Harburg. Der Frust über den verpassten Bundesliga-Aufstieg richtet sich gegen die Schiedsrichterin und Spielerinnen aus Aurich.
1:0 gewonnen – aber am Ende reichte der Auswärtssieg bei der Spielvereinigung Aurich den B-Juniorinnen des Harburger TB nicht zum Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. „Wir waren wieder das klar bessere Team und haben Chancen genug gehabt. Die hätten wir nur nutzen müssen“, so das Fazit von Can Özkan. Der Trainer hörte sich genauso an wie nach dem Hinspiel um die norddeutsche Meisterschaft, das auf der heimischen Jahnhöhe eine Woche zuvor mit 1:3 verloren gegangen war. Mit der norddeutschen Meisterschaft einher geht der Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse, in die Bundesliga ziehen nun die Gegnerinnen aus Niedersachsen ein.
Zwei dicke Chancen hatten die HTB-Mädchen in Aurich gleich zu Beginn der Partie. Doch Lena Goretzka scheitert an der gegnerischen Torhüterin, die den Ball aus dem Winkel fischte, und Beyza Kara zielte einmal knapp am Tor vorbei. „Wenn diese beiden Bälle reingehen, nimmt das Spiel eine ganz andere Wendung“, war sich Can Özkan sicher. In den Punktspielen der Hamburger Verbandsliga hatten die B-Juniorinnen aus Harburg viele Spiele hoch gewonnen, einmal sogar zweistellig.
HTB-Spielerinnen gehen allzu fahrlässig mit ihren Torchancen um
Özkan: „Vielleicht war uns deshalb gar nicht richtig bewusst gewesen, dass wir auch allzu viele Torchancen liegen lassen.“ Dass die HTB-Mädchen besonders in der ersten Halbzeit überlegen waren, räumte Özkan gegenüber sogar der gegnerische Trainer Stefan Wilts ein, der in der regionalen Ostfriesenzeitung mit den Worten zitiert wird: „Ich habe den Schlusspfiff noch nie so sehr herbeigesehnt.“
Trotz des fahrlässigen Umgangs mit den eigenen Möglichkeiten, die sich die HTB-Juniorinnen quasi im Minutentakt herausspielten, hatte sich die Führung der Harburger Mädchen durch einen Treffer von Lena Goretzka in der 22. Minute angedeutet. Er resultierte aus einer schönen Einzelleistung. Goretzka, mit 20 Treffern auch die beste Torschützin der Verbandsliga, setzte sich auf der linken Seite durch und traf ins lange Eck. Als sie in der zweiten Halbzeit ein weiteres Mal den langen Pfosten anvisierte, landete der Ball am Aluminium und prallte von dort ins Spielfeld zurück.
Trainer Can Özkan wird wegen Meckern der Bank verwiesen
Eine hitzige Auseinandersetzung lieferten sich während der gesamten Partie Harburgs Beyza Kara und Aurichs zweifache Torschützin aus dem Hinspiel, Lara-Catharina Janssen. Beide Spielerinnen kassierten jeweils eine Verwarnung. Besonders empörte Can Özkan eine Szene, in der sich Beyza Kara um die am Boden liegende Gegnerin kümmerte und ihr bei einem Wadenkrampf helfen wollte, die Auricher Mädchen die Situation, in der viele Harburgerinnen sich passiv verhielten, aber für einen Gegenangriff ausnutzten.
Als Özkans Schützlinge in Ballbesitz kamen, spielten sie den Ball ins Aus, um eine Behandlung der Spielerin aus Aurich zu ermöglichen. Beim folgenden Einwurf gaben Aurichs Spielerinnen den Ball allerdings nicht wie üblich an die Harburgerinnen zurück. „Schade“, fand Özkan, „mit solchen Aktionen verspielt man Sympathien.“
Für seine heftige Kritik daran und seine Proteste gegen manch umstrittene Entscheidung von Zweitliga-Schiedsrichterin Jana Poppen wurde Can Özkan zunächst ermahnt und später hinter die Spielfeldabgrenzung verbannt. „Die Schiedsrichterin war offenbar überfordert; sie hat einseitig viel zugelassen“, fasste Özkan seine Kritik an der Unparteiischen zusammen. „Mehrere körperlich robuste Auricher Spielerinnen hatten es nur darauf abgesehen, unser Spiel zu zerstören und zu provozieren.“
Die Harburger B-Juniorinnen fühlten sich nach dem Spiel um einen höheren Sieg und damit auch um den greifbaren Aufstieg in die Bundesliga betrogen. Auf der Rückfahrt im Bus versuchte Can Özkan seine Spielerinnen im Beisein vieler Eltern moralisch wieder aufzurichten. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie stolz auf ihre Leistung sein können. Dann haben wir im Bus die Musik laut aufgedreht und trotz allem gefeiert.“ Auch wenn es jetzt wieder Verbandsliga heißt und nicht Bundesliga.
Mannschaft bleibt weitgehend zusammen und startet neuen Versuch
„Wir nehmen in der neuen Saison wieder Anlauf auf die Bundesliga“, sagte Özkan. Sein Plan hatte ohnehin den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse erst für das Jahr 2019 vorgesehen. Dass die Mannschaft schon ein Jahr früher um den Aufstieg kämpfen würde, kam für den Trainer und die B-Juniorinnen selbst ein wenig überraschend.
Bis auf wenige Ausnahmen bleibt die erfolgreiche Mannschaft vermutlich beisammen. Zwei Spielerinnen des Jahrgangs 2001 müssen die Mannschaft aus Altersgründen verlassen, eine Spielerin geht ins Ausland. „Aber wir holen uns gute Spielerinnen dazu“, sagte Can Özkan. „Zwei neue, sehr gute Fußballerinnen haben bereits zugesagt“. Namen will er aber noch nicht nennen.