Neugraben. Neujahrsempfang: Der Fußball-Club geht in seiner Rolle als Stützpunktverein auf und bekommt erneut Preise.
Wenn im voll besetzten Vereinshaus des FC Süderelbe der Erste Vorsitzende mit dem Versprechen das Wort ergreift: „Ich will mich kurz fassen bei meinem Rückblick“, dann sind wir beim Neujahrsempfang. Als Joachim Stoltzenberg von der Berufs- und Ausbildungsmesse berichtete, die der Verein zum fünften Mal mit großem Erfolg organisierte, konnte er für das neue Jahr eine Steigerung ankündigen: „Sie wird diesmal am 17. und 18. Mai in der großen CU-Arena veranstaltet. Und Uwe Seeler hat die Schirmherrschaft für unsere Jobmesse übernommen. Ich kann Euch versprechen: Es wird ein tolles Fest für unseren ganzen Süderelbe-Raum.“
Das ist überhaupt die wichtigste Botschaft bei diesem traditionellen Rückblick auf das alte und der Vorfreude auf das neue Jahr: Der Fußballclub Süderelbe von 1949 hat sich in den 70 Jahren seines Bestehens längst über den reinen Sportverein hinaus zu einem gesellschaftlichen und auch geselligen Zentrum der südlichen Hamburger Stadtteile entwickelt.
Nicht erst seit der Flüchtlingswelle wird Integration groß geschrieben
Jugendarbeit im Süderelberaum war schon immer und ist durch die Flüchtlingswelle und die großen Neuansiedlungen doppelte und dreifache Integrationsarbeit. Das wird in Hamburg und weit darüber hinaus anerkannt. Der Hamburger Fußball-Verband hat dem FC Süderelbe bereits zum zweiten Mal den Vereins-Ehrenamtspreis verliehen. Vom Deutschen Olympischen Sportbund ist dem Fußballclub die Auszeichnung „Anerkannter Stützpunkt für Integration durch Sport“ verliehen worden. Die finanzielle Unterstützung, die damit verbunden ist, hat eher symbolischen Charakter.
„Integration durch Sport“, das ist am Kiesbarg eine vielfältige Aufgabe. „Wir bemühen uns gerade, auch behinderte Kinder in Mannschaften zu integrieren“, erzählt Anja Annuß, die Integrationsbeauftragte des Vereins. „Mich hat überrascht, wie unbefangen Kinder diejenigen aufnehmen und mitspielen lassen, die sich geistig schwerer tun. Wir hoffen für diesen Neuanfang, dass mehr Eltern ihre Kleinen zum Fußball bringen.“
Gute Nachwuchsarbeit ist die Basis für die Oberligaherren
Als Stützpunktverein für Integration gibt es Lob und Ehrenurkunden. Mehr finanzielle Unterstützung wäre den Verantwortlichen auch willkommen. „Für zehn Euro im Monat bieten wir den Kindern bis zu 30 betreute Stunden“, nennt Joachim Stoltzenberg die Fakten. „Das können wir nur leisten, weil bei uns 160 ehrenamtliche Helfer im Einsatz sind. Rechnet man deren Einsatz mit einem Stundenlohn von zehn Euro hoch, summiert sich das auf eine halbe Million Euro im Jahr. Daran will ich hier beim Neujahrsempfang auch einmal erinnern. Und vor allem dafür Danke sagen.“
Als Stoltzenberg, seit einem halben Jahr offiziell an der Spitze der 900 Mitglieder, das Wort an den Zweiten Vorsitzenden Matthias Nehls – er ist neben Stefan Arlt und Tobias Annuß einer von drei Zweiten Vorsitzenden – übergab, blieb dem nicht mehr viel. „Joachim hat ja schon alles gelobt und kritisiert, was ich auch auf dem Zettel hatte. Da ich meinen Zettel ohnehin vergessen habe, fasse ich mich wirklich kurz“.
Nur Altona 93 hat in der Oberliga einen höheren Zuschauerschnitt
Der Amateurfußball ist tot – das ist immer öfter und lauter wegen der meist leeren Zuschauerränge zu hören. Nur am Kiesbarg bei Heimspielen am Freitagabend ist noch Stimmung zu erleben. „Wir haben einen Schnitt von 380 Besuchern“, bekräftigt Nehls. „Nur Altona 93 hat meines Wissens mehr in der Oberliga“. Dabei hat Süderelbe nach dem VfL Pinneberg den niedrigsten Ligaetat.
Dass der FC Süderelbe der einzige Klub ist, der die so ruhmreiche Harburger Fußball-Tradition in Hamburgs höchster Amateurklasse vertritt, entspringt auch der vorbildlichen Jugendarbeit. Von den 18 Nachwuchsmannschaften haben sich die A-Jugend, die B- und auch die C-Jugend in Hamburgs höchste Klasse geschossen.
Noch mehr Gelächter als bei der Geschichte mit dem vergessenen Zettel löste der Mann aus, der seit 20 Jahren vor allem die Ligamannschaft des FC Süderelbe repräsentiert, als er sich die Freunde vom FTSV Altenwerder zur Brust nahm. „Nie wieder darf es passieren, dass unsere Liga bei euch aufläuft und ihr lasst unsere Anhänger in der Sonne verdursten“, forderte Nehls. Es gab kein Bier bei Altenwerder. Und das beim nachbarlichen Schlagerspiel im Oddsetpokal. Pardon, es gab einen einzelnen Zapfhahn – für 500 Besucher.
Sportlicher Tiefpunkt war die Pokal-Niederlage beim FTSV Altenwerder
Nachvollziehbar war die Erklärung von Torsten Müsse, dem Vorsitzenden des FTSV Altenwerder. „Eine Woche vorher hatten wir am Postweg das Finale im Harburg-Pokal mit 1:8 gegen Süderelbe verloren. Das Finale war einmal ein Großereignis im Harburger Fußball. Diesmal waren knapp 200 Zuschauer da. Dass Süderelbe zum Oddsetpokal so viele Anhänger mitbringen würde, hat keiner von uns für möglich gehalten.“ Die Fans des FC Süderelbe hielten hatten auch nicht für möglich gehalten, dass sich ihre Oberligafußballer vom Bezirksligisten Altenwerder mit 1:2 aus dem Pokal kicken ließen. Na, denn Prost, möchte man sagen.