Luhdorf. Kanu-Riege blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück. Um weiter vorne mitzufahren, müssen die Sportler öfter im Wildwasser üben.
„Ich bin sehr dankbar, dass wir mit unserem Trainer- und Betreuerstab kontinuierlich in allen Altersklassen viermal die Woche Training anbieten können“, sagte Stefan Kubbe. „Auch wenn nach wie vor der Spaß im Vordergrund steht, ist es doch erfreulich und bestätigt den Trainingsfleiß, wenn am Ende der Saison ein so tolles Ergebnis erreicht werden kann.“ Das tolle Ergebnis, das der Leiter der Kanuabteilung des MTV Luhdorf-Roydorf dabei im Sinn hatte, drückt sich in 21 Landesmeisterschaften aus. Fast die Hälfte aller möglichen Landestitel gingen dieses Jahr nämlich an den Sportverein, dessen Wildwassersportler am Luhdorfer E-Werk zu Hause sind.
Der in diesem Jahr extrem heiße Sommer hatte auch bei den diesjährigen Titelkämpfen der niedersächsischen Kanuten seine Spuren hinterlassen. Üblicherweise werden vier Rennen auf möglichst vier verschiedenen Strecken ausgetragen, das schlechteste Ergebnis wird gestrichen. Doch in diesem Jahr war alles anders. Der erste Wettkampf der diesjährigen Landesmeisterschaften wurde in Braunschweig ausgetragen, nachdem vorher Hildesheim mangels ausreichender Meldungen abgesagt worden war.
Das geplante Rennen in Rotenburg/Wümme musste abgesetzt werden, weil die Wümme in der Schönwetterperiode nicht mehr die notwendige Mindesttiefe hatte. Es musste also ein Kompromiss gefunden werden mit dem Ergebnis, zwei Rennen in Lüneburg anzusetzen. Weil aber weiterhin ein Ergebnis gestrichen werden durfte, war es in diesem Jahr also möglich, allein mit zwei Spitzenleistungen an den beiden aufeinander folgenden Wettkampftagen in Lüneburg Landesmeister zu werden; selbst für diejenigen Kanusportler, die in Braunschweig gar nicht an den Titelkämpfen teilgenommen hatte.
Das eröffnete so manchem Kanuten ganz neue Perspektiven, zumal die Ilmenau in Lüneburg mehr oder weniger ein „stehendes Gewässer“ ist, das ohne Schwall und fiese Unterströmung besonders für Anfänger bestens geeignet ist. So gingen die Luhdorfer denn auch mit insgesamt 27 Sportlern in 44 Einzelstarts in den verschiedenen Altersklassen in die Wettkämpfe. So viele Starter eines einzigen Vereins waren noch nie bei den Landemeisterschaften angetreten.
Alle Luhdorfer Kanuten, die als Mitfavoriten angetreten waren, konnten die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen. Wie Marcus Andernach, der alleine sechs Titel im Einzel, Doppel und mit der Mannschaft gewinnen konnte, oder Julian Windisch mit drei Titeln. Ebenfalls ein halbes Dutzend an Meistertiteln holte Neuzugang Katy Wagner, die bei den Damen im Einer in der Leistungsklasse sowohl im Kajak wie auch im Canadier erfolgreich war. Tolle Ergebnisse fuhren auch Jan-Miguel Prüsmann (drei Titel), Alexa Reuten (vier) und Meike Kern (vier) ein.
Paul Mülder, Landesmeister bei den männlichen Schülern B im Einer-Canadier, musste die Erfahrung machen, dass für ihn die Konkurrenz immer größer wird. Weiter am Start waren Malte Reuschel, Timo Möser, Katharina Speckin, Jan-Ole Drescher und Clarissa Klemm, die als Neue im Team eigentlich gar keine Rennen absolvieren, sondern „nur mal so“ paddeln wollte, dann aber doch vom Wettkampffieber gepackt wurde.
Die Saison war für die Luhdorfer Kanuten aber mit den erfolgreichen Landesmeisterschaften noch nicht zu Ende. Jan-Miguel Prüsmann hatte sich als deutscher Vizemeister bei den Schülern für die deutschen Jugend-, Junioren und Leistungsklasse-Meisterschaften in Markkleeberg qualifiziert. Dort ebenfalls an den Start gingen Ben Pechke und Phuc Le Hämmerling. Sie hatten – gemeinsam mit Jan-Miguel Prüsmann – als Dritte im Mannschaftswettbewerb der deutschen Schülermeisterschaften in Fürth ihre Tickets für Markkleeberg gelöst, wo sich erstmals all drei Altersklassen auf einer identischen Strecke für die Halbfinals qualifizieren mussten.
Im Einzelwettbewerb schaffte es Jan-Miguel Prüsmann im ersten Lauf allerdings nicht unter die ersten Fünfzehn, die sich automatisch fürs Halbfinale qualifizierten. Im zweiten Lauf kam er trotz einer Verbesserung um 20 Sekunden nicht unter die ersten Fünf, die sich ebenfalls für das Halbfinale qualifiziert haben.
Am Ende sprang Rang 23 heraus; ein guter Platz im Mittelfeld für einen der Jüngsten im Teilnehmerfeld, der in Markkleeberg seinen 14. Geburtstag feierte. Im Mannschaftslauf kenterte erst Phuc Le Hämmerling an Tor sechs, konnte aber rollen und weiter fahren. Danach ereilte Ben Pechke das gleiche Schicksal am gleichen Tor. Er verlor aber sein Paddel; ein Hochrollen war damit nicht mehr möglich und das Rennen blieb ohne Wertung.
Zaungast Kira Kubbe, erfolgreichste Kanutin des MTV Luhdorf-Roydorf mit mehreren deutschen Titeln und drei Silbermedaillen bei Junioren- und U23-Europameisterschaften und Silber und Bronze bei Junioren-Welttitelkämpfen, spendete Ben Pechke Trost. „Bei meiner ersten Jugend-DM bin ich auch geschwommen,“ sagte sie. „Sogar an Tor eins.“ Im Oktober ist beim MTV Luhdorf-Roydorf noch ein Trainingslager mit neun Kanuten in Prag geplant. ,Stefan Kubbe: „Wenn wir vorne mitfahren wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, noch mehr Trainingslager im Wildwasser zu absolvieren.“