Fleestedt. „Die Fitmacher“ Wir stellen Menschen vor, die uns in Bewegung bringen. Heute: Patrick Behrendt, Kickbox-Trainer beim TuS Fleestedt.
Am Anfang ist die Kampfstellung. Fäuste hoch und mit hörbarem Ausatmen mit Links auf die flache Hand des Gegners treffen. So erklärt das Trainer Patrick Behrendt den 15 Kindern, die in die Halle am Osterkamp in Fleestedt gekommen sind. Das Atmen bringt mehr Kraft in einen Schlag. „Jetzt aber habe ich es nicht gehört“, ruft Behrendt. Also noch mal.
Dann erklärt er eine Fußtechnik. Mit Schwung das rechte Bein in Richtung Bauch des Partners schwingen. „Hepp“. Natürlich muss der Gegenüber den Bauch anspannen. „Und hepp“. Die sieben Mädchen und acht Jungs sind eifrig dabei. Zum Abschluss der Stunde dann die Frage: „Wem tut etwas weh“. Nein, alle haben alles gut überstanden.
Kickboxen soll als neues Angebot beim TuS Fleestedt mehr Gewicht bekommen. Nach dem Start im August 2016 mit einem Kurs für Jugendliche und im Sommer 2017 für Kinder ab sieben Jahren gibt es jetzt einen Trainerwechsel verbunden mit einem neuen Trainings-Termin. Auf Britta Kühl folgt Behrendt, der künftig Freitags nachmittags bereit steht. Die beiden Schwarzgurtträger kennen sich. Behrendt schaute sich das Training an und hat inzwischen die ersten Stunden hinter sich.
Das KickFit-Training ersetzt im Verein Judo, das Mitte 2017 ausgelaufen ist. „Die Kickbox-Kurse sind gut gelaufen. Nun müssen wir sehen, ob die Mitglieder sich eher auf Gurtprüfungen vorbereiten wollen, ob es ihnen um gezielte Gymnastik oder darum geht, sich selbst verteidigen zu können“, sagt Pressewart Ulrich Vergin, der zum vierköpfigen Vorstand des Vereins zählt.
Vergin sieht das Kickboxen zum einen als Ergänzung für den Ballsport – so spielen allein 23 Jugend- und fünf Herrenmannschaften Fußball beim TuS Fleestedt – zum anderen aber auch als gutes Training für Jogger und Läufer wie ihn. So hat sich der Steuerberater für dieses Jahr zwei Mal zum Halbmarathon angemeldet und denkt für den Verein bereits darüber nach, im Sommer auch eine Kickbox-Gruppe für Erwachsene einzurichten. Sie soll zehn bis 15 Interessierte haben. „Wir haben wenig Sorgen sie voll zu kriegen“, sagt Vergin. Der 50-Jährige will in jedem Fall dabei sein.
Das KickFit-Training ist in Flee-stedt, das zu Seevetal zählt, zudem als Freizeitangebot für Jugendliche gedacht, für die es keine offenen Angebote und auch keinen Bolzplatz mehr gibt. Neben der Fitness soll der Sport, der wie andere Kampfsporten Verbeugungen vorsieht, den Respekt zum Gegner und faire Umgangsformen untereinander fördern. Klar ist: Das Angebot ist auf den Breitensport ausgerichtet. „Jeder soll“, so Vorstand Vergin, „vor allem Spaß haben.“
Das ist auch das Credo des neuen Trainers. Der Berliner Patrick Behrendt hat mit 16 mit seinem Sport begonnen und war zwei Jahre später für eine Ausbildung zum Sozial-Versicherungs-Fachangestellten nach Hamburg gekommen. Seit 2011 trainiert er im Kickboxcenter- Hamburg in Wilhelmsburg und ist im Trägerverein seit einem Jahr auch 2. Vorsitzender.
Behrendt ist seit 2015 lizenzierter Trainer und zudem ausgebildeter Kampfrichter. Gemeinsam mit einer Gruppe zu arbeiten, passt für ihn. „Ich unterrichte lieber 20 Breitensportler als einen besonders Talentierten, der sechs Mal die Woche zu mir kommt.“
Kickboxen ist dabei mehr als nur ein Kampfsport. Es spricht die gesamte Motorik des Körpers an: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination (siehe Infokasten). „Kinder und Jugendliche entwickeln durch die Übungen ein stärkeres Selbstbewusstsein“, versichert der 32-Jährige. Die Sportler können sich dabei entscheiden, ob sie später mit vollem Kontakt zum Gegner boxen oder es beim Leicht-Kontakt belassen wollen. Bei diesem Kampf wird der Sieger nach Punkten ermittelt, die es für Treffer gibt.
Beim Training werden zunächst Hand- und Fußtechniken separat von einander geübt. Fortgeschrittene kombinieren sie. „Der gesamte Körper kommt in Bewegung. Wir weichen dem Gegner aus, versuchen selbst zu treffen, pendeln hin und her“, beschreibt Behrendt den Sport. Bei Übungswettkämpfen können beim Sparring die Bewegungen auch in Zeitlupe ausgeführt werden.
Inzwischen ist die ältere Gruppe in der Halle in Fleestedt eingetroffen. Drei Mädchen und zwei Jungs machen sich zu Michael Jacksons „I am walking“ warm. Natürlich gibt es die Kampfstellung auch hier. Behrendt beginnt aber noch rascher mit den Partnerübungen. Die Paare sind in der gesamten Halle unterwegs und versuchen, sich gegenseitig auf den Schultern zu ticken, der Trainer mittendrin. Gymnastik, wie die Arme des Gegenübers auseinander zu drücken oder Rücken an Rücken Kniebeugen zu stemmen, gehört ebenfalls dazu.
Für später einmal hat Behrendt seine Ausrüstung mitgebracht, die er bei Wettkämpfen trägt. Aus seiner Sporttasche kommen ein Überzug für den Oberfuß, der die Sohle offen lässt, Schienbein-, Unterleib- und Ellenbogenschützer und natürlich die Handschuhe und der Helm ans Licht.
Angezogen mit dem Kampfanzug wird aus dem netten Trainer der aktive Kämpfer mit der rechten Geraden und dem gestreckten Bein, das leicht die Höhe des Kopfes seines Gegners erreichen würde. Behrendt, der Kämpfer: Das wäre jedoch eine ganz neue Geschichte.
Kickfit beim TuS
Der Verein: Der TuS Fleestedt von 1911 hat seine Geschäftsstelle im Mühlenweg 70 in Fleestedt. In der Geschäftsstelle ist Kerstin Frank erreichbar. Telefon: 04105/690 82 88.
Mitglieder: 1650 in sechs Abteilungen. Die mitgliederstärksten sind Fußball und Gymnastik, zu der Kickfit gehört.
Ansprechpartner für Kickfit ist Patrick Behrendt. Interessierte können sich bei der Geschäftsstelle anmelden. Geübt wird in der Schulsporthalle am Osterkamp.
Beitrag und Trainingszeiten: Erwachsene zahlen 13 Euro im Monat, Kinder 6,50 Euro. Kinder von sieben bis elf Jahren trainieren freitags von 15.30 bis 16.30 Uhr. Jugendliche ab zwölf Jahren beginnen danach ihre Übungen für eine Stunde von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr.
Sportstätten: Neben der Halle am Osterkamp nutzt der Verein noch die Halle im Sportzentrum im Mühlenweg 70.
Beweglich bleiben
Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination: Alle Eigenschaften des Körpers spricht Kickboxen an. Durch den Sport können Kinder lernen, sich koordiniert zu bewegen, ältere Menschen bleiben beweglich. Für Breitensportler empfiehlt Thomas Witthöft, Lehrreferent für Kickbox-Trainer in Hamburg und Schleswig-Holstein, sich zwei Mal pro Woche für je eine bis eineinhalb Stunden Zeit zu nehmen.
Zum Sport gehören zwar Schlag- und Tritttechnik, ein direkter Kontakt mit einem Partner muss aber nicht sein. Vielmehr kann ein Partner auch ein Schlagkissen halten. Ende 2017 hat der Deutsche Olympische Sportbund den Bundesverband für Kickboxen als Mitglied aufgenommen.