Buxtehude/Indianapolis. Nico Matern hat einen Vertrag beim Zweitligisten Indy Eleven in Indianapolis unterschrieben. Damit lebt der 25-Jährige einen Traum.

„Das ist vielleicht die letzte Chance, mein Geld als Fußballprofi zu verdienen“, sagt der Buxtehuder Nico Matern, der in der Jugend unter anderem für den FC St.Pauli gekickt hatte. Zum Ende der vergangenen Saison verließ der heute 25 Jahre alte, zentrale Mittelfeldspieler den Buxtehuder SV in Richtung Indianapolis, der zweitgrößten Stadt des mittleren Westens in den USA. „Eigentlich war der Plan, meinen Abschluss in Business Administration zu machen“, berichtet Matern.

Sein Berater sorgte für ein Stipendium an der Indiana Wesleyan University, fortan spielte der ehemalige BSV-Akteur für die College-Mannschaft der Universität – mit durchschlagendem Erfolg. Mit drei Toren und zehn Vorlagen sorgte der Buxtehuder dafür, dass sich sein Team erst im Finale der NCAA-Championship geschlagen geben musste. Matern, der durch seine starken Auftritte sowohl in die „Top-Elf der Saison“ als auch in die „Top-Elf der Play-offs“ gewählt wurde, machte Profi-Teams auf sich aufmerksam.

Mit dem Trainer der Charlotte Eagles, einem Drittligisten, war sich Matern bereits einig. Dann wechselte der Eagles-Coach nach Indianapolis und wurde Co-Trainer beim Zweitligisten Indy Eleven – und schlug dem dortigen Trainer vor, Matern zum Probetraining einzuladen. „Ich habe dann ein paar Mal mittrainiert. Danach haben sie mir einen Vertrag angeboten“, berichtet der 25-Jährige. Für Matern, der bereits beim Wuppertaler SV, der SV Drochtersen/Assel, Hansa Rostock II und dem FC Schönberg 95 aktiv war, jedoch nie den Durchbruch zum Profi schaffte, bedeutete dieses Angebot wohl die letzte Chance, als Profi sein Geld zu verdienen. Vor wenigen Wochen hat der Buxtehuder einen Zweijahresvertrag bei Indy Eleven unterschrieben. „Dadurch ging mein Stipendium verloren und ich musste das Studium abbrechen. Mein Verein finanziert mir jetzt ein Online-Studium“, so Nico Matern.

Durch den Profivertrag endet das Stipendium für Matern

Wenige Tage nachdem der Vertrag unterschrieben war, stand das erste Testspiel auf dem Programm. Matern, der seinen New-York-Urlaub vorzeitig beendete und per Direktflug nach Chicago reiste, stand gegen den Erstligisten Chicago Fire gleich die gesamten 90 Minuten auf dem Platz. Gegen die favorisierte Mannschaft aus der Major League Soccer (MLS), bei der auch Bastian Schweinsteiger unter Vertrag steht, gelang ein 2:0-Erfolg – Weltmeister Schweinsteiger weilte allerdings nur unter den Zuschauern. „So ein Sieg zeigt, was für ein hohes Niveau die Mannschaft hat“, weiß der 25 Jahre alte Buxtehuder.

Allgemein sei sein neuer Verein sehr professionell aufgestellt. „Wir trainieren jeden Tag um zehn Uhr morgens. Die meisten Spieler sind aber schon um kurz nach acht auf dem Gelände, frühstücken gemeinsam, lassen sich behandeln oder nehmen Massagen in Anspruch“, erzählt Matern. Um zwölf Uhr gibt es ein gemeinsames Mittagessen, dienstags folgt am Nachmittag noch eine Krafteinheit. „Wir wollen definitiv in die Play-offs und dann auch Meister werden“, sagt der Mittelfeldspieler, der beim 1:0-Sieg von Indianapolis zum Saisonauftakt in Virginia in der Startelf stand. „Taktisch bin ich zum Teil etwas weiter als meine Mitspieler. Wir haben allerdings auch viele Spieler mit MLS-Erfahrung im Team“, erklärt Matern.

Heimspiele finden im Lucas Oil Stadium der Indianapolis Colts statt

Fußball werde in den USA zwar immer populärer, Basketball und American Football sei bei den Zuschauerzahlen jedoch unangefochtene Spitze. Von dieser Saison an trägt Zweitligist Indy Eleven seine Heimspiele im „Lucas Oil Stadium“ aus, der Arena des NFL-Teams der Indianapolis Colts – mit einer Kapazität von 68.000 Zuschauern. Das Niveau der zweiten Liga läge, so Matern, zwischen der dritten und vierten Liga in Deutschland. Umso beachtlicher ist das hohe Zuschauerinteresse. Zum ersten Heimspiel, das gegen FC Cincinnati mit 0:1 verloren ging, zählte Indy Eleven mehr als 17.000 Zuschauer – das sind mehr als im diesjährigen Durchschnitt der 2. Bundesliga.

Nico Matern möchte mittelfristig in der Major League Soccer, der höchsten Spielklasse Nordamerikas, spielen. „Mein Ziel ist es auf jeden Fall, in den kommenden Jahren in die MLS zu kommen – ob mit Indy Eleven oder bei einem anderen Team wird die Zukunft zeigen“, sagt der Buxtehuder.