Buchholz. Schulmannschaft belegt beim Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin den fünften Platz.
Wenn auch die Medaille in diesem Jahr ausblieb, so ist Torben Walter, Trainer im Golf-Club Buchholz (GCB), doch stolz auf die Leistung seiner Jugendmannschaft. Vergangene Woche haben sich die 14 bis 17 Jahre alten Golfspieler durch das Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin gekämpft und dabei den fünften Platz belegt. „Das ist eigentlich ganz gut“, sagt Walter: „Wenn man bedenkt, wie viele Sportgymnasien dort antreten.“ Qualifiziert hatte sich die Jugendmannschaft des GCB über die Landesmeisterschaft.
Auch die Nachwuchsspieler seien mit dem Ergebnis zufrieden. Im vergangenen Jahr hatten sie in der Altersklasse 14 noch den ersten Platz belegt. „Die Konkurrenz war nicht so groß, da musste nicht jeder Schlag sitzen“, sagt Nachwuchsspieler Benno Kopsch, der schon damit gerechnet hatte, dass es in diesem Jahr für ihn und seine Mitspieler schwieriger werden würde: „Man braucht Geduld und die Motivation, besser zu werden.“ Überhaupt war es für die fünf Jugendlichen, die das Gymnasium Kattenberge vertreten, schön, dabei gewesen zu sein. „Das war eine tolle Erfahrung, mit Sportlern aus ganz Deutschland zusammenzutreffen“, sagt Trainer Walter.
Neben den Schulmannschaften, die aus 13 Bundesländern angereist waren, um den deutschen Titel im Golfen zu holen, waren 4000 Sportler bei unterschiedlichen Disziplinen in Berlin vertreten. Golfer Benno Kopsch, der schon zum zweiten Mal dabei war, freut sich immer besonders auf das „coole Event am letzten Abend“: Die Siegerehrung in der Max-Schmeling-Halle geehrt.
Auf die faule Haut legen sich die jungen Golfspieler nach dem Wettkampf in Berlin aber nicht. „Wir sind Donnerstag um 15 Uhr zurückgekommen“, sagt Walter: „Zwei Stunden später standen die Spieler wieder auf dem Platz, um zu trainieren.“ Der 39-Jährige betont: „Für die letzten Highlights in dieser Saison wollen wir nochmal alles geben.“ Mit den Mannschaftsmeisterschaften in Hamburg geht es für die Golfer der Altersklasse 18 in dieser Woche sportlich weiter. Vom 8. Oktober an spielen die Jüngeren dann um den Titel der deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Weserbergland.
Bis es soweit ist, wird fleißig trainiert. In ihre schicken roten Polos, den schwarzen Pullundern und weißen Sneakern stehen die Jungen und Mädchen des GCB in einer Reihe auf der Driving Range aufgestellt. Synchron, als wäre es Teil einer Choreographie, holen sie nacheinander mit ihren Holzschlägern zum Abschlag, dem „Drive“ aus. Elegant verharren die Nachwuchssportler in ihrer Pose: Das rechte Bein nachgestellt, den Schläger über die linke Schulter geschwungen, der Blick folgt dem Ball. Dieser fliegt nach einem lauten Plopp mehrere hundert Meter weit.
„Wir erarbeiten pro Trainingseinheit verschiedene Themen. Mal geht es ums Putten, mal üben wir Annäherungsschläge“, erklärt Golfcoach Walter. Dafür nutzt der 39-Jährige mit seinen Schülern verschiedene Anlagen. Auf dem runden „Putting Green“-Feld spielen die Nachwuchs-Golfer den Ball aus nächster Nähe zum Loch.
Die „Driving Range“ ist speziell dafür ausgelegt, den „ersten Schlag vom Tee“ zu üben. Der „Tee“ ist dabei ein kleiner Stift aus schwarzem Kunststoff, auf dem der Golfball vorm Abschlag fixiert wird. Annäherungsschläge, bei denen Golfer den Ball in hohem Bogen auf das Grün schlagen, trainieren die Jungsportler auf der „Pitch ‘n’ Putt“-Anlage.
Im Winter beschäftigen sich die Spieler viel mit Theorie und kämpfen sich durch ein anstrengendes Fitnesstraining. Denn, was viele nicht wissen: Golfen geht ganz schön in die Arme. „Erst letztens hatte ich eine Gruppe von Sportlehrern hier, die sich später über den Muskelkater gewundert haben“, sagt Jugendwartin Ute Hoffmann.
„Das Sommertraining gestalten wir dann spielnah“, erklärt Trainer Walter. Auf einem rund 60 Hektar großen Golfplatz dürfen sich die Jugendlichen austoben. Das Besondere am Golfen ist, dass der Sport das ganze Jahr über bei jedem Wetter gespielt wird. „Nur bei Gewitter wird’s gefährlich“, räumt Walter ein. „Aber selbst bei Schnee spielen wir mit bunten Bällen“, sagt Hoffmann und fügt an „So richtig Spaß macht es aber erst wieder, wenn die Sonne scheint.“ Frost und extreme Nässe sind auch für den Golfplatz unbedenklich. „Nur dieses Jahr im Sommer war es schwierig wegen der Trockenheit“, sagt der Trainer. Um die Pflege des Rasens kümmert sich an sieben Tagen in der Woche ein sechsköpfiges Gärtnerteam.
Letztlich ist die kostenaufwendige Instandhaltung des Platzes auch der Grund, warum Golf seinen Ruf als „Sport der Reichen“ nicht ganz ablegen kann. Zwar berichtet der GCB-Trainer von einem Imagewandel innerhalb der vergangenen zehn Jahre, dass die Clubs offener werden und Mitglieder nicht mehr bürgen müssen, damit ein neues Mitglied eintreten darf. Trotzdem bleibt der Sport ein teures Vergnügen: Erwachsene zahlen in Golf-Club Buchholz 1200 Euro im ersten Jahr, danach wird es jährlich mehr. Auszubildende bis 37 Jahre kommen mit 700 Euro Jahressatz noch günstiger weg.
Jugendtrainer Scot Gilmour sieht die Freizeitinvestition aus einem anderen Blickwinkel: „Entscheidend ist, was man aus seinem Geld macht. Es gibt Leute, die kommen um sechs Uhr morgens vor der Arbeit zum Spielen und stehen um zehn Uhr abends bei Flutlicht wieder auf dem Platz.“
Ihn stört die schlechte Vermarktung des Golfsports in Deutschland: „Viele trauen sich nicht zu kommen, weil sie Hemmungen haben.“ Dabei sei das Klientel in Buchholz gemischt. Gilmour betont: „Golf ist ein Sport, bei dem jeder Spaß hat. Es kommt nicht auf die Spielstärke der Gegner an oder ob man Erfolg hat.“ Ausschlaggebend ist vor allem die Technik.
Insgesamt zählt der GCB rund 1000 Mitglieder, wovon genau 100 Kinder sind. Ein typischer Jugendsport, wie etwa Handball, Tennis oder Fußball ist Golf dabei nicht. Die Jugendlichen kommen aber durch ihre Eltern auf den Geschmack. So auch der dreizehnjährige Justus Röhse. Er spielt in der Jugendmannschaft. „Seit ich vier Jahre alt bin, hab’ ich den Schläger in der Hand. Meine ganze Familie spielt Golf“, sagt er.
Inzwischen besitzt der Justus, dessen Mutter Amerikanerin ist, dreizehn Schläger, darunter kürzere, mittlere, lange, Putter, aus Holz und Metall. Nur einen Schläger mehr darf ein Spieler laut Golfregeln besitzen. Justus trainiert zweimal pro Woche eine Stunde lang. Später Profi-Golfer zu werden, der für Deutschland bei Olympia antritt, „wäre toll, ist aber nicht meine Priorität“. Abschläge macht der Dreizehnjährige am liebsten. Neben Golf ist es ihm wichtig, auch einen Teamsport auszuüben. Deswegen spielt Justus auch im Basketballteam von Blau-Weiss Buchholz. Über Golf sagt er: „Der größte Kampf findet mental statt. Wenn ich mal schlecht spiele, muss ich konzentriert bleiben und weitermachen.“