Buxtehude/Hamburg. Der 19 Jahre alte Rückraumspieler aus Buxtehude würde den im Sommer auslaufenden Vertrag beim HSV Handball gern verlängern.
Dominik Axmann sitzt auf dem Hallenparkett der Barclaycard-Arena. Mit einem Lachen im Gesicht ruft er: „Wir sind Hamburg!“ Vorsänger Torsten Lucht gibt den Takt vor, immer wieder schallt es „Wir sind Haaaamburg!“ durch die riesige Mehrzweckhalle im Hamburger Volkspark. Vor wenigen Minuten hatte der Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) die Zweitliga-Spitzenmannschaft TuSEM Essen mit 33:32 besiegt.
Axmann feierte nach zweiwöchiger Zwangspause wegen einer Muskelverletzung sein Comeback, die letzten 20 Minuten der Partie half der 19 Jahre alte Buxtehuder mit, die Führung seines HSVH über die Zeit zu bringen. Beim Stand von 24:20 schenkte ihm Trainer Torsten „Toto“ Jansen das Vertrauen, Axmann zahlte es mit einer kämpferisch engagierten Leistung zurück.
Der Großteil der 9702 Handballfans standen noch Minuten nach dem Spiel auf ihren Plätzen, feierten Axmann und seine Teamkollegen. Normalerweise spielen die Zweitliga-Handballer in der Sporthalle Hamburg, auch bekannt als Alsterdorfer Halle. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit präsentiert sich die Mannschaft allerdings in der größeren Barclaycard-Arena. Fast schon routiniert folgen für Dominik Axmann das Abklatschen mit den Fans, die Glückwünsche seiner Freundin und eine kurze Spielanalyse mit der Familie.
Rückblick: Vor einem halben Jahr stand das Buxtehuder Rückraumtalent vor einer ungewissen Saison. Mit Torwart Marcel Kokoszka und Rückraumspieler Leif Tissier war Axmann einer von drei A-Jugend-Spielern, die in den Herrenbereich aufrückten. Gerade hatte die Herrenmannschaft den Aufstieg von der Dritten Liga in die Zweite Bundesliga geschafft – und stand folglich vor einer harten Saison in der zweithöchsten deutschen Spielklasse.
Bis dato lief es im Leben des 19-Jährigen immer nach Plan. Zehn Jahre in der Jugend des Buxtehuder SV, dann der Wechsel nach Hamburg. Internatszimmer am Olympiastützpunkt in Dulsberg, mit 189 Toren erfolgreichster Werfer der A-Jugend-Bundesliga. 2017 der erste Zweijahresvertrag beim HSV, 2018 Abitur mit der Abschlussnote 1,4.
Vater Olaf Axmann lief einst für Bad Bramstedt in der Zweiten Liga und Regionalliga auf, Schwester Natalie spielt für das Zweitligateam der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten. Mutter Heike Axmann wurde 1993 mit der deutschen Nationalmannschaft sogar Weltmeisterin. Eine Handballer-Familie eben – der Weg schien auch für Dominik vorgezeichnet. Doch ganz so einfach ist es dann eben doch nicht.
Vater Olaf und Schwester Natalie in der 2. Liga, Mutter Heike war Weltmeisterin
Zu Beginn der aktuellen Saison wartete der harte Abstiegskampf in der zweiten Liga. Ungewiss, wie viel Spielzeit der 19-Jährige erhalten würde. Doch Trainer Jansen setzte auf das Talent aus Buxtehude. „Für mich persönlich lief das letzte halbe Jahr ganz gut, ich bekomme viel Spielzeit. Als Mannschaft hätten wir vielleicht noch ein bis zwei Siege mehr holen können“, sagt Axmann.
Fünf der 20 Teams steigen am Saisonende aus der zweiten Liga ab, zur Winterpause steht der HSVH auf dem 14. Tabellenplatz. Nur ein Punkt trennt das junge Team von den ersten Abstiegsplätzen. „In der Rückrunde sollten wir noch mehr an unserer Sicherheit arbeiten und ein bisschen selbstbewusster werden, damit wir auch in den knappen Spielen am Ende gewinnen“, weiß Axmann. In der Winterpause steht der Buxtehuder bei 38 Toren in 18 Einsätzen. Nach Kapitän Lukas Ossenkopp ist Dominik Axmann der erste, dem Coach Torsten Jansen bei Siebenmetern das Vertrauen schenkt.
Wenn der HSV den Vertrag verlängert, zieht Dominik von Buxtehude nach Hamburg
Bis zu acht Mal pro Woche bittet „Toto“ Jansen zum Training, Axmann pendelt zwischen Buxtehude und Hamburg. Im Herbst absolvierte der 19-Jährige ein dreimonatiges Praktikum bei Airbus. „Ich würde gerne Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Wo genau, ist noch unklar, da mein Vertrag im Sommer ausläuft. In den nächsten Wochen wird entschieden, wie es für mich weitergeht“, erklärt er. Es gebe aber Tendenz, in Hamburg zu bleiben.
Trainer Torsten Jansen und Vizepräsident Martin Schwalb möchten das Talent halten. „Toto und Schwalbe sind da schon auf mich zugekommen. Die Stadt ist super, die Fans machen Spaß und deshalb würde ich hier natürlich auch gerne weitermachen. Man wird sehen, was passiert“, sagt Axmann. Momentan wohnt Dominik noch bei seinen Eltern. „Wenn ich meinen Vertrag verlängere, werde ich auf jeden Fall im Frühjahr oder Sommer in eine eigene Wohnung nach Hamburg umziehen“, legt sich Axmann fest.
Trotz seiner ersten erfolgreichen Saisonhälfte bleibt Dominik Axmann bescheiden. „Ich sehe mich nicht als Profi. Profi ist für mich Erste Bundesliga, und das ist für mich ganz weit weg. Ich mach mir da keine Gedanken, wie man mich sieht. Ich mach einfach mein Ding weiter.“ Auf die Frage, ob er schon einmal erkannt worden sei, muss der 19-Jährige schmunzeln. „Erkannt wurde ich in Hamburg so noch nicht. Hamburg ist aber auch eine riesige Stadt. In Buxtehude kennt man mich schon eher, wenn ich mal in der Halle Nord bin zum Beispiel“, sagt er.
Auch wenn sich Dominik Axmann nicht als Profi sieht – so ist er zweifelslos eines: Angekommen. „Natürlich gibt es immer noch viele Sachen, die man verbessern kann. Aber ich denke, dass ich jetzt hier in der Mannschaft und in der zweiten Liga Fuß gefasst habe.“ Für die Rückrunde hat er sich vorgenommen, mit der Mannschaft souveräner gegen den Abstieg zu spielen und einen Mittelfeldplatz anzupeilen.
Nächstes Zweitligaspiel erst am 10. Februar gegen Spitzenreiter Balingen
Auch die 2. Bundesliga legt wegen der Handball-Weltmeisterschaft der Männer in Deutschland und Dänemark eine sechswöchige Spielpause ein. Im ersten Spiel danach empfängt der HSV Hamburg am Sonntag, 10. Februar, die HBW Balingen-Weilstetten, also den Tabellenführer, in der Sporthalle Hamburg – möglicherweise geht Dominik Axmann dann bereits mit dem Schwung einer frischen Vertragsverlängerung auf Torejagd.