Winsen. MTV Borstel-Sangenstedt muss sich wie im Vorjahr mit dem zweiten Platz begnügen. Bis zu 850 Zuschauer sorgen für Stimmung.

Noch lange nach der Schlusssirene standen sie kopfschüttelnd in der Ecke vor ihren Fans und wollten nicht glauben, was eben passiert war. Genau wie vor einem Jahr standen die Bezirksliga-Fußballer des MTV Borstel-Sangenstedt im Endspiel um den Sparkassen-Cup der Stadt Winsen, genau wie vor einem Jahr mussten sie mit dem zweiten Platz vorlieb nehmen. 2018 war es der TSV Auetal gewesen, der der Mannschaft von Trainer René Schrader nach Verlängerung und Neunmeterschießen den Stadtpokal vor der Nase wegschnappte. Diesmal war es der große Stadtrivale TSV Winsen.

Die Gemüter der Grün-Weißen erhitzten sich vor allem an einer Szene 30 Sekunden vor dem Ende der regulären elf Spielminuten. War es ein Grätschen, war es ein normaler Zweikampf, war es ein Foul, wurde der Ball gespielt? Fakt ist, dass Schiedsrichter Alexander Schulz (MTV Egestorf) pfiff und auf indirekten Freistoß für die in Himmelblau gewandeten Winsener entschied. Maximilian Schmidt tippte die Kugel an, Ali Hamade versenkte sie aus neun Meter halblinks im Gehäuse von MTV-Keeper Kenneth Pagels.

Umstrittener Freistoß 30 Sekunden vor dem Ende entscheidet das Finale

Borstel blieben noch etwa 20 Sekunden, um mit dem Ausgleichstreffer die Verlängerung zu erzwingen. Eine eine echte Torchance konnten sie nicht mehr kreieren. So lagen sich wenig später die Akteure des Landesligisten TSV Winsen jubelnd in den Armen. Für sie war es der erste Gewinn des Stadtpokals seit dem Januar 2016. Auch damals hieß der Finalgegner MTV Borstel-Sangen­stedt, Winsen gewann mit 3:2.

„Wir reden hier von Fußball und verstehen es immer noch nicht, wie man so einen Freistoß pfeifen kann“, ist auf der Facebookseite der Ersten Herren aus Borstel zu lesen. „Trotzdem Glückwunsch an Winsen.“ Obmann Peter König meinte: „30 Sekunden vor Schluss muss man mehr Fingerspitzengefühl haben. Bei einer so strittigen Szene kann man keinen Freistoß geben.“ Selbst Winsens Trainer Henrik Titze, wenn auch 30 Meter entfernt, stimmte mit ein: „Ich hätte nicht gedacht, dass er pfeift.“

Dominik Heuer (r.) blockt im Finale einen Schuss von Winsens Matti Wilcke.
Dominik Heuer (r.) blockt im Finale einen Schuss von Winsens Matti Wilcke. © HA | Markus Steinbrück

Egal wie das Tor des Tages zustande kam, Fakt ist auch, dass der TSV Winsen den Stadtpokal 2019 nicht unverdient gewann. In einem eher chancenarmen Endspiel, in dem beide Clubs keinen Fehler machen wollten, hatten die Winsener etwas mehr vom Spiel und waren etwas gefährlicher. „Es ist auch eine Qualität, im richtigen Moment da zu sein“, sagte Winsens Spielertrainer Henrik Titze, der nach einer Trainingsverletzung nicht selbst im Tor stehen konnte. Stattdessen übernahm in der Vorrunde Feldspieler Sascha Krause seinen Part, bevor ab dem Viertelfinale Maik Steinwender, der zuvor „Kinderdienst“ gehabt hatte, das Winsener Tor hütete.

In der Gruppe A, in der der Landesligist nur auf Mannschaften aus der Kreisliga und Kreisklasse traf, konnten die TSVer angesichts von zwei Siegen und zwei Unentschieden nicht überzeugen. „Das war nicht das Gelbe vom Ei“, so Henrik Titze. Dafür kam sein Team in der K.o.-Runde richtig in Fahrt. Die SG Elbdeich wurde mit 5:1 aus dem Turnier geschossen, im Halbfinale fegte der TSV Winsen dann Eintracht Elbmarsch mit 4:0 vom Parkett.

Torschützenkönig. Ehrung für Erkan Alkan (TSV Winsen, M.) durch Jan Schmidt, Wilfried Wiegel (Sparkasse), Simon Heinrich und Bürgermeister André Wiese (v.l.).
Torschützenkönig. Ehrung für Erkan Alkan (TSV Winsen, M.) durch Jan Schmidt, Wilfried Wiegel (Sparkasse), Simon Heinrich und Bürgermeister André Wiese (v.l.). © HA | Markus Steinbrück

Stärkster Spieler beim Stadtpokalsieger 2019 war Erkan Alkan, der wie in besten Zeiten wirbelte und insgesamt sieben Tore schoss. Im Shoot-out um den Sachpreis für den besten Torschützen setzte er sich gegen Ali Moslehe (Elbmarsch/ebenfalls sieben Tore) durch. „Erkan ist ein super Hallenspieler“, sagte Henrik Titze, der nach der Knöchelverletzung von Moritz Bahn mit der Turnierleitung Rücksprache hielt und stattdessen Abdul Rauf einsetzen durfte. Zum besten Torhüter des Sparkassen-Cups 2019 wählten die Trainer aller zehn Mannschaften Kenneth Pagels vom MTV Borstel-Sangenstedt.

Der neu formierte Titelverteidiger TSV Auetal, der auch als Ausrichter fungierte, erreichte sein sportliches Minimalziel, das Viertelfinale. Auetal kam aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber dem TSV Stelle (beide 3 Punkte) in die K.o.-Phase. „In der Vorrunde sind wir etwas glücklich weitergekommen“, sagte Trainer Jan Schmidt, „im Viertelfinale haben wir uns recht gut verkauft.“ Der spätere Finalist Borstel-Sangenstedt gewann nur mit 3:2. Bjarne Raßmann, einer von nur zwei Spielern, die beim Turniersieg vor einem Jahr dabei gewesen waren, schoss in dieser Partie beide Tore für den TSV Auetal.

Kenneth Pagels (Borstel) wurde als bester Torhüter des Stadtpokals ausgezeichnet.
Kenneth Pagels (Borstel) wurde als bester Torhüter des Stadtpokals ausgezeichnet. © HA | Markus Steinbrück

„Für viele unserer jungen Spielern war es das erste Turnier vor so einer Kulisse. Trotz Nervosität sind sie ruhig geblieben. Insgesamt bin ich zufrieden und denke, dass uns diese Erfahrung weiterhelfen wird.“ In den kommenden Wochen spielen die Kreisliga-Fußballer aus Toppenstedt noch bei Hallenturnieren am 19. Januar in Salzhausen und 26. Januar in Heidenau mit.

Lautstärke, Emotionen, gute Stimmung, Fair Play und keine Verletzungen – ein rundum positives Fazit zog auch Hauptorganisator Simon Heinrich, zugleich stellvertretenden Fußballobmann beim TSV Auetal. „Ich habe keine einziges Spiel komplett gesehen, weil ich nur unterwegs war“, sagte der Mann, der knapp 50 freiwillige Helferinnen und Helfer aus der Fußball- und Handballabteilung koordinierte.

St. Pauli-Profi Florian Carstens guckte auf der Tribüne zu

Gegen Abend musste Heinrich sogar Getränke nachbestellen und auch die Bändchen fürs Handgelenk, die als Eintrittskarten dienten, waren ausverkauft. „Ich schätze, dass wir über den Tag verteilt 800 bis 850 Zuschauer in der Halle hatten“, sagte Simon Heinrich. „Stadtpokal bedeutet viel Aufwand, aber auch viel Ertrag.“ Der Überschuss wird den Fußballern zugute kommen, ein konkretes Projekte gebe es aber noch nicht.

Als prominenter Gast verfolgte Florian Carstens die Finalspiele in der Winarena. Der 20 Jahre alte Abwehrspieler vom FC St. Pauli erzielte kurz vor Weihnachten sein erstes Profitor für den Zweitligisten. Carstens ist in Marschacht aufgewachsen und loste die Gruppen für den Nik-Bödder-Cup aus, der kommenden Sonnabend in Tespe ausgespielt wird.