team. Die Zielsetzung stehe bereits fest. „Realistisch wäre der Klassenerhalt unser Ziel. Mein Wunschziel ist aber ein Platz im ersten Drittel der Tabelle. Als Sportler ist man da ehrgeizig“, sagt Daniele Boemi.