Buxtehude. Im Duell des Dritten gegen den Zweiten erkämpfen Buxtehudes Handballerinnen einen Punkt gegen SG BBM Bietigheim.

Handballherz, was willst du mehr? Was die Frauen des Buxtehuder SV und des noch amtierenden deutschen Meisters SG BBM Bietigheim den 1200 Zuschauern im Spitzenspiel der 1. Bundesliga in der Halle Nord boten, war bis in die Schlusssekunde hinein an Spannung nicht zu überbieten. Am Ende stand ein 23:23-Unentschieden, das auf beiden Seiten Glücksmomente auslöste.

Aber nur offiziell, denn Gästetrainer Martin Albertsen hatte wenige Minuten vor seiner Spielanalyse noch getobt vor Ärger über den „verlorenen“ Punkt und im Kabinengang wütend an die Wand geschlagen, gab sich dann aber ganz entspannt. Sein Gegenüber Dirk Leun sowieso. Denn dessen Damenteam hatte die vom Trainer geforderte Reaktion auf die schwache Vorstellung eine Woche vorher beim neuen deutschen Meister Thüringen gezeigt.

Aber es war kein Handball-Leckerbissen. Ganz im Gegenteil – Gästetrainer Albertsen sah 15 bis 20 Fehler seiner Mannschaft und die BSV-Frauen standen ihren Gegnerinnen in dieser Hinsicht in nichts nach. Doch gerade diese Fehler, ungewöhnlich vor allem für Bietigheim, waren es, die für das permanente Knistern in der Luft sorgten.

Viele Fehler auf beiden Seiten sorgen ständig für Spannung

Etwa nach der 3:2-Führung für die Gastgeberinnen, als Antje Peveling zum ersten Mal einen Ball parieren konnte, ihre Mitspielerinnen aber den Tempogegenstoß versiebten und Lone Fischer kurze Zeit später an der gegnerischen Torhüterin scheiterte. Bietigheim ging mit 6:3 in Führung. Dirk Leun brachte nach einer Auszeit Emily Bölk. Isabel Kaiser per Doppelpack und Friederike Gubernatis – dazwischen eine weitere Parade von Peveling – brachten den BSV wieder auf 7:7 heran. Bölk und wieder zweimal Kaiser trafen ins Tor und die BSV-Frauen hatten das Spiel gedreht, führen mit 10:7.

Bevor der Pausensirene ertönte, gab es noch einen Siebenmeter für Buxtehude; Gubernatis warf am Tor vorbei. Dann durfte Bietigheim zum Strafwurf antreten, Nationalspielerin Anna Loerper konnte sicher verwandeln. Statt mit 14:10 gingen die BSV-Frauen beim 13:11 nur mit zwei Toren Vorsprung in die Kabine. Die Fans in der Halle ahnten, dass es sich rächen könnte, in dieser Phase nicht weiter vorgelegt zu haben.

Trainer Dirk Leun vom Buxtehuder SV war angetan von der Leistung seiner Mannschaft gegen den deutschen Meister Bietigheim
Trainer Dirk Leun vom Buxtehuder SV war angetan von der Leistung seiner Mannschaft gegen den deutschen Meister Bietigheim © Hans Kall | Hans Kall

Noch spannender ging es in der Schlussphase des Spitzenspiels Dritter gegen Zweiter zu. Bietigheim hatte sich auf 18:18 heran gekämpft und ging bei 20:21 erstmals wieder in Führung. Die BSV-Frauen gerieten unter Zugzwang, zwei Minuten vor Schluss lag Bietigheim bei 22:23 in Führung. Emily Bölk warf vorbei. Die BSV-Frauen blieben aber in Ballbesitz, und Gubernatis gelang das 23:23. Bietigheim startete den vermeintlich letzten Angriff, verzettelte sich aber, verlor den Ball an der Seitenlinie. Fünf Sekunden vor Schluss ein langer Ball nach vorne auf Emily Bölk, die muss sofort werfen, trifft aber nur Bietigheims Beste, Karolina Kudlacz-Gloc, am Körper, die zu Boden geht. Das Spiel ist Aus.

Die Zuschauer hat es längst von den Sitzen gerissen vor Begeisterung über diesen engagierten Auftritt der BSV-Frauen, die in der Bundesliga drei Jahre lang nicht gegen Bietigheim gewinnen konnten. Diese Serie ist zwar nicht gerissen, aber das Remis war so etwas wie ein gefühlter Sieg. „Dieser Punkt, den wir heute geholt haben, kann noch sehr wertvoll werden“, sagte Dirk Leun auf seine bekannt zurückhaltende Art mit Blick auf den Kampf um die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb.

Buxtehuder SV bleibt als Dritter auf Europapokal-Kurs

Erst einmal haben die BSV-Frauen den dritten Tabellenplatz verteidigt. „Und wir haben endlich den ersten Zähler gegen eines der drei Spitzenteams der Liga geholt“, betonte Dirk Leun und bewertete das Unentschieden deshalb auch als Punktgewinn und nicht etwa als Punktverlust. Bis zur 52. Minute schien es so, als könnte selbst ein alles andere als perfektes Spiel an diesem Tag zum Sieg gegen Bietigheim reichen.

Für Kreisläuferin Isabel Kaiser war das Spiel das Sahnehäubchen auf eine ohnehin gute Saison. Sieben Tore gegen ein Spitzenteam mit der niederländischen Nationaltorhüterin Tess Wester im Kasten, die in diesem Jahr unbedingt den DHB-Pokal gewinnen will, sind ein klares Indiz dafür, dass Kaiser in der 1. Bundesliga angekommen ist. Zweite Garantin des Teilerfolgs war Torhüterin Antje Peveling, die mit vielen Paraden ihre Mannschaft ständig im Spiel hielt. Lone Fischer (5 Tore, darunter zwei Siebenmeter) ließ manche Torgelegenheit aus, setzte gleich am Anfang einen Kempatrick an den Pfosten.