Ashausen. Spannende Tage für die Läuferin aus Ashausen: Crosslaufsieg in Winsen, dann 18. Geburtstag und am 9. Januar startet der Flieger.

Am 23. Dezember ist Lena Helmboldt 18 Jahre alt geworden. Sieben Tage zuvor gelang ihr beim Sparkassen-Advents-Crosslauf der LG Nordheide in Winsen ein Sieg. Über 4000 Meter war sie nicht nur die schnellste Läuferin der U20-Jugend, sie war schnellste weibliche Läuferin überhaupt. Ein schöner Jahresabschluss für die Mittelstrecklerin von der LG Nordheide, gleichzeitig auch ein schöner Abschluss ihrer Laufkarriere. Zumindest vorläufig, denn die nun Volljährige wird sich eine Auszeit von mindestens einem halben Jahr gönnen. „Es war mein letztes Rennen. Am 9. Januar geht es los auf Weltreise“, erzählt sie und kann sich bei dem Gedanken ein Grinsen nicht verkneifen.

„Thailand, Neuseeland und Aus­tralien sind unsere Stationen“, nennt Lena Helmboldt die geplante Route, die sie gemeinsam mit einer Freundin in Angriff nimmt. „Das ist eine Standardroute, aber trotzdem cool.“ Lena ist die Tochter von Birthe und Rolf Helmboldt aus Ashausen. Der heute 56 Jahre alte Rolf war ebenfalls erfolgreicher Langstreckenläufer für LG Nordheide, TSV Stelle und Eintracht Hittfeld. Bis vor wenigen Monaten trainierte er die LGN-Laufgruppe in Winsen. Auch Lenas ein Jahr älterer Bruder Rico ist Läufer, er wurde beim Advents-Crosslauf Zweiter in der U20-Jugend.

Auch Vater Rolf und Bruder Rico waren und sind erfolgreiche Läufer

Zurück zur Tochter der laufenden Familie. Lena Helmboldt legte im Sommer 2018 am Luhe-Gymnasium in Roydorf ihr Abitur ab. Sie gehörte zum vorletzten Jahrgang in Niedersachsen, der nach zwölf Schuljahren fertig war. Erst auf hartnäckige Nachfrage rückt sie mit ihrer Abinote heraus: Die 1,3 eröffnen der 18-Jährigen zahlreiche Möglichkeiten. Doch dazu später mehr.

Im vergangenen halben Jahr war sie fast täglich im Schützengehölz anzutreffen. Allerdings weniger auf den Laufstrecken im kleinen Waldgebiet. Ihr Ziel war das zwischen Bahnhof und Stadthalle ansässige Unternehmen Dr. Loges, das sich als Sponsor für den Run for Help und den Stadt- und Deichlauf in Winsen engagiert. Lena Helmboldt jobbte bei Dr. Loges, um Geld für ihre Weltreise zu verdienen. „Mit 1000 Euro pro Monat müsste man gut rumkommen“, lautet die Kalkulation.

Nach sechs Wochen in Thailand geht es für eine Woche nach Singapur

Das erste Ziel der Mini-Reisegruppe ist für sechs Wochen Thailand. „In den meisten Ländern muss man bei der Einreise ein Flugticket für die Weiter- oder Rückreise vorweisen“, berichtet Lena. Auch sie und ihre Freundin haben den Weiterflug nach Singapur gebucht, Aufenthaltsdauer in der ultramodernen Metropole: eine Woche. „Durch den Zwischenstopp werden die Tickets nach Neuseeland günstiger. Außerdem gibt es in Singapur viel zu sehen“, so Helmboldt. Anschließend folgen die wichtigsten Ziele der Weltreise: jeweils zwei Monate Neuseeland und Australien. „Viele unserer Freunde sind dort unterwegs. Wir werden uns mit dem einen oder anderen treffen.“

Wenn Lena Helmboldt den Blick zurück richtet auf ihr Sportjahr 2018, fällt das Fazit nüchtern aus: „Eher Flaute. Es lief nicht so gut.“ Das beste Ergebnis erzielte sie bereits im Januar bei den Landeshallenmeisterschaften in Hannover, als sie ihre bevorzugte Strecke, die 1500 Meter, in 4:49,75 Minuten lief und Vierte wurde.

Mit offenen Harren sieht man Lena Helmboldt in Wettkämpfen so gut wie nie.
Mit offenen Harren sieht man Lena Helmboldt in Wettkämpfen so gut wie nie. © HA | Birthe Helmboldt

Eigentlich laufe ich 800 Meter noch lieber, aber dafür fehlt die Grundschnelligkeit“, sagt die junge Frau, die seit einer Phase des starken Wachstums immer wieder mit Problemen im Knie zu kämpfen hat und nur eingeschränkt trainieren kann. Aus der Sommersaison kann sie sich an ein ordentliches Rennen in Verden/Aller erinnern. 4:51 Minuten über 1500 Meter waren aber eine Sekunde zu langsam, um sich für die deutschen Jugendmeisterschaften zu qualifizieren.

Für die Zeit nach dem Trip ans andere Ende der Welt hat Lena Helmboldt konkrete Vorstellungen. „Ich hab im Mai den Eignungstest an der Spoho gemacht“, sagt sie. Natürlich hat sie bestanden, diese bei vielen Bewerbern gefürchtete Überprüfung von Fähigkeiten in den unterschiedlichsten Sportarten an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Die ist eigentlich unter dem Kürzel DSHS bekannt, bei den Studierenden ist aber der Begriff Spoho gebräuchlicher.

Im Oktober möchte sie ein Studium an der Deutschen Sporthochschule beginnen

Der bestandene Eignungstest garantiert keinen Studienplatz, aufgrund ihrer Abiturnote von 1,3 ist Helmboldt aber zuversichtlich, zu den besten Bewerbern zu gehören. Im Oktober 2019 möchte sie mit dem Lehramtsstudium beginnen, das zweite Fach neben Sport ist Mathematik.

Vielleicht ist Lena Helmboldt am dritten Advent 2019 dann auf Familienbesuch in Ashausen, startet wieder beim Adventscross im Schützengehölz und kann von einem bewegten Jahr erzählen. Eines dürfte sicher sein: der Begriff „eher Flaute“ wird nicht fallen.