Buchholz. Werder Bremens Trainer-Ikone Thomas Schaaf plauderte beim BFC aus seiner langen Karriere in der Fußball-Bundesliga.

Als im Mai 2017 das neue Vereinsheim des Buchholzer FC eingeweiht wurde, war eigens der DFB-Präsident Reinhard Grindel gekommen. Der damalige HSV-Chef Heribert Bruchhagen und Manager Bernd Wehmeyer ließen es sich ebenso wenig wie Lotto King Karl nehmen, der Feier Glanz zu verleihen. Nur vom Partnerverein Werder Bremen hatte seinerzeit niemand Zeit gefunden, nach Buchholz zu kommen.

Das wollte vor allem Björn Schierenbeck, seit August 2013 Direktor des Werder-Leistungszentrums, des Mädchen- und Frauenfußballs sowie der Fußballschule, der in häufigem Kontakt zu BFC-Offiziellen und -Jugendtrainern steht, nicht auf sich und seinem Verein sitzen lassen und brachte getreu dem Motto „BFC meets Friends“ den früheren Erfolgstrainer und heutigen Technischen Direktor von Werder Bremen, Thomas Schaaf, mit zu einem Gastvortrag an den Holzweg.

DFB-Präsident Reinhard Grindel war bei der Vereinsheim-Einweihung

Dazu hatte der Vorstand des Buchholzer Fußball-Clubs seine Unterstützer und Förderer in die BFC-Lounge eingeladen. Von dort aus verschaffte sich Schaaf erstmal einen Überblick über die Vereinsanlage mit etlichen Rasen- und einem neuen Kunstrasenplatz. In seinem Vortrag beschäftigte sich der Mann, der Werder Bremen als Spieler und Trainer zu drei deutschen Meisterschaften, fünf DFB-Pokalsiegen und zum Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992 führte, vor allem mit Veränderungen in den Vereinsstrukturen der großen Proficlubs und dem damit einhergehenden Wandel des Berufsbildes eines Fußballtrainers.

Als er 1978 als Fußballprofi anfing, gab es einen Trainer. Der hieß Otto Rehhagel. Und der hatte einen Assistenten. Das war Karl-Heinz Kamp. Einen Betreuer hatte die Mannschaft auch, der hat – wenn nötig – auch schon mal die Waden der Fußballer massiert. Dazu kam ein Kader, meist um die 20 Spieler stark. Der stand am 1. Juli jedes Jahres fest, und gemeinsam ging man in die Saisonvorbereitung.

Das Team um das Team ist viel größer als in den 1980er-Jahren

Das sei heute so nicht mehr vorstellbar. Thomas Schaaf sagt das ohne Häme oder Bedauern. „Die Nachfrage nach Spezialisten ist einfach da. Als Verein musst du das anbieten.“ Ein Torwarttrainer, drei Co-Trainer, Ärzte und Physiotherapeuten, spezielle Technik-, Taktik- und Athletiktrainer gehören heute genauso selbstverständlich zum Umfeld jeder Profimannschaft dazu wie Scouts, Sportwissenschaftlicher, Ernährungsberater, IT-Spezialisten, Analysten, Kaderplaner, Teammanager und Dolmetscher. 29 Personen seien es zum Beispiel in der zeit von Pep Guardiola bei Bayern München gewesen.

Aufgrund internationaler Verpflichtungen und Wettbewerben wie WM und EM stünden viele Profis zu Beginn der Saisonvorbereitung gar nicht zur Verfügung. „Da fängst du mit acht bis zehn Spielern an zu trainieren, die anderen stoßen irgendwann dazu. Der Kader ist ständigen Veränderungen unterlegen, mit bis zu 30 Spielern aufgebläht.“ Dazu kämen viele Einflüsse von außen durch Medien, besonders durch sogenannte TV-Experten, Berater und Agenturen. „Die Kommunikation ist für einen Trainer heute die größte Herausforderung“, sagt Thomas Schaaf.

Kommunikation ist für den Trainer heute die größte Herausforderung

Trotz allem sei Fußballtrainer nach wie vor ein spannender Beruf. Die Grundprinzipien seien immer noch die gleichen. „Du musst Automatismen einstudieren“, betont Thomas Schaaf. Aber das erfordere Geduld. Er selbst sei kein Freund von Veränderungen, aber es gebe ständig neue Trends im Fußball. „War Ballbesitz vor kurzem noch das Erfolgsrezept, kommst du heute damit nicht mehr weit.“

In seiner aktuellen Funktion als Technischer Direktor beim SV Werder Bremen sei er hauptsächlich Ansprechpartner für die Trainer. „Aber nur unterhalb der Ebene der Bundesliga“, stellt er klar. Ins Profigeschäft mische er sich höchstens mal ein, wenn er direkt gefragt werde.

Nach Werder trainierte Schaaf noch kurz Frankfurt und Hannover

Thomas Schaaf fasst sich in seinem Vortrag kurz. Danach beantwortet er geduldig sämtliche Fragen aus den Reihen der Zuhörer. Ob es nun um den Einfluss geht, den Beate Rehhagel tatsächlich auf ihren Mann Otto hatte, dessen Vorbildfunktion für Thomas Schaaf, seine mehr oder weniger erfolgreichen Abstecher als „Feuerwehrmann“ zu Eintracht Frankfurt (1 Saison) und Hannover 96 (zehn Spiele) – Schaaf bleibt keine Antwort schuldig.

„In Bremen habe ich 1999 als sogenannter Feuerwehrmann angefangen“, erinnert er sich. Einen Monat später war er bereits DFB-Pokalsieger und blieb mehr als 14 Jahre Profitrainer bei Werder Bremen.