Harburg. Lokalmatadorin lässt sich beim 23. Damenturnier des HTuHC durch einen gerissenen Meniskus nicht vom Tennisspielen abhalten.

Für viele Teilnehmerinnen ist es ein vertrauter Besuch, auf den man sich alle Jahre wieder freut. Einige seit mehr als 20 Jahren. Das Damenturnier des HTuHC – bereits zum 23. Mal. Es sind auch vertraute Szenen und Rituale. Vor dem Klubhaus liegt sozusagen die Loge für Zuschauer, mit Kuchen und Kaffee oder einem Glas Wein auf kleinen Tischen. Ihnen wird gerade eines der spannendsten Duelle der Turnierwoche geboten. Wieder einmal Andrea Anisic (Grün-Weiss Harburg) im Finale der Damen 50. Ihre kämpferische Widersacherin Petra Adam-Frechen vom Othmarscher TC ist das erste Mal am Vahrenwinkelweg zu Gast. Das hart umkämpfte Duell entscheidet am Ende Anisic mit 6:7, 6:1 und 10:4 für sich.

„Wie nett und ungezwungen die Atmosphäre hier ist, hat sich auch im Landkreis herumgesprochen“, lobt Kerstin Harms. „Das Miteinander unter uns Spielerinnen ist so freundlich und herzlich“, ergänzt Doppelpartnerin Susanne Hofhammer. Ihr gemeinsamer Sieg (2:6, 6:3, 12:10) gegen Ursula Intemann und Ulrike-Kerstin Wohlers ist wie eine Vereinsmeisterschaft des TC Fleestedt. Die Vier, alle Mütter und berufstätig, finden bis zu viermal pro Woche Möglichkeiten, dem Alltag zu entfliehen.

115 Teilnehmerinnen bedeuten wieder mal Rekordbeteiligung

Das gilt wohl für alle 115 Teilnehmerinnen, die wieder für eine Rekordbeteiligung bei diesem vertrauten Treffpunkt der Tennis-Damen sorgten. Die Männer dürfen hier die Plätze abziehen, wie etwa Detlef Eggers. Der Vorsitzende der Turnerschaft Harburg, zu dem der Harburger Tennis- und Hockey-Club (HTuHC) gehört, hat dafür täglich bis zu 25.000 Schritte gemacht, wie sein Gesundheitsarmband anzeigt. Die Ehemänner dürfen ihre kämpfenden Frauen anfeuern, sollten Ratschläge aber möglichst für sich behalten.

„Bleib du man sitzen“, bekam Jürgen Wiese zu hören, als er glaubte, seiner Helga einen Tipp geben zu müssen. Es war das Hauptrundenfinale der Damen 60. Helga Wiese gegen Rosemarie Fetzer. Fetzer, die Frau aus Lüneburg, ist braun gebrannt und sportlich und erst seit einem Jahr in der Altersgruppe der 60-Jährigen. Ihr Gegenüber, Helga Wiese, eher klein und energisch, aber humpelnd, das linke Knie mit dickem Schutz stabilisiert, und 16 Jahre älter.

Den ersten Satz gewann die schnellere Seniorin vom TC Häcklingen mit 6:1. Aber keineswegs locker. Dann der zweite Satz und zuerst nur Staunen über ihre Gegnerin, dann Bewunderung und immer wieder Applaus für die Cleverness und Pfiffigkeit der Oma mit den sechs Enkeln. „Ich habe gespürt, dass sie müde wurde“, erzählt Helga Wiese hinterher. „Ich habe mehr rechts, dann links und wieder rechts gespielt. Kürzere Bälle, um sie aus ihrem Schlagrhythmus zu bringen.“ Und lachend fügt sie hinzu: „Wegen meines kaputten Meniskus kann ich ja nicht laufen, also muss ich Tennis mit dem Kopf spielen.“ Mit 6:4 gewinnt Helga Wiese den zweiten Satz.

Helga Wiese hat schon in den USA, Singapur und Argentinien Tennis gespielt

Auch im Match-Tiebreak wehrt sie sich mit klugen, frechen Bällen fast aus dem Stand und erzwingt den 6:6-Ausgleich. Als sie sich am Ende doch mit 6:10 geschlagen geben muss, nimmt sie die Siegerin in die Arme und lacht und strahlt. Noch bevor der Ehemann von Rosemarie Fetzer seiner Frau gratuliert, verspricht er lächelnd Helga Wiese: „Ich werde einen Fanclub für Sie gründen. Wie Sie meiner Prinzessin aus dem Halbfeld das Laufen beigebracht haben, einfach bewundernswert.“ Als Helga Wiese kurz und trocken returniert: „Na ja, ich hab mich ganz gut verkauft“, müssen alle Drei lachen.

„Tennis ist eigentlich ein Egoistensport“, blickte Helga Wiese auf 60 Jahre auf Tennisplätzen in der halben Welt zurück. „Da ist wirklich nicht immer Harmonie“, sagt die Frau, die bei Auslandsaufenthalten ihres Mannes in den USA, in Singapur und in Argentinien immer auch viel Tennis spielte. „Mit Frau Fetzer war das wunderbar. Das hat so einen Spaß gemacht. Ich glaube, nächstes Jahr will ich hier wieder dabei sein.“

Und der Meniskus, will sie sich den nicht operieren lassen? „Dann könnte ich doch drei Monate kein Tennis spielen. Wie soll das denn gehen?“ Denn mit ihrer „Oldie-Flotte“, wie Helga Wiese die Freundinnen nennt, mit denen sie vor Jahrzehnten für den Harburger SC in der Regionalliga kämpfte, trifft sie sich meist noch jede Woche. Ohnehin steht sie zwei bis drei Mal in der Woche hinter dem Netz und bringt ihre Gegnerinnen oft genug zur Verzweiflung.

Im Einzelfinale Gegnerinnnen, im Doppel Seite an Seite

In der Hauptrunde der Damen 40 gewann „Mausi“, wie Ann-Karin Mecklenburg (TG Heimfeld) in der Szene gerufen wird, das Einzelfinale gegen ihre Doppelpartnerin Cornelia Höbig (Neugrabener TC) mit 6:1, 6:1. Im Doppel siegten sie gemeinsam 6:0, 6:2 gegen Jacqueline Libuda und Maren Ohle (HTB). Andrea Anisic und Kerstin Ludewig-Heck (beide GW Harburg) trugen sich mit 5:7, 6:2 und 10:4 gegen das Jesteburger Doppel Marita Born und Birgit Rochow-Ohl in die Siegerliste ein. Dann war da noch das Doppel der Damen 60, ein langes, abwechslungsreiches Duell, das Conny Ozekker und Helga Voss mit 6:3, 3:6 und 10:6 gegen Dörthe Benecke und Anja Grobelny gewannen.