Harburg/Jenfeld. Im Finale der inoffiziellen 1. Deutschen Meisterschaft siegte das Duo David Mrozek/Steffen Pöppe mit 3:2 gegen den Eimsbütteler TV.

Vor einer Woche unterlagen David Mrozek (20) und Steffen Pöppe (21) im Finale der Hamburger Meisterschaft dem Eimsbütteler TV (ETV) - nun konnte das Duo vom Harburger Turnerbund und dem FTSV Altenwerder Revanche nehmen. Mit einem 3:2-Erfolg gegen den ETV feierten Mrozek und Pöppe die 1. Deutsche eSoccer-Meisterschaft der DFB-Landesverbände.

E-Sport - für viele Menschen noch ein Fremdwort - ist insbesondere in der Jugendkultur ein Begriff, der stetig an Bedeutung gewinnt. Der mit Hilfe von Computerspielen ausgetragene sportliche Wettkampf geht weit über das im Volksmund als „Zocken“ oder „Daddeln“ bezeichnete Computerspielen hinaus, insbesondere im asiatischen Raum verdienen professionelle Spieler Millionensummen, Tausende Fans füllen ganze Stadien.

Dies nahm nun auch der Hamburger Fußball Verband zum Anlass, die 1. Deutsche Meisterschaft im sogenannten eSoccer zu veranstalten. Zwölf Teams aus sieben Landesverbänden duellierten sich im Fußball-Simulationsspiel „FIFA 18“ auf der Konsole, gespielt wurde im Modus „2 gegen 2“.

Als Hamburger Vizemeister der Vorwoche qualifizierten sich auch Steffen Pöppe (FTSV Altenwerder) und David Mrozek (Harburger TB) für das Turnier. „Wir haben uns zuerst nur aus Spaß angemeldet. Wir wussten zwar, dass wir gut spielen können, dass wir so erfolgreich sind, ist aber schon etwas überraschend. Das Niveau ist hier sehr hoch, ein wirkliches Ziel haben wir uns nicht gesetzt“, sagt Steffen Pöppe.

Bis vor einigen Jahren spielte Pöppe selber Fußball, bis ihn Knieverletzungen zum Aufhören zwangen. Heute trainiert der 21-Jährige die dritte Mannschaft des FTSV Altenwerder. Bereits in der Gruppenphase zeigten Steffen Pöppe und David Mrozek, dass mit ihnen zu rechnen ist. Mit vier Siegen in sechs Gruppenspielen ließen die Hamburger Vizemeister die Konkurrenz des Saarländischen Fußballverbands, des Fußball-Landesverbands Brandenburg sowie des Fußballverbands Rheinland hinter sich.

Gespielt wurde in der Sporthalle des Hamburger Fußball Verbands in Hamburg-Jenfeld
Gespielt wurde in der Sporthalle des Hamburger Fußball Verbands in Hamburg-Jenfeld © Maximilian Bronner | Maximilian Bronner

Nach weiteren Siegen in Viertel- und Halbfinale gab es im Endspiel das Wiedersehen mit den Hamburger Konkurrenten der Vorwoche. Diesmal behielten Steffen Pöppe und David Mrozek gegen den ETV jedoch die Oberhand.

„Wir sind gut eingespielt, kennen unsere Laufwege!“

„Seitdem wir uns zur Hamburger Meisterschaft angemeldet haben, haben wir abends immer für ein bis zwei Stunden zusammen trainiert. Mittlerweile sind wir ziemlich gut eingespielt und kennen unsere Laufwege“, erklärt der 20-jährige David Mrozek, der abseits des digitalen Wettkampfs mit dem Harburger TB in der Landesliga kickt.

Um für das Turnier Chancengleichheit zu schaffen, wurden alle Mannschaften auf eine identische Gesamtstärke programmiert, der Hamburger SV hat dabei die gleichen Fähigkeiten wie der FC Bayern München. „Obwohl wir beide HSV-Fans sind, haben wir uns trotzdem dafür entschieden, mit Schalke 04 zu spielen. Die haben vier Linksfüßler im Team, das passte am besten zu unserer Taktik“, erklärt Steffen Pöppe.

Lediglich bei der Frage, ob eSoccer wirklich Sport sei, ist sich das Duo nicht einig. Während für Steffen Pöppe E-Sport wie andere Denksportarten auch als Sport gilt, vertritt David Mrozek eine andere These: „Für mich ist eSoccer nicht Sport im klassischen Sinne, ich definiere das anders.“

Für den Hamburger Fußball-Verband hingegen ist es unumgänglich, Rahmenbedingungen für eSoccer zu schaffen. „Wir haben festgestellt, dass eSoccer ein Trend ist, der sich nachhaltig durchsetzt. Da sind wir als Verband ganz besonders gefordert“, sagt Christian Okun, HFV-Schatzmeister und Hauptorganisator des eSoccer-Events.

Neben der Weiterführung der Deutschen eSoccer-Meisterschaft plane der HFV ab Frühjahr einen geregelten Ligabetrieb einzuführen. „Wir hoffen, dass der DFB da auch noch einsteigt. Uns ist zwar bewusst, dass momentan Themen wie die Bewerbung um die Austragung der Europameisterschaft 2024 eine andere Priorität besitzen, allerdings denke ich, dass auch der DFB beim Thema eSoccer gefordert ist zu handeln“, sagt Okun.

Insbesondere der Modus mit Zweierteams sei nicht ohne Grund gewählt worden. „Dieser Modus verlangt eine Vereinsinfrastruktur, in der sich die Spieler in den Vereinsheimen treffen und nicht alleine in ihrem Keller online spielen. Die Vereine sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Zivilgesellschaft, in den Vereinen haben auch sozial benachteiligte Kinder die Möglichkeit, eSoccer zu spielen“, erklärt der Organisator.

Was ist eSoccer?

eSoccer wird als Fußballsimulationsspiel „FIFA 18“ in Wettkampfform gespielt. Das seit 1993 jährlich erneuerte Computerspiel versucht, Spieler und Mannschaften möglichst detailgetreu nachzubilden. Als Bewertungsschema verwendet der Hersteller ein Punktesystem von eins bis 99. Spieler wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi erreichen gemäß ihrer Fähigkeiten Werte von über 90 Punkten, schlechtere Spieler erhalten weniger Punkte. Entscheidende Kriterien für die Ermittlung der Werte sind die Stärken in den Kategorien Geschwindigkeit, Schießen, Passen, Dribbeln, Defensivverhalten und körperliche und mentale Stärke.