Winsen. Trotz miserabler Wetterbedingungen starten 789 Teilnehmer beim 34. Stadt- und Deichlauf des TSV Winsen in die neue Saison.
Das Wetter war das ganz große Thema beim 34. Stadt- und Deichlauf des TSV Winsen. Normalerweise wird der Saisonauftakt der Volksläufer im Landkreis Harburg von strahlendem Sonnenschein begleitet. Die Teilnehmer, ihre Familien und viele Zuschauer verbringen entspannte Stunden auf dem Schlossplatz inmitten der Luhestadt. Diesmal war alles anders. Keine einzige Minute ließ sich die Sonne blicken, Temperaturen um die zehn Grad Celsius, unangenehmer Nieselregen und dazu ein böiger Wind, der das Ganze noch kälter erscheinen ließ. So hatten fast alle Teilnehmer das Ziel, nach ihrem Lauf oder – mit Blick auf die Besten – spätestens nach der Siegerehrung schnell nach Hause ins Warme zu kommen.
„An einen Stadtlauf im Regen kann ich mich überhaupt nicht erinnern“, sagte Klaus Fischer. Einer, der es wissen muss. Zehn Jahre lang hatte er als Hauptorganisator die Fäden in Händen gehalten, jetzt ist er im dritten Jahr als „normaler“ Helfer im etwa 50-köpfigen Mitarbeiterteam dabei. In den ersten 20 Jahren ab Mitte der 1980er-Jahre, als noch Hans-Günther Ulmann den Stadt- und Deichlauf organisierte, gab es auch schon den Helfer Fischer. Kurzum, der Mann kann die gesamten 33 Jahren überblicken. „An Regen kann ich mich nicht erinnern.“
Beim Laufen auf dem Stöckter Deich war Taktik gefragt
An der Spitze des Orgateams stehen mittlerweile Klaus Heinsohn und Maren Schiewe. „Ich bin richtig angespannt“, gab Heinsohn einen Einblick in seine Gefühlslage, „wenn es Gewitter geben sollten, muss ich mir Sorgen um die Gesundheit der Teilnehmer machen und über einen Abbruch nachdenken.“ Zum Glück gab es „nur“ Regen und besagten Wind. „Da ist das Problem, dass die Zelte und anderen Aufbauten wegfliegen und kaputt gehen. Wegen des Wetters habe ich genauso viel Stress wie mit allen anderen Punkten zusammen.“
Tatsächlich gab es nur kleine Flugeinlagen ohne Folgen. Einmal machte sich der Pavillon des Luhe-Gymnasiums selbstständig, und kurz vor dem ersten Zieleinlauf legte sich der große, rote Torbogen der Sparkasse Harburg-Buxtehude quer vor der Ziellinie auf die Seite. Rechtzeitig zum Einlauf des Siegers war er wieder aufgerichtet.
Die Teilnehmer waren entspannter. Ihnen war klar, dass vor allem angesichts des kräftigen Windes auf dem Stöckter Deich – dort sind sie völlig ungeschützt – keine Bestzeiten möglich sind. Moderator Felix Fengler erinnerte die Teilnehmer vor jedem Startschuss daran, sich die Kräfte einzuteilen. Auf dem Hinweg Richtung Stöckte und Hoopte hatten sie nämlich Rückenwind. Wer zu schnell anging und sich wie auf Flügeln treiben ließ, musste auf dem Rückweg (bei Gegenwind) dafür büßen.
Nach dieser Taktik agierte auch der Sieger im Hauptlauf über zehn Kilometer. „Ich hab versucht, mir die Kräfte einzuteilen“, sagte Björn Gasow, der für die XXL-Fighter Anno 1900 Lüneburg antrat. Lange lieferte sich der Hohnstorfer einen Zweikampf mit Jonas Rumpelt (FC St. Pauli Triathlon). „Erst war Jonas vorne“, erzählt Gasow, „nach der Wendemarke habe ich aber gemerkt, dass heute was geht. Auf dem Rückweg habe ich ihn eingeholt und überholt.“ Auf den letzten Kilometern habe Björn Gasow wegen der nachlassenden Kraft nochmal kurz gewackelt, letztlich siegte er nach zehn Kilometern aber in 38:34 Minuten mit 16 Sekunden Vorsprung vor Rumpelt.
Beim dritten Start war es sein erster Sieg in Winsen. „Letztes Jahr war ich Zweiter hinter Tim Tomczak. Aber der war diesmal nicht hier“, so der in der Altersklasse M35 startende Gesamtsieger. Tomczak hatte zwei Tage zuvor mit der Marathonstaffel des HSV Stöckte den fünften Platz beim Hamburg-Marathon belegt, für den Volkslaufstart in Winsen fühlte er sich noch nicht wieder frisch genug.
Hanseschule Winsen stellt die mit Abstand größte Gruppe
Die Teilnehmerzahlen blieben unwesentlich unter denen des Vorjahres zurück. Am 1. Mai 2017 waren es 832 Läufer und Walker gewesen, diesmal kamen 789 auf dem Schlossplatz an. Augenfällig waren die größeren Felder bei den Schülerläufen über 800 und 2000 Meter. „Zuletzt hatten wir 60 bis 80 Schülerinnen und Schüler pro Lauf, jetzt waren es um die 100“, sagte Klaus Heinsohn. Diese Entwicklung spiegelt sich bei der Auszeichnung für die größte vorangemeldete Schulgruppe wider. Der ausgelobte Pokal ging an die Hanseschule Winsen mit 54 Teilnehmer, gefolgt vom Roydorfer Luhe-Gymnasium (27) und dem Gymnasium Winsen an der Bürgerweide (14).
Die weiteren Pokalen gingen an den HSV Stöckte als größte Vereinsgruppe (44) und an die Spedition Apex als größtes Firmenteam (35). Nur ganz knapp dahinter folgten das Unternehmen Dr. Loges (34) und die Hamburger Sparkasse (28).
Einen besonderen Spaß macht sich „Chefstatistiker“ Martin Raulf bei der Auswertung der häufigsten Vornamen. Im männlichen Bereich waren elf Stefans, gefolgt von jeweils zehn Andreas und Franks dabei. Beim Nachwuchs dominierten Paul und Lena, die auch insgesamt der häufigste Vorname war.