Buchholz. Beim 19. Mountainbike-Rennen der RSG Nordheide achteten alle auf die ganz jungen Fahrer. Der Verein feiert 20-jähriges Bestehen.

Der sportliche Höhepunkt zum Schluss. Diese Dramaturgie hat sich bei großen Sportveranstaltungen genauso bewährt wie bei kleineren. Beim 19. Buchholzer Stevens-Cup für Mountainbike-Fahrer aber waren es die Jüngsten, die zum Ausklang den lautesten und herzlichsten Applaus einheimsten. Es waren tolle Szenen bei diesen Kids-Rennen, die den Erwachsenen Spaß und Freude in die Gesichter zauberten.

Da war zum Beispiel der kleine Michael, ganz in Schwarz und feuerrot im Gesicht. Wenn es über den Schützenplatz an den Besuchern vorbeiging, stieg er aus dem Sattel und kämpfte und stöhnte und war für diese Augenblicke der kleine Held. Und dann war da auch Mila mit dem pinkfarbenen Helm und der dazu passenden Hose. Bisher hatte sie immer nur zuschauen müssen, wenn Leon, ihr sechs Jahre alter Bruder seine ersten Rennen fuhr. In Buchholz aber durfte auch Mila das erste Mal mitmachen. Mit ihren drei Jahren war sie wohl die Jüngste bei den Kids unter neun Jahren.

Natürlich war Mila stolz, noch stolzer aber war ihr Papa. Vor vielen Jahren war Willy Schaffner bei seiner Premiere in Buchholz in einem Schweizer Trikot gestartet. Daran erinnern sich noch viele von der RSG Nordheide. Der Radsport-Enthusiast aus Ecuador ist zwar Schweizer, lebt aber mit der Familie in Langenrehm in der Gemeinde Rosengarten. Inzwischen sind es Sohn Leon und jetzt auch Tochter Mila, die den Papa beim Buchholzer Stevens-Cup vertreten.

Die drei Jahre alte Mila Schaffner aus Langenrehm fuhr ihr erstes Rennen
Die drei Jahre alte Mila Schaffner aus Langenrehm fuhr ihr erstes Rennen © Karsten Schaar | Karsten Schaar

Die Mama war natürlich auch dabei und sogar Luna, erst drei Monate alt und noch etwas schläfrig bei der Siegerehrung. All die kleinen Teilnehmer, wohl mehr als 30 Mädchen und Jungen, hatte Lorraine Schröder zum fröhlichen Gruppenfoto zusammengebracht. Für jede und jeden gab es einen Pokal, denn diese Kids in bunter Radsportkleidung sind alle Sieger. Für die RSG Nordheide auf jeden Fall. „Mila“, so erzählte die Mama, „hat ihren Pokal am nächsten Tag gleich mit in den Kindergarten genommen. So stolz war sie auf ihren ersten Mountainbike-Start.“

Die Wettkämpfe der Kleinsten hatten vor genau 20 Jahren den Startschuss für die Radsportgemeinschaft Nordheide gebildet. Da waren die Schröders mit Florian, dem zwölf Jahre alten Sohn. Und da waren die Brüchmanns mit Torben und Sören und ihrer kleinen Schwester Gesa als starke Reserve. Die Kinder hatten ihre Leidenschaft für die wilden und abenteuerlichen Ritte mit speziellen Rädern durch den Wald und über Wurzeln und Steine und riskanten Schussfahrten entdeckt.

„Wir haben die Kinder damals in die Radsportgruppe von Blau-Weiss Buchholz geschickt“, blickt Lorraine Schröder 20 Jahre zurück. „Aber das waren eher traditionsbewusste, klassische Straßenfahrer. Wir Mountainbiker haben uns nicht wirklich willkommen gefühlt.“ Die Konsequenz war der Schritt in die Selbstständigkeit mit der Radsportgemeinschaft (RSG) Nordheide.

Der Nachwuchs hat mit tollen Leitungen den neuen Verein in Niedersachsen und weit darüber hinaus bekannt gemacht. Torben und Sören Brüchmann und auch Florian Schröder hatten die ersten Landestitel mit nach Buchholz gebracht. Sören Brüchmann wurde immerhin Fünfter bei deutschen Meisterschaften. Und wurde bald von der Schwester überholt, was überregionale Erfolge betraf. Gesa war deutsche Junioren-Meisterin und gehörte jahrelang zur nationalen Elite.

Trainerin Lorraine Schröder feuert die Jüngsten bei der Durchfahrt auf dem Schützenplatz an
Trainerin Lorraine Schröder feuert die Jüngsten bei der Durchfahrt auf dem Schützenplatz an © Karsten Schaar | Karsten Schaar

Aber im Radsport hat sich viel geändert und auch die RSG hatte ihre mageren Jahre. Dabei waren es nicht die Doping-Skandale, mit der die Gemeinschaft zu kämpfen hatte. Und nie zuvor war Radfahren als Fitness- und Freizeitsport in Deutschland so populär wie heute. Aber die meisten organisieren sich nicht mehr in Vereinen. Dazu ist Mountainbike vor allem in Norddeutschland aus der Mode gekommen.

Ben Laatsch, der nationale Titelträger im Trikot der RSG Nordheide, gewann die deutsche Schülermeisterschaft nicht auf dem Mountain-, sondern auf dem Cross-Rad. Jetzt, beim 19. Stevens-Cup im Buchholzer Stadtwald, lieferte er sich bei den U17-Junioren einen packenden Zweikampf, den er knapp gegen Till Johannsen aus Schleswig verlor. Bei den U15-Teilnehmern sorgte Piet Loos für einen Nordheide-Sieg. Und in der U19 erfreuten sich die Zuschauer am vereinsinternen Duell, das Levin Stange vor Dustin Wickert gewann.

Wie bei der Gründung des Vereins ist der Sport mit den recht teuren Spezialrädern noch immer und vor allem eine Leidenschaft der Väter, für die sie auch ihre Kinder begeistern. Luk Boving, Landesmeister der U19, wurde im Rennen der Herren Zweiter hinter Johannes Albers, ebenfalls RSG Nordheide. Lina, die kleine Schwester, kam bei den Jüngsten ebenfalls als Zweite hinter Jacob Bonnemann ins Ziel. Vater Michael Boving hat inzwischen von Lorraine Schröder den Vorsitz der RSG Nordheide übernommen. Die langjährige Chefin wiederum hat gemeinsam mit Dörte Köpcke eine neue Aufgabe übernommen, die beiden viel Freude macht. Sie trainieren die Kleinsten, deren Gruppe mehr als 30 Mädchen und Jungen groß ist. „Nach dem 19. Stevens-Cup haben sich drei Neue angemeldet“, erzählte Lorraine Schröder.