Winsen. Hailezgi Meresie und Sven Schenk kämpfen im Winsener Schützengehölz um den Sieg auf der längsten Strecke.
Es war eine Augenweide, wie die beiden führenden Läufer im 9000-Meter-Lauf ihre Runden abspulten. Leicht und locker nahmen sie enge Wendungen, kämpften sich kleine Anstiege empor und ließen es rollen, wenn es wieder bergab ging. Die Zuschauer, unter ihnen natürlich viele Experten, die etwas vom Laufen verstehen, konnten sich gar nicht satt sehen am ästhetischen Laufstil und dem spannenden Zweikampf um den Sieg auf der längsten Distanz beim Sparkassen-Adventscross der LG Nordheide in Winsen.
Hailezgi Meresie von der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) und Sven Schenk vom Verein Trimago e.V. aus Magdeburg ließen sich nicht aus den Augen. Die erste Rennhälfte führte der 26 Jahre alte Magdeburger, dann setzte sich der zwei Jahre ältere HNT-Läufer an die Spitze und zog auf der letzten von neun Runden nochmal das Tempo an. Mit einem fulminanten Endspurt und einem Lächeln stürmte er die letzten 200 Meter die lange Gerade bis ins Ziel und klatschte wenig später mit Schenk ab. Dieser kam sieben Sekunden später als der Sieger nach 28:23 Minuten ins Ziel.
Nach 9000 Metern entscheiden sieben Sekunden über Platz eins und zwei
Schon während des Rennens hatten sich die Insider über die Bestzeiten ausgetauscht. Schenk war im Oktober den Halbmarathon in 1:12 Stunden gelaufen, Meresie beim Gewinn des Hamburger Meistertitels sogar 1:09 Stunden. „Ich kannte ihn vorher nicht“, erzählte Sven Schenk nach dem Rennen, „ich denke, dass wir beide schneller gelaufen sind als wir wollten. Es hat Spaß gemacht.“
Der 26-Jährige stammt aus dem Landkreis Uelzen, ist in Himbergen geboren und startete lange für die LG Hanstedt/Wellendorf/Wriedel. Zum 1. Januar 2019 wird er seinen Verein in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts verlassen und zum SV Rosche wechseln. Auch der drittplatzierte Markus Lindner (Lüneburger SV) wechselt nach Rosche, das ebenfalls im Kreis Uelzen liegt. „Ich habe in Magdeburg Sport studiert und bin jetzt Physiotherapeut“, so Schenk.
Schenk gewann eine Reise in die USA und lief Halbmarathon-Bestzeit
Magdeburg wird er auch deshalb in guter Erinnerung behalten, weil die Stadt für ihn zum Sprungbrett zum bisher beeindruckendsten Lauferlebnis wurde. In Magdeburg gewann Sven Schenk einen Sportscheck-Lauf und wurde gemeinsam mit vier weiteren Siegern zum Finalrennen nach Baltimore in den USA eingeladen. Fünf Betreuer, fünf Sieger und zehn Angehörige waren sechs Tage unterwegs. „Das war ein cooles Erlebnis“, erzählt Sven Schenk, der bei diesem Halbmarathonlauf eine persönliche Bestzeit (1:12 std.) aufstellte.
Seit dem 1. Oktober arbeitet er in einer Praxis für Physiotherapie in Schwerin. Da er außerhalb wohnt, legt er die 21 Kilometer zwischen Wohnung und Arbeitsstelle häufig mit dem Fahrrad zurück. „Gelaufen bin ich aber auch schon.“ Auf die Frage, warum er nicht zu einem Verein in Schwerin gewechselt sei, setzt er zu einem Plädoyer für seinen ersten Landesverband an. „In Niedersachsen ist einfach mehr los, sowohl was die Konkurrenz als auch die Zahl der Läufe angeht. Es zieht mich einfach wieder hierher“, sagte Sven Schenk.
Bei so vielen Trainingskilometern war es keine große Überraschung, dass sich beide Spitzenläufer aus dem ersten Rennen des Tages nicht mit einem Start zufrieden gaben. 100 Minuten nachdem Hailezgi Meresie und Sven Schenk das 9000-Meter-Ziel erreicht hatten, standen sie wieder an der Startlinie, um zum Abschluss des Adventscross die 5000 Meter lange Mittelstrecke in Angriff zu nehmen. Meresie schien die Strapazen besser verdaut zu haben. Der Läufer von der Haubruch-Neugrabener Turnerschaft kämpfte auch auf der Mittelstrecke lange um den Sieg.
Diesmal musste er sich aber um acht Sekunden geschlagen geben. Noch besser war Top-Läufer Matthias Jarck vom Hamburger SV. Sven Schenk wurde 40 Sekunden hinter dem Sieger diesmal Fünfter, noch vor dem zweiten HNT-Läufer Brhane Gebrebrhan (7. Platz). Die besten Vertreter der gastgebenden LG Nordheide landeten auf den Rängen acht (Christian Hespe) und neun (Jannik Schütt).
Jana Sussmann war auf Kreuzfahrt, Jonas Just aus Osterode krank
Mit 91 Läuferinnen und Läufern aus 28 Vereinen bewegte sich die Resonanz etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Allein fehlten diesmal die bekannten Namen aus der nationalen Spitze. Lokalmatadorin Jana Sussmann hatte einen guten Grund für ihr Fernbleiben, sie kehrte erst am Montag von einer Kreuzfahrt mit der Familie zurück. Der im Vorfeld angekündigte deutsche U18-Vizemeister über 1500 Meter, Jonas Just von der LG Osterode, musste die Reise vom Harz in die Nordheide wegen einer Erkrankung kurzfristig absagen.