Langenbek. Das 17-jährige Basketballtalent der Hamburg Towers freut sich darauf, wieder für sein Team auflaufen zu können.

Der Gipsverband ist bereits ab, nur noch ein dünnes Tape erinnert an die Verletzung, die die bisherige Saison von Justus Hollatz ins Stocken brachte. Sehnenriss und Knochenabsplitterung in der linken Hand lautete die Diagnose vor Weihnachten – mindestens vier Wochen Zwangspause. Mittlerweile ist das 17-jährige Basketballtalent der Hamburg Towers bereit, neu anzugreifen. Läuft alles glatt, steigt der aus Langenbek stammende Hollatz in den nächsten Tagen wieder ins Mannschaftstraining ein.

„Ich habe gar nicht mitbekommen, wie die Verletzung genau passiert ist. Ich dachte mir, dass es nicht so schlimm wär und habe noch drei Minuten weitergespielt“, erinnert sich der 17-Jährige. Mit Towers-Kooperationspartner SC Rist Wedel traf er am 15. Dezember in der 2. Basketball-Bundesliga ProB auf die VfL SparkassenStars Bochum. „Die Nacht habe ich dann noch in Bochum beim Physio verbracht. Eigentlich sollte ich am nächsten Tag mit den Towers in Heidelberg spielen. Morgens wusste ich dann, dass daraus nichts wird“, erzählt der Point Guard.

Doppelt bitter: Der 17-jährige Hollatz wurde vor seiner Verletzung von Rekord-Nationalspieler Patrick Femerling für den Lehrgang der U18-Nationalmannschaft nominiert. Dieser fand vom 16. Bis 19. Dezember im Olympiastützpunkt Heidelberg statt. Doch anstatt zur Nationalmannschaft ging es für den Teenager samt Gipsverband zurück in den Norden. „Der Zeitpunkt war natürlich ungünstig. Trotzdem bin ich froh, dass ich überhaupt gesichtet wurde“, sagt er. „Immerhin habe ich mir die linke Hand verletzt, als Rechtshänder hatte ich Glück im Unglück. Die freie Zeit habe ich dann genutzt, um mal Zeit mit meinen Freunden zu verbringen.“

Zeit spielt im Leben des 17-jährigen eine entscheidende Rolle. Vormittags besucht der Langenbeker eine Sportlerklasse an der Stadtteilschule „Alter Teichweg“ in Hamburg-Dulsberg. Bereits während der Schulzeit absolviert das Talent eine Einheit mit Trainern der Hamburg Towers. Nach Schulschluss bleibt keine Zeit, mit U- und S-Bahn geht es auf direktem Weg in die Wilhelmsburger Inselparkhalle zum Nachmittagstraining des Zweitligisten. Am Wochenende füllen in der Regel Spiele für Rist Wedel und die Hamburg Towers den Terminkalender.

„Oft spiele ich freitags bei Wedel und am Sonntag bei den Towers. Wenn ich nicht lernen muss, versuche ich mich samstags mit meinen Freunden zu treffen“, sagt Hollatz. Auch auf langen Auswärtsfahrten gilt häufig: Während die Teamkollegen schlafen, lernt Justus Hollatz für die Schule. „Die Schule versucht zwar Hausaufgaben zu minimieren und maximal zwei Klausuren pro Woche schreiben zu lassen. Als wir auswärts in Hagen gespielt haben, musste ich am Montag aber eine Mathearbeit schreiben. Alle haben im Bus geschlafen oder Serien geschaut und ich saß da als Einziger mit meinem Mathebuch“, erzählt er. Ob sich der Aufwand gelohnt habe? „13 Punkte!“, freut sich der 17-Jährige.

Nach vier Wochen Verletzungspause plant der 17-Jährige sein Comeback. 
Nach vier Wochen Verletzungspause plant der 17-Jährige sein Comeback.  © Maximilian Bronner | Maximilian Bronner

Anfangs sei die Doppelbelastung sehr anstrengend gewesen, gibt das Talent zu. „Einmal haben wir auswärts in Karlsruhe gespielt und sind erst spät in der Nacht wiedergekommen. Ein paar Stunden später musste ich dann mit Rist Wedel nach Wolfenbüttel fahren. Das war schon gewöhnungsbedürftig“, erzählt der Langenbeker.

Rein sportlich lief es für den 17-Jährigen bis zur Verletzung überaus gut, die Wilhelmsburger sind mit dem zweiten Tabellenplatz voll auf Aufstiegskurs. „Ich bin überrascht, wie viel Spielzeit mir der Trainer gibt. Im Topspiel gegen Trier durfte ich sogar ganze 20 Minuten spielen. Eine Aktion von mir wurde später zum „Play of the Game“ gewählt – das war schon etwas Besonderes“, sagt Justus Hollatz.

Towers-Head Coach Mike Taylor lobt seinen jüngsten Spieler: „Er ist jemand, der seinem Alter zum Trotz schon wesentliche Minuten bei uns in der ProA bekommt und in der ProB für Wedel überzeugt. Er ist eines der größten Basketballtalente, das Hamburg hervorgebracht hat.“ Auf das Trainerlob angesprochen, reagiert Hollatz überrascht. „Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er das gesagt hat. Das ist natürlich cool zu hören, ich darf mich darauf aber nicht ausruhen und muss weiter hart arbeiten.“

Im November siegte er im Familienduell mit seinem älteren Bruder Jacob Hollatz, der in Oldenburg auf Körbejagd geht. Mit 86:80 siegte der 17-Jährige mit Rist Wedel gegen die Oldenburger Junior Baskets. „Da zieht man sich natürlich danach gegenseitig auf. Das Problem war, dass mein Bruder die beiden Spiele davor gegen mich gewonnen hat. Seiner Meinung nach liegt er noch mit 2:1 in Führung. Normalerweise freut man sich auch für die Erfolge des anderen“, erzählt Justus Hollatz.

Ein möglicher Stolperstein in der steilen Karriere des 17-Jährigen könnte Towers-Winterneuzugang Carlton Guyton (28) werden. Der wie Hollatz auch als Point Guard einsetzbare US-Amerikaner intensiviert den Konkurrenzkampf auf der Spielmacher-Position. Der 17-Jährige bleibt jedoch gelassen. „Ich habe bereits mit unserem Co-Trainer gesprochen. Sie freuen sich, wenn ich wieder dabei bin. Und wenn ich wieder regelmäßig und gut trainiere, bin ich mir sicher, dass ich auch wieder in die Rotation komme“, sagt Justus Hollatz.

Grundsätzlich fühle er sich angekommen in Liga zwei. „Wenn ich überlege, wie nervös ich in den ersten Spielen war, habe ich mich im Laufe der Hinrunde schon daran gewöhnt. Nach meiner Verletzung werde ich wohl erstmal ein bis zwei Wochen brauchen, bis ich wieder richtig drin bin. Aber das ist ganz normal“, erklärt er. Am meisten müsse er noch an seiner Physis arbeiten, erzählt der Teenager. „Meine Übersicht und Entscheidungsstärke sind schon ziemlich gut. Besser werden müssen aber die Defense und mein Wurf. Als Mannschaft müssen wir außerdem auswärts stabiler werden“, weiß Hollatz.

Für sein Comeback in der zweiten Liga visiert der Langenbeker den 27. Januar an. Um 17 Uhr empfangen die Türme die MLP Academics Heidelberg im Wilhelmsburger Inselpark.