Wilhelmsburg. Das Hamburg Towers Danceteam ist für die Weltmeisterschaft in Orlando/Florida qualifiziert – und hofft auf finanzielle Unterstützung.

Tanzen ist Regine Scheibels Leidenschaft. Bereits mit drei Jahren tanzte die Harburgerin Ballett, nach wenigen Jahren wechselte sie zum Hip-Hop. Seit dieser Saison ist die 22-Jährige Teil des Hamburg Towers Danceteam und unterstützt die Zweitligabasketballer bei den Heimspielen in der Wilhelmsburger Inselparkhalle. Über ein offenes Casting ergatterte sie einen der begehrten Plätze im Team. „Bei den Try-outs waren ungefähr 30 Bewerberinnen da. Am Ende wurden nur drei genommen“, erinnert sich Scheibel.

Im Mai startete die Gruppe bei der offenen Europameisterschaft in Bottrop. In der Kategorie „Senior/Hip-Hop“ belegten sie den zweiten Platz. „Dadurch, dass die Gewinner auch Männer mit im Team hatten, haben wir uns als bestes Frauenteam für die WM in den USA qualifiziert“, sagt Trainerin Janice Fabian (28).

2014 gründete die Harburgerin das Danceteam, gemeinsam mit der zweiten Trainerin Katja Baumgärtner coacht sie die 24 Tänzerinnen. „Ich habe damals über einen Arbeitskollegen erfahren, dass die Hamburg Towers gegründet werden. Da habe ich mir sofort gedacht, dass die auch Cheerleader brauchen“, erinnert sich Fabian.

Regine Scheibel (22) ist erst seit dieser Saison Teil der Wilhelmsburger Cheerleading-Gruppe. Wegen einer Urlaubssperre bei ihrem Arbeitgeber, kann sie nicht mit zur WM reisen. 
Regine Scheibel (22) ist erst seit dieser Saison Teil der Wilhelmsburger Cheerleading-Gruppe. Wegen einer Urlaubssperre bei ihrem Arbeitgeber, kann sie nicht mit zur WM reisen.  © Maximilian Bronner | Maximilian Bronner

45 Sekunden dauert ein Auftritt bei den Heimspielen im Wilhelmsburger Inselpark – dafür trainiert die Gruppe zweimal wöchentlich. „Und wenn ein Wettkampf ansteht, trainieren wir am Wochenende sechs Stunden am Tag“, erklärt Trainerin Janice Fabian.

Grundlegende Voraussetzung für den Erfolg ist die körperliche Fitness. Bereits das Aufwärmprogramm ist hochintensiv, zu lauter Musik macht die Gruppe Sit-ups, Strecksprünge und Übungen zur Kräftigung des Rückens. Alle Übungen sind im Einklang mit der Musik, der wummernde Bass gibt den Takt vor.

„Körperlich sind die Wettkämpfe besonders anstrengend. Unsere Auftritte dort sind mit zweieinhalb Minuten mehr als dreimal so lang wie die bei den Towers-Heimspielen. Außerdem bauen wir im Wettkampf mehr Akrobatik ein, Ausführung und Schwierigkeit bringen am Ende die Punkte“, sagt die Trainerin.

Erst seit zwei Jahren tanzt die Gruppe auf Wettkämpfen, der schnelle Erfolg überraschte sie alle. „Wir haben dieses Jahr nicht damit gerechnet auf dem zweiten Platz zu landen. Für die WM möchten wir uns gar keine Ziele setzen, wir sind einfach nur stolz, dabei zu sein“, sagt Janice Fabian. Insbesondere die US-amerikanische Konkurrenz sei stark einzuschätzen.

Doch bis heute ist unklar, ob das Wilhelmsburger Danceteam überhaupt vom 27. bis 29. April 2019 bei der WM (IASF Dance Worlds) in den USA an den Start gehen kann. „Die Kosten sind sehr hoch. Gerade zu Ostern sind die Flüge richtig teuer. Außerdem müssen wir Teilnahmegebühr, Unterkunft und Outfits selber bezahlen“, weiß Fabian.

Insgesamt verursacht die WM-Reise Kosten von über 45.000 Euro. „Wir haben viele Studentinnen in der Gruppe, die können sich das nicht so einfach leisten, 2000 Euro zu bezahlen. Deshalb haben wir verschiedene Aktionen gestartet, um Spenden zu sammeln“, sagt die Trainerin.

Neben Spendenaktionen im Rahmen der Towers-Heimspiele startete die Gruppe eine Crowdfunding-Aktion auf der Internetplattform www.betterplace.org. Spender entscheiden selber, ob und wie viel Geld sie spenden möchten und erhalten von der Plattform eine Spendenbescheinigung. Mit dem generierten Geld wolle man vor allem die Studentinnen unterstützen, sagt die Trainerin.

Einziger Wermutstropfen für die Cheerleader ist der Termin für die Weltmeisterschaft. Im April beginnt traditionell die heiße Phase der Basketballsaison – in den Playoffs geht es für die Hamburg Towers voraussichtlich um den Aufstieg in die erste Bundesliga. Momentan deutet alles auf eine Play-off-Teilnahme der Türme hin, aktuell belegen die Basketballer den zweiten Tabellenplatz. „Das wäre natürlich bitter, wenn wir die Jungs in den Playoffs nicht unterstützen könnten“, sagt Janice Fabian.

Für die Harburger Cheerleaderin Regine Scheibel ist der WM-Traum bereits geplatzt. Sie absolviert momentan ein duales Studium in Business Administration in Kooperation mit einer Bank. Während der Zeit der Weltmeisterschaft gilt für die 22-Jährige eine Urlaubssperre.