Hanstedt. Vollzeitjob lässt der 27-Jährigen kaum Zeit zum Training. Zum Abschluss wird sie Vierte bei den deutschen Meisterschaften.

Nur wenige Eingeweihte dürften vor dem Wettkampf gewusst haben, dass er für Xenia Rahn einen Endpunkt markieren sollte. Sie selbst hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, ist aber längst mit sich im Reinen. Angesichts des Einstiegs in das volle Berufsleben blieb der Leichtathletin vom MTV Hanstedt realistisch betrachtet keine andere Wahl.

„Dies war nun mein letzter Siebenkampf. Als Head of Finance bleibt zum Training für sieben Disziplinen leider nicht viel Zeit. Dafür war der vierte Platz noch einmal ein schöner Abschluss“, sagte die 27-Jährige, die seit einigen Monaten in einem Hamburger Start-up-Unternehmen arbeitet. Zum Abschluss erreichte Xenia Rahn den vierten Platz bei den deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Wesel. Sie sammelte 5324 Punkte und ließ 18 Konkurrentinnen hinter sich. Deutsche Meisterin wurde Anna Maiwald (Leverkusen, 5711 Punkte), die Deutschland auch bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin vertreten hatte, wegen eines Autounfalls aber nicht zum 800-Meter-Lauf antreten konnte.

Deutsche Meisterin trainiert zehn bis zwölf Einheiten pro Woche

Am Beispiel der Bayer-Athletin werden die Unterschiede deutlich. Während Anna Maiwald auf zehn bis zwölf Trainingseinheiten pro Woche kommt, sind es bei Xenia Rahn im Idealfall drei. „Seit Mai hat sie durchschnittlich zweieinhalb Mal pro Woche trainiert“, berichtet Trainer Wolfgang Striezel. Um seiner langjährigen Athletin im wahrsten Wortsinn entgegen zu kommen, fuhr der Coach zweimal wöchentlich von Hanstedt nach Hamburg. „Manchmal war sie nach acht Stunden Arbeit so platt, dass wir die geplanten Inhalte gar nicht trainieren konnten“, so Striezel.

Xenia Rahn ist aber nicht der Typ, der den glorreichen Zeiten nachtrauert. Während ihres vierjährigen Studiums in den USA konnte sie sich fast komplett auf den Sport konzentrieren und zweimal täglich trainieren. Aus dieser Zeit stammt ihr Siebenkampf-Bezirksrekord von 6057 Punkten. „Xenia akzeptiert die Situation wie sie jetzt ist und versucht, das Beste daraus zu machen“, erzählt der Coach, „sie ist gefasst und fröhlich. Mir gefällt, wie sie damit umgeht.“

Xenia Rahn will der Leichtathletik in Einzeldisziplinen erhalten bleiben

Die Siebenkämpferin selbst bedankte sich ausdrücklich bei ihrem langjährigen Trainer Wolfgang Striezel, der maßgeblich an ihrer erfolgreichen Karriere beteiligt sei. „Ganz von der Bildfläche verschwinden werde ich sicherlich noch nicht“, sagte Xenia Rahn. Naheliegend ist, dass sie sich künftig auf Einzelstarts in ihren stärksten Disziplinen – Hürdensprint, Weitsprung und Speerwurf – konzentrieren wird.

Parallel möchte sie gern etwas von ihren Erfahrungen weitergeben, unterstützt Wolfgang Striezel bereits bei der Betreuung des Nachwuchskaders auf Bezirksebene und strebt danach, über ein auf gestandene Spitzenathleten abgestimmtes Programm des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbands (NLV) die Trainer-B-Lizenz zu erwerben.