Reppenstedt. Volleyballer starten am Sonnabend in die neue Bundesligasaison. Erstes Spiel in Reppenstedt gegen Topteam aus Frankfurt.

Die Zeit des Wartens hat ein Ende. An diesem Sonnabend um 19 Uhr schlagen die Erstliga-Volleyballer der SVG Lüneburg zum ersten Mal in der neuen Bundesligasaison auf. Zu Gast in der Gellersenhalle in Reppenstedt ist sofort ein Topteam, die United Volleys Frankfurt. Die Spitzenvolleyballer vom Main haben ihren Saisonauftakt dann schon hinter sich, aber auch Reisestress in den Knochen. In der Champions League spielten sie am späten Mittwochabend in Weißrussland bei Schachtjor Soligorks. Trainer der United Volleys ist der Kanadier Stelio DeRocco.

Apropos Kanada: Die Lüneburger gehen mit gleich vier Akteuren in die neue Saison, die aus dem Land mit dem Ahornblatt in der Flagge stammen. Als da wären Ryan Sclater, Tyler Koslowsky und Raymond Szeto, die alle in ihre zweite Saison bei den „Lüne-Hünen“ gehen, und Adam Schriemer, dem einzigen Neuzugang. Diagonalangreifer Sclater ist kanadischer Nationalspieler. Er hat den größten Teil der SVG-Saisonvorbereitung wegen seines Engagements in der Nationalmannschaft versäumt. Der körperlich kleinste des Kanada-Quartetts, Tyler Koslowsky, agiert auf der Liberoposition. Szeto ist als Außenangreifer für die Schmetterbälle ins gegnerische Feld zuständig.

Neuzugang Adam Schriemer wurde im Internet aufgespürt

Auf den neuen Zuspieler Adam Schriemer ist SVG-Scout Malte Stolley ganz dem Zeitgeist entsprechend im Internet gestoßen. „Dort findet das große Schaulaufen statt“, erzählte er. Häufig sei das World Wide Web für einen talentierten Volleyballer das Sprungbrett zur internationalen Karriere. „Wenn du im Netz einen interessanten Spieler entdeckst, dann musst du nur noch jemanden finden, der einen kennt, der vielleicht den Spieler oder jemand anderen aus dessen Umfeld kennt und bestenfalls dessen Telefonnummer besitzt oder besorgen kann“, beschreibt Stolley das weitere Prozedere der Kontaktaufnahme, als ersten Schritt zur möglichen Verpflichtung. So oder so ähnlich lief es auch in der Personalie Adam Schriemer, für den die SVG Lüneburg die erste Auslandsstation als Volleyballprofi ist.

Der zweite Nationalspieler in Reihen der SVG Lüneburg ist Noah Baxpöhler, der einen Großteil seiner persönlichen Saisonvorbereitung mit dem deutschen Nationalteam absolviert hat, das sich im Sommer ein Mammutprogramm mit 15 Testspielen in fünf Wochen in fünf Ländern, darunter dem Iran, aufgeladen hatte. „Nach anfänglichen kleineren Problemen habe ich mich in der Nationalmannschaft immer besser zurechtgefunden“, erzählt der 2,09 Meter große Mittelblocker.

Noah Baxpöhler spielte vor 15.000 enthusiastischen Fans im Iran

Atmosphärisch beeindruckt habe ihn am meisten das frenetische Publikum im Iran. „15.000 Zuschauer, 13.000 davon Männer, haben einen ohrenbetäubenden Lärm verursacht. Ich konnte mein eigenes Wort nicht verstehen.“ Nirgendwo sonst sei die Mannschaft aber auch so stark von der Polizei abgeschirmt worden, bedauerte er.

Lüneburgs Chefcoach Stefan Hübner sieht der Saison zuversichtlich entgegen. „Wir sind in unserer Vorbereitung viel weiter als voriges Jahr“, sagte er und hofft, dass sein Team diesmal früher als in der vergangenen Saison die ersten Punkte holen wird. Der sportliche Leiter Bernd Schlesinger blickt noch weiter voraus. „Ich wünsche mir, dass wir bald auch auf internationaler Ebene spielen,“ sagte er.

Am Sonnabend treffen die „Lüne-Hünen“ auf den einzigen Spieler, der den Verein im Sommer verlassen hat: Adam Kocian, dessen Position als Zuspieler Adam Schriemer einnehmen soll. Dass die SVG Lüneburg mit fast unveränderter Mannschaft in die neue Spielzeit geht, symbolisiert gleichermaßen die von SVG-Geschäftsführer Andreas Bahlburg angestrebte Kontinuität.

Mittelfristig will die SVG auf internationaler Ebene spielen

Wichtige Bestandteile sind die langfristige Bindung des Cheftrainers Stefan Hübner und sportlichen Leiters Bernd Schlesinger an den Verein. Umso dringlicher müssten jetzt die Rahmenbedingungen geschaffen werden für nationalen und vielleicht bald internationalen Spitzensport in Lüneburg, betonen die Verantwortlichen gebetsmühlenartig.

„Als unsere Gäste aus Japan vor dem Lüneburg-Cup die Sporthalle in Reppenstedt betraten, glaubten sie, das sei unsere Trainingsstätte und fragten, in welcher Halle denn die Spiele ausgetragen würden,“ erzählte Bahlburg bei der Teampräsentation in der Ritterakademie eine kleine Anekdote, die die Notwendigkeit einer modernen Sportarena in Lüneburg unterstreichen sollte. „Mit dem Bau der neuen Halle hätte man 2016 beginnen können, solange hat es sich verzögert. Aber ich glaube immer noch an dieses Projekt“, betonte der Geschäftsführer.

Am Sonnabend aber ist Aufschlag in der Gellersenhalle in Reppenstedt, die gern auch mal als „Schuhkarton“ bezeichnet wird.