Winsen/Hittfeld. 28-jähriger Golfprofi aus Hittfeld hat viele Veränderungen vorgenommen und eine Wildcard für die Porsche European Open erhalten.
„Ich bin der schlechteste Spieler bei diesem Turnier.“ Während seit Wochen und Monaten internationale Top-Stars wie Patrick Reed, Pat Perez, Paul Casey, Charl Schwartzel oder Jordan Smith von überdimensionalen Werbetafeln auf die Porsche European Open in Winsen hinweisen, ist ein Spieler froh, überhaupt dabei zu sein. Die Weltranglistenposition von Benedict Staben ist bei weitem nicht gut genug und er besitzt auch keine Tourkarte der European Tour, die ihm einen Start garantieren würde.
Der Golfprofi profitiert von einer Wildcard, die ihm der Veranstalter hat zukommen lassen. Staben selbst und vor allem die Zuschauer aus der Metropolregion Hamburg wird es besonders freuen, denn der 28-Jährige ist der Lokalmatador schlechthin bei einem der größten deutschen Golfturniere. Von diesem Donnerstag bis Sonntag, 26. bis 29. Juli, kämpfen 154 Profis und zwei Amateure bei dem mit zwei Millionen Euro dotierten Event um die Nachfolge von Vorjahressieger Jordan Smith.
Benedict Staben ist in Hittfeld aufgewachsen, hat sein Abitur am Gymnasium Hittfeld am Peperdieksberg abgelegt und ist aus dem Hamburger Land- und Golf-Club Hittfeld hervorgegangen. Heutzutage hat er eine kleine Wohnung in Hamburg und trainiert häufig auf der Golfanlage Green Eagle in Winsen. Im dortigen Golfclub ist er seit wenigen Monaten Mitglied, auch wenn Profigolfer nicht unbedingt einen Verein benötigen. Schon im vergangenen Jahr, als die Europatour erstmals nach Winsen kam, durfte Benedict Staben mit einer Wildcard dabei sein.
2017 verhinderte der große Regen eine bessere Platzierung
Der Mann, der aktuell auf Position 1909 der Weltrangliste notiert wird, gab 2017 eine gute Figur ab. Nach einer 73er-Auftaktrunde arbeitete er sich am zweiten Tag bis auf einen Schlag an den Cut heran. Nach den ersten beiden Runden wird das Teilnehmerfeld auf 65 und alle schlaggleichen Spieler reduziert. Das erste Ziel aller Starter ist es, zur vorderen Hälfte zu gehören, um damit die dritte und vierte Runde spielen zu dürfen. Auf dem Weg zum Cut wurde Staben vom großen Regen gestoppt. Sintflutartige Regenfälle zogen eine vierstündige Unterbrechung nach sich. Anschließend war der Hittfelder von der Rolle, fing sich an den restlichen sechs Löchern einige Bogeys ein und belegte letztlich nach einer 73er- und 76er-Runde den 122. Platz – Cut verpasst.
Natürlich möchte es Staben in diesem Jahr besser machen, auch wenn er es nicht ausdrücklich so formuliert. „Ich habe kein Ziel. Ich möchte alles kontrollieren und Schlag für Schlag spielen“, sagt der Wildcard-Inhaber, der den Porsche Nord-Kurs der Golfanlage Green Eagle als den schwierigsten Platz Deutschlands bezeichnet. „Da ist zum einen die Länge. Dazu gibt es eine Menge Bunker, Dog Legs und Waste Areas, und alle Grüns sind sehr gut verteidigt“, sagt Staben in Golfersprache. Zusätzlich schwierig werde es durch die lange Trockenperiode. Dadurch seien die Grüns extrem hart und man müsse mit viel Rückwärtsspin spielen, damit der Ball überhaupt zum Liegen komme, so Staben. „Man muss die richtige Mischung aus aggressivem und defensivem Spiel finden.“
Sechs Monate pro Jahr verbringt Staben neuerdings in Spanien
Benedict Staben hat ein sehr schlechtes Golfjahr 2017 hinter sich. „Ich habe bewusst Veränderungen im persönlichen und beruflichen Umfeld herbeigeführt“, sagt er. Dazu gehört, dass sein Lebensmittelpunkt seit dem 1. Januar 2018 die spanische Metropole Malaga ist. Dort profitiert der Profisportler von der hervorragenden Infrastruktur mit 50 Golfplätzen in der Umgebung. Die andere Jahreshälfte hält er sich in Hamburg auf, spielt auf der Ecco-Tour in der Nordic Golf League vor allem in Skandinavien. Als die Ecco-Tour Anfang Mai bei Green Eagle zu Gast war, erzielte Benedict Staben mit Platz 19 sein bestes Saisonergebnis.
Durch die Veränderungen hat er 2018 erst sechs Turniere gespielt, normalerweise kommt ein Profi auf bis zu 30 pro Jahr. Mit dem Schotten Alan Berrington hat Benedict Staben auch einen neuen Caddy zur Seite. „Zwei Turniere haben wir es miteinander probiert. Die Chemie stimmte, so dass wir für den Rest des Jahres zusammenarbeiten. Das war meine beste Entscheidung“, sagt der ehemalige deutsche Nationalspieler.
Sonntags peitscht er 1000 Bälle über die Driving Range
Wie sieht der Alltag eines Golfprofis aus, wenn er nicht Turniere spielt? „Gleich nach dem Aufstehen mache ich ein Warm-up mit Therabändern und einer Faszienrolle, damit alles schön geschmeidig ist.“ Nach der Fahrt zum Golfplatz trainiert Staben zunächst drei Stunden sein sogenanntes kurzes Spiel mit Annäherungen an das Grün, Schlägen aus hohem Gras und Sandbunkern sowie Putten. „Danach schlage ich auf der Driving Range etwa 400 Bälle“, so Staben. Damit ist der Tag noch nicht vorbei, denn nach dem Mittagessen geht es auf die Spielbahnen, von denen an einigen Trainingstagen nur neun, meistens aber 18 oder 27, gelegentlich bis zu 36 Löcher gespielt werden.
„Sonntags schlage ich dann 1000 Bälle auf der Driving Range. Das dauert fünf bis sechs Stunden“, erzählt Benedict Staben. Natürlich muss er auch abseits des Golfschlägers an seiner Fitness arbeiten. „Ich mache kaum Krafttraining, um nicht zu viele Muskeln aufzubauen. Das könnte den Ablauf beim Schwung stören.“ Stattdessen setzt er auf Pilates, geht Laufen und arbeitet mit Entspannungstechniken. Auch beim Physiotherapeuten und Osteopathen ist er häufig zu Gast.
2016 stand Benedict Staben in der Weltrangliste vor Tiger Woods
Was die weitere Karriere angeht, ist der Hittfelder, der 2013 von den Amateuren zu den Profis wechselte, entspannt. „Ich bin noch auf dem Weg in die Weltspitze. Ich will gerade in Winsen weiter Erfahrung sammeln und den nächsten Schritt machen“, sagt Benedict Staben, „was mir vor allem fehlt, ist Erfahrung und Coolness. Aber ich bin erst 28 Jahre alt, die beste Zeit eines Golfers kommt zwischen 30 und 40.“
Dann fällt Staben noch ein bemerkenswertes Detail ein. „2016 war ich in der Weltrangliste mal vor Tiger Woods, da stand ich auf Platz 680.“ So ganz schlecht kann dieser Benedict Staben also nicht sein. Und wenn es in der kommenden Woche an das Fazit der Porsche European Open 2018 geht, darf man sicher sein, dass Benedict Staben nicht der schlechteste Spieler bei diesem Turnier gewesen ist.