Tespe. Chuck Bödder führt die Eintracht Elbmarsch zum Sieg bei dem nach seinem verstorbenen Bruder benannten Hallenfußballturnier.

Ein Drehbuchautor hätte es kaum besser inszenieren können. In den elf Jahren, in denen das Fußball-Hallenturnier von Eintracht Elbmarsch als Sparkassen-Cup firmierte, konnten die Gastgeber nur ein einziges Mal den Pokal gewinnen. Jetzt, da in der Tesper Sporthalle zum ersten Mal um den Nik-Bödder-Cup gekickt wurde, waren die Bezirksliga-Fußballer aus Drage, Marschacht und Tespe sofort zur Stelle und gewannen das Turnier, das den Namen ihres im Mai 2017 tödlich verunglückten Mannschaftskameraden trägt. Es darf getrost unterstellt werden, dass die beschriebenen Umstände der Mannschaft zusätzliche Motivation verliehen.

Es passte perfekt ins Bild, dass mit Chuck Bödder – Nik, Chuck und Natalie sind Drillinge – Niks Bruder in den letzten beiden Spielen entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte hatte. „Es ist einfach geil, dass wir gewonnen haben. Und dann habe ich im Halbfinale auch noch zwei Tore geschossen; eins mit dem Kopf und eins mit links“, sagte der 21 Jahre alte Chuck. Dabei verschwieg er bescheiden, dass er wenige Minuten später auch wesentlichen Anteil am 2:1-Finalsieg gegen den TSV Buchholz 08 hatte. Nach einem Foul an ihm selbst führte Chuck Bödder den Freistoß gedankenschnell aus, legte den Ball quer in die Mitte, wo ihn Kevin Koitka in die Maschen jagte. Die Buchholzer hatten nach dem Freistoßpfiff schnell wechseln wollen und öffneten damit den Raum.

Ein Präsentkorb als Dank für die Schiedsrichter Tobias Wenck (v.l.), Peter Ahlers und Alexander Schulz
Ein Präsentkorb als Dank für die Schiedsrichter Tobias Wenck (v.l.), Peter Ahlers und Alexander Schulz © HA | Markus Steinbrück

Selbstverständlich schickte die Mannschaft von Eintracht Elbmarsch niemand anderen als Chuck Bödder als Kapitän nach vorn, als es darum ging, den Siegerpokal des ersten Nik-Bödder-Cups aus dem Händen von Hauptorganisator Philipp Meyn entgegen zu nehmen. „Ich hatte Gänsehaut als Chuck den Pokal abgeholt hat. Und nicht nur ich“, gab Co-Trainer Jan Krey Einblick in die Gefühlslage von Mannschaft, Betreuerteam und den meisten der gut 300 Zuschauer.

„Wir möchten mit der Namensänderung an unseren Spieler und Freund Nik Bödder erinnern, der am 19. Mai 2017 bei einem tragischen Verkehrsunfall sein Leben verloren hat. Nik war trotz seiner jungen Jahre schon eine prägende Persönlichkeit in der Eintracht Elbmarsch“, sagte Eintracht-Vorsitzender Jens Heidemann im Grußwort. Zu Turnierbeginn, als sich alle zwölf Mannschaften in der Halle versammelten, erinnerten sie mit dem Torjingle „Danza Kuduro“ von Nik Bödder an den Verstorbenen. Statt einer Schweigeminute gab es das, was ein Fußballer am meisten liebt: lang anhaltenden Applaus. Einen großen Teil der Überschüsse des Turniers wird die Eintracht Elbmarsch übrigens der Stiftung „Verwaiste Eltern und Geschwister Hamburg e.V.“ zukommen lassen. Der genaue Betrag wird in den kommenden Tagen ermittelt.

War es im ersten Halbfinale die Eintracht, die den überraschend starken TuS Brietlingen (1. Kreisklasse Lüneburg) nach 0:1-Rückstand durch den Treffer von Igor Traudt noch mit 6:1 aus dem Wettbewerb warf (Tore: Chuck Bödder (2), Stefan Schröder, René Schade, Kevin Koitka, Lasse Baltzer) war es anschließend der Oberligist TSV Buchholz 08, der den TSV Winsen mit 3:1 niederrang. Bei Winsen hütete Spielertrainer Henrik Titze das Tor, nachdem er sich in den ersten vier Partien auf das Coaching konzentriert hatte. Winsen hatte mehr vom Spiel, die junge Buchholzer Mannschaft machte die Tore.

Organisator Philipp Meyn, Torschützenkönig Moritz Wagener, Jessica Hoberg (Wir Leben) und Jens Heidemann (Eintracht-Vorsitzender/v.l.)
Organisator Philipp Meyn, Torschützenkönig Moritz Wagener, Jessica Hoberg (Wir Leben) und Jens Heidemann (Eintracht-Vorsitzender/v.l.) © HA | Markus Steinbrück

Einer der auffälligsten Buchholzer Spieler im gesamten Turnier war Ahmed Abduraham, der in der Winterpause vom Kreisligisten FSV Harburg-Rönneburg an die Otto-Koch-Kampfbahn gewechselt ist. „Er wurde uns empfohlen, hat mittrainiert und einen guten Eindruck gemacht. Er ist ein unheimlich schneller Offensivallrounder“, sagte 08-Trainer Thorsten Schneider zur Verpflichtung des 18-Jährigen. Er brachte Buchholz gegen Winsen auch mit 1:0 in Führung. Von Winsener Abwehrfehlern begünstigt, erhöhten Baris Schulze und Jan-Niklas Schulga kurz nacheinander auf 3:0, bevor Oliver Rupprecht der Ehrentreffer zum 1:3 gelang.

Im Finale gegen Eintracht Elbmarsch glich Luca Knobloch zum 1:1 für Buchholz aus, nachdem Daniel Oertzen-Hagemann die Gastgeber in Führung geschossen hatte. Der 2:1-Siegtreffer entsprang der beschriebenen Co-Produktion von Chuck Bödder und Kevin Koitka. In der Schlussphase des Endspiels rettete Eintracht-Torhüter Nico Fabian seiner Mannschaft mit starken Paraden den Premierenerfolg beim Nik-Bödder-Cup.

Glenn Lentvogt von Buchholz 08 kommt vor Maximilian Schmidt (TSV Winsen) zum Schuss
Glenn Lentvogt von Buchholz 08 kommt vor Maximilian Schmidt (TSV Winsen) zum Schuss © HA | Markus Steinbrück

Thorsten Schneider (Buchholz 08) war mit dem Abschneiden angesichts seines jungen Kaders sehr zufrieden. Julian Kühn (31) und Jan-Niklas Schulga (23) waren die erfahrensten Buchholzer Spieler beim Tesper Turnier. Daneben bot der Coach fast ausschließlich A-Junioren auf. „Sie trainieren schon bei uns mit und werden zur neuen Saison integriert“, so Schneider. Bereits zur Rückrunde der laufenden Saison, die am kommenden Sonntag, 21. Januar, mit einem Heimspiel gegen Rugenbergen beginnen soll, wieder für Buchholz spielberechtigt ist Milaim Buzhala. Nach anderthalb Jahren bei Altona 93 kehrt er in die Nordheide zurück; auch weil er den Trainingsaufwand des Regionalligisten von bis zu sechs Einheiten pro Woche kaum leisten kann. Ob die Buchholzer am kommenden Sonnabend beim Hallenturnier des FC Rosengarten in Nenndorf mitspielen, hängt davon ab, ob das Oberliga-Punktspiel gegen Rugenbergen tatsächlich ausgetragen werden kann.

Beim Nik-Bödder-Cup fielen in 26 Spielen insgesamt 112 Tore. Die drei Schiedsrichter Peter Ahlers (TV Meckelfeld), Alexander Schulz (MTV Egestorf) und Tobias Wenck (Eintracht Elbmarsch) sprachen keine einzige Zeitstrafe aus. Der mit 250 Euro dotierte Fair-Play-Preis ging an den MTV Treubund Lüneburg. Persönliche Auszeichnungen gab es für den besten Torhüter Nico Fabian (Elbmarsch), den besten Spieler Gafar Abdul Rauf (Treubund) und den besten Torschützen Moritz Wagener (Scharmbeck-Pattensen). Er erzielte ebenso fünf Turniertreffer wie Gafar Abdul Rauf und Mika Kraßmann (Borstel-Sangenstedt). Das Los entschied schließlich für Wagener.