Maschen. Fernsehteam hat den Rollstuhl-Basketballer Alexander Budde ein Jahr lang begleitet, der sich seinen großen Traum erfüllen will.
Endlich! Jetzt aber TV schauen! Am Montag, 22. Januar, Punkt 20.10 Uhr, Kika, den Jugendsender des ZDF. Familie Budde in Maschen fiebert dem Start der Serie schon lange entgegen. Auch die Verwandten, Freunde und Bekannten sind informiert. „Nicht zu stoppen“, so haben die Fernsehleute ihre acht Folgen plakatiert, die auch in Österreich und der Schweiz ausgestrahlt werden. Ein ganzes Jahr lang haben die Fernsehleute sechs jugendliche Top-Athleten mit Mikrofon und Kamera begleitet, die einen Traum gemeinsam haben: die Teilnahme an den Paralympischen Spielen. Und Alexander Budde, der 17 Jahre alte Rollstuhl-Basketballer ist dabei.
Auf die Frage, ob er wirklich schon mit 18 Jahren bei den Paralympics 2020 in Tokio für Deutschland werfen oder sich noch vier Jahre bis Paris 2024 gedulden will, antwortet Alexander Budde wie aus der Pistole geschossen: „Auf jeden Fall werde ich in diesem Jahr angreifen und alles daran setzen, schon in Tokio dabei zu sein. Ich war ja schon mit der Herren-Nationalmannschaft in einem Lehrgangs-Camp. Wegen einer Verletzung musste ich allerdings in 2017 etwas zurückstecken“.
Im Haus der Familie in Maschen sitzt Alexander Budde am Kaffeetisch; ein beeindruckender Muskelberg mit einem freundlichen, fast sanften Gesicht. Mutter Birgit hat Kaffee aufgebrüht, Vater Torben, der gerade aus dem Büro nach Haus gekommen ist , steht auf einen Stuhl gelehnt. Auch er groß und sportlich, auch er war viele Jahre ein bekannter Basketballer.
„Alexander wurde mit Spina bifida geboren, umgangssprachlich als offener Rücken bekannt“, erzählt die Mutter. „Das Loch im Rückenmark haben die Ärzte geschlossen, in den Füßen aber hat er fast kein Gefühl“. Aber mit den Basketball-Genen des Vaters und der Lebensmaxime „Geht nicht – gibt’s nicht“ hat der Junge sich auf den Weg gemacht, ein Großer im Rollstuhl-Basketball zu werden. Und das ist eine der spektakulärsten Paradedisziplinen in der paralympischen Sportbewegung.
Schon bei Blau-Weiß Buchholz hat Alexander gezeigt, was in ihm steckt. Vor gut einem Jahr überzeugte er die Eltern, dass er unbedingt ins Sportinternat in Hannover wechseln müsse. Bei Hannover United spielt der 17-jährige inzwischen in der 2. und immer häufiger auch in der 1. Bundesliga. Alexander Budde ist auch Kapitän der U-19-Nationalmannschaft und hat im Frühjahr in Toronto bereits als jüngster der Mannschaft in der U23 für Deutschland bei der Weltmeisterschaft gekämpft und ist in Kanada WM-Fünfter geworden.
Dorthin hatte ihn auch das ZDF-Fernsehteam begleitet. Ein ganzes Jahr lang hat das Fernsehteam für die acht Folgen der Serie den Alltag und vor allem den Trainingsaufwand und die Wettkämpfe der Mädchen und Jungen festgehalten, die im Hochleistungssport der Menschen mit körperlichen Handicaps zu den Helden von Morgen gehören.
Wie die 17 Jahre alte Leonie, die sich der Leichtathletik verschrieben hat. Oder Veronie, erst 14 Jahre alt, eine Rennläuferin auf Skiern. Mit bis zu 100 km/h rast sie mit nur neun Prozent Sehkraft die Pisten hinunter. Adam, der Schwimmer gehört ebenso zu den Protagonisten wie Daniel, der Judoka. Die 16-jährige Nalani sitzt wie Alexander Budde im Rollstuhl und ist eines der größten Tennistalente.
„Bei den Dreharbeiten hat immer der Sport im Mittelpunkt gestanden“, erzählt Alexander, „und nicht unsere Behinderungen. Das finde ich wichtig. Es geht ja nicht um Mitleid, es geht um Anerkennung unserer Leistung. Wenn wir zu den Dreharbeiten zusammenkamen, habe ich miterlebt, was die anderen wagen und sich zutrauen. Danach bin ich gestärkt ins Sport-Internat zurückgekehrt“.
Dort heißt es jeden Morgen um 6.30 Uhr wecken. „Eine Viertelstunde später beginnt bereits das Frühtraining“, schildert Alexander seinen üblichen Tagesablauf. „Um 8.15Uhr gibt es Frühstück. Das müssen wir natürlich selber machen, genau wie das Mittagessen und wir müssen auch unsere Wäsche selber waschen“. Der Schulunterricht beginnt meistens um 9.30 Uhr und dauert bis 14 Uhr. „Biologie und Erdkunde sind meine Lieblingsfächer“, sagt der 1,90 Meter große Junge und fügt lächelnd hinzu; „Aber Mathe ist auch kein Hassfach für mich“.
Wurftraining mit NBA-Superstar Dirk Nowitzki
Von 17 bis 19 Uhr stehen Kraft- und Ausdauertraining auf dem Plan. „In dem gut einen Jahr in Hannover“, ergänzt der Vater, „hat Alexander 15 Kilo Muskelmasse zugelegt.“ Der Tag klingt aus mit Wurf- und Teamtraining noch einmal zwei Stunden bis 21.30 Uhr. Selbstverständlich nutzt er auch fast jede freie Stunde, um in einer freien Halle ganz allein und unermüdlich den Basketball in den Korb zu werfen.
Als das Fernsehteam Alexander Budde zum Abschluss der Dreharbeiten allein zu einem Sonderdreh in eine Halle nach Würzburg lockte, ahnte er noch nicht, welche Überraschung ihn erwartete: „In der Halle hat mich ganz herzlich ein lachender Dirk Nowitzki begrüßt,“ erzählt Alexander. Nowitzki erklärte seine Anwesenheit in der Halle damit, dass er dort immer für sich allein bis zu fünfeinhalb Stunden Wurftraining macht, wenn in den USA Spielpause ist.
Auch diese Begegnung zwischen dem Weltstar und dem Jungen aus Maschen mit dem Traum von den Paralympics in Tokio (oder spätestens in Paris) ist im Fernsehen zu sehen. Das Motto der sechs Hauptdarsteller in „Nicht zu stoppen“ lautet übrigens: „Sie geben alles. Nur niemals auf.“