Harburg. Der 1980 von Lothar Tietz erbaute Komplex in der Scharfschen Schlucht hat seit dem 1. Oktober einen neuen Eigentümer.
Die Fakten sind eindeutig dargelegt. Am 16. Januar 1980 schlugen sich Hamburgs Erster Bürgermeister Hans-Ulrich Klose und Bausenator Volker Lange in der neuen Dreifeldhalle in Harburg die ersten Tennisbälle um die Ohren. Im Hamburger Abendblatt war zu lesen: „Das Ehepaar Heidrun und Lothar Tietz hat eine Million DM in das private Tennis-Zentrum in der Scharfschen Schlucht investiert.“ – „Es sind am Ende 1,6 Millionen geworden“, verrät der langjährige Eigentümer Lothar Tietz 37 Jahre später. Zum 1. Oktober 2017 ist dieses winterliche Zentrum des Harburger Tennissport in das Eigentum des Harburger Sport-Clubs (HSC) übergegangen.
In der kleinen gemütlichen Gastronomie des großen Komplexes haben es sich Tietz und HSC-Präsident Ehrhard Erichsen gemütlich gemacht. Aber fragt man, bei welchem Preis sie sich geeinigt haben, kommt nur lachend von beiden: „Möchten Sie noch ein Getränk?“ Man könnte das Ganze als Immobilien-Transaktion abtun. Aber die Halle war schon bei ihrer Einweihung ein Symbol für die damals überschäumende Popularität des Tennissports. „Die 1972 gegründete Tennisabteilung des HSC hätte gern als Ergänzung zur Freiluftanlage auf dem Rabenstein eine eigene Halle bauen wollen“, blickt Tietz zurück. „Das wurde nicht genehmigt. Die Dreifeldhalle hier aber hätte der HSC nicht stemmen können.“ Das Ehepaar Tietz mit einer eigenen Steuerberatung konnte es. Lothar Tietz hat sein Tenniscenter auch 37 Jahre lang selbst verwaltet.
Hans-Ulrich Klose und Bausenator Lange schlugen 1980 die ersten Bälle
Jetzt ist der Harburger SC mit seinen 1500 Mitgliedern und der seit 45 Jahren bestehenden Tennissparte, die wächst und neu aufblüht, verantwortlich. Wo es ringsum für Clubs und Tennissparten immer schwieriger wird, ihre Anlagen ohne Verluste zu betreiben und wo ein Verein wie Rot-Gelb Harburg mit seiner wirklich schönen Tennisanlage ganz dicht macht, kommen vom Rabenstein überraschend gute Nachrichten. „In diesem Sommer haben wir 60 neue Mitglieder begrüßen können“, berichtet Karsten Weber. „Vor fünf Jahren zählten wir knapp 30 Kinder und Jugendliche. Inzwischen sind es mehr als 90. Der Bestand bei den Erwachsenen stieg von 120 auf über 300 Mitglieder. Wir sind wahrscheinlich die einzige, zumindest eine der ganz wenigen Tennisabteilungen im Harburger Raum, die einen solchen Aufschwung vermelden kann. Deshalb sind wir so froh und stolz, dass wir jetzt mit einer eigenen Halle diese Entwicklung festigen können.“
Bislang hatte der Verein mit dem Nachteil zu kämpfen, dass in den Sommermonaten neue Mitglieder zum HSC gelockt wurden, die lange pausiert hatten oder erstmals Spaß am einst elitären Sport fanden. „In den Wintermonaten ist der Kontakt dann häufig wieder eingefroren“, sagt Marc Dallmeyer, der zweite Vorsitzende der Abteilung. „Also haben wir in jedem Frühjahr wieder neu mit unserer Willkommenskultur beginnen müssen“, ergänzt Sportwart Stefan Wippich.
Das neue Führungsteam sorgt für eine neue, digitalisierte Organisation des Hallenbetriebs. „37 Jahre lang habe ich die Halle jeden Morgen um 8 Uhr aufgeschlossen“, erzählt Lothar Tietz, schaut in sein Glas und lächelt. „Selbst am ersten Weihnachtstag. Und abends um 22.30 Uhr habe ich sie wieder abgeschlossen“. Und wie er so an diese kleine Ewigkeit zurückdenkt, an die Turniere, die sportlichen Höhepunkte und erst recht an die langen, fröhlichen Feiernächte, wird er ganz still. „Natürlich ist da Wehmut dabei“, ruft er sich schnell ins Hier und Jetzt zurück. „Aber ich bin froh, dass ich das alles in bewährte Hände übergeben kann.“
In den begehrten Abendstunden ist die Halle zu 90 Prozent ausgebucht
Trotz der vielen noch bevorstehenden Neuerungen und Veränderungen, muss schon jetzt niemand mehr früh morgens aufstehen und die Halle aufschließen. „Wer sich im Internet unter www.tennis-hsc.de einklickt, der sieht, welcher Platz an welchem Tag zu welcher Zeit frei ist“, erläutert Karsten Weber. „Bucht er diesen dann, erhält er wenig später eine E-Mail mit einem Code. Und mit dem können er und seine Mitspieler die Hallentür öffnen.“
Von acht Uhr in der Früh bis um 22 Uhr am Abend kann an sieben Tagen in der Woche auf drei Feldern gespielt werden. Beim HSC wird Tennis nun also verstärkt auch zum „Wintersport“. Neben dem eigenen Nachwuchs- und Mannschaftstraining haben Aktive der Vereinen in Fleestedt, Neuland und vom benachbarten TC Langenbektal feste Spielzeiten gebucht. „In den begehrtesten Zeiten von 16 bis 20 Uhr sind wir zu mehr als 90 Prozent ausgebucht“, betont Sportwart Stefan Wippich. „Insgesamt betrachtet ist die Halle allerdings erst zu etwa 40 Prozent ausgelastet.“
Da bleibt noch viel zu tun: Hallenturniere und regelmäßige öffentliche Mixed-Veranstaltungen, damit sich die zahlreichen neuen Mitglieder am Netz kennenlernen können, sind angedacht. Als Karsten Weber vor fünf Jahren die Leitung der ermüdeten Tennisgruppe übernahm, hatte er, wie bei Managern üblich, eine Zielvorgabe festgeschrieben: „Die Tennissparte des HSC soll die stärkste und wichtigste in Harburg werden.“ Mit der bewährten Dreifeldhalle im Eigentum des Clubs ist dieses selbstbewusste Ziel ein großes Stück näher gerückt.