Stelle. Die 19-jährige Diskuswerferin vom TSV Stelle gehört mit 40 Metern zur niedersächsischen Leistungsspitze.

Zwei der drei besten jugendlichen Diskuswerferinnen Niedersachsens kommen aus dem Landkreis Harburg. Mira Waterhölter von der LG Nordheide hat meistens knapp die Nase vorn. In ihrem Schatten hat sich auch Julia Jobmann vom TSV Stelle prächtig entwickelt. In dieser Freiluftsaison hat die 19-Jährige erstmals die 40-Meter-Marke mit dem Diskus geknackt. Eine Leistung, die neben Waterhölter und Jobmann nur noch Landesmeisterin Sara van Ohlen (VfL Germania Leer) vorzuweisen hat. Beim Herbst-Werfertag der LG Nordheide in Winsen kam es wieder zum ewig jungen Duell, das nicht immer nach dem Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“ abgelaufen ist.

In den ersten Wettkämpfen dieses Jahres kam Julia Jobmann nicht über Weiten von 33 oder 34 Meter hinaus. Und das obwohl sie im Vorjahr schon 38,44 Meter mit der einen Kilogramm schweren Scheibe erzielt hatte. „Es ist auch psychologisch schwierig, immer gegen die gleiche Gegnerin werfen zu müssen“, versucht sich Trainer Ekhard Küster an einer Erklärung. So ganz falsch scheint er damit nicht zu liegen, denn ausgerechnet als Mira Waterhölter bei den Niedersachsenmeisterschaften in Verden an der Aller nicht am Start war, platzte bei Julia Jobmann der Knoten. In der Reiterstadt verbesserte sie ihre persönliche Bestleistung um anderthalb Meter und übertraf mit 40,09 Meter erstmals die 40-Meter-Marke – gleichbedeutend mit Rang zwei.

„Das war auch mein Ziel für dieses Jahr“, erzählt die sympathische Stellerin ruhig. Allerdings hatte sie die 40 Meter viel früher werfen wollen, um sich für die deutschen Jugendmeisterschaften Anfang August in Ulm zu qualifizieren. Die Landesmeisterschaften fanden erst einen Monat später statt. Dennoch waren sie für Julia Jobmann wie ein Befreiungsschlag. Seitdem fliegt die Scheibe regelmäßig in die Nähe ihrer Bestleistung. Beim Werfertag in Winsen kam sie auf 39,85 Meter.

Volleyball und Marathonstaffel – der Teamgedanke ist ihr wichtig

Jobmann ist eine Diskusspezialistin, gelegentlich greift sie noch zur Kugel. Mehrkämpfe, im Kindesalter normalerweise an der Tagesordnung, sind ihr fremd. „Nur einmal habe ich beim Blockwettkampf Wurf mitgemacht“, erinnert sie sich. Bis zum Alter von 14 Jahren bestritt sie auch Schwimmwettkämpfe. Als Einwohnerin von Stelle natürlich für die Startgemeinschaft Winsen-Stelle (SG Wiste). „Das passte trainingstechnisch aber überhaupt nicht zusammen. Beim Schwimmen braucht man Kraftausdauer und beim Diskus Schnellkraft“, erklärte die Studentin ihren Entschluss, nur noch auf die Würfe zu setzen.

Allerdings ist Julia Jobmann bei weitem keine Einzelkämpferin. Für eine Leichtathletin etwas unüblich, ist ihr der Teamgedanke sehr wichtig. Weil der mit der Aufgabe des Schwimmens verloren ging, fing sie direkt mit dem Volleyballspielen an, zunächst in der dritten Damenmannschaft des TSV Stelle. Mittlerweile spielt sie in der Zweiten in der Bezirksliga und feierte am Tag vor dem Werfertag einen Heimsieg gegen TSV Buxtehude-Altkloster II (3:1), anschließend gab es ein 0:3 gegen TSV Winsen. Ein weiteres Gemeinschaftserlebnis wartet am 29. April 2018. Dann wird Julia Jobmann zusammen mit ihrer älteren Schwester Karolin und ihren Freundinnen Lea Heitmann und Lara Klein beim Hamburg-Marathon starten. Die Vier haben sich für die Marathonstaffel angemeldet. Auf Julias Trainingsplan werden im Winterhalbjahr nicht nur Krafttraining und Diskustechnik (auch im Freien) stehen, sondern auch Grundlagenausdauer. Innerhalb der Staffel hat sie nämlich die mit 16 Kilometern längste Teilstrecke abbekommen.

Duales Studium im Fach Bauingenieurwesen

Normalerweise trainiert sie zwei bis drei Einheiten pro Woche auf der Kurzen Heide bei Trainer Ekhard Küster. Im Augenblick muss das Training angesichts des Einstiegs ins Berufsleben etwas zurückstehen. Julia Jobmann hat im Sommer ihr Abitur am Technischen Gymnasium in Wilhelmsburg gebaut. Einige Wochen später ging es los mit einem Dualen Studium im Bereich Bauingenieurwesen. Das ist auf dreieinhalb Jahre angelegt. Ihr Arbeitgeber ist der Landkreis Harburg, studiert wird an der Hochschule 21 in Buxtehude. Täglich geht es mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Stelle über Harburg nach Buxtehude. „Ich hab immer einen Cityroller dabei“, erzählt sie lächelnd. Mittwochs ist Julia Jobmann so lange an der Hochschule, dass die abendliche Trainingseinheit ausfallen muss. Den Antrieb, sich beruflich in diese Richtung zu orientieren, hatte ihr ein zweiwöchiges Schülerpraktikum bei der Lufthansa-Technik gegeben.

Zum 1. Januar 2018 muss Julia Jobmann altersbedingt die Altersklasse der U20-Jugend verlassen. Sie startet danach in der Frauenklasse beziehungsweise bei den U23-Juniorinnen. Die Qualifikation für die deutschen U23- Meisterschaften ist ein großes Ziel. Der Diskus wird nicht schwerer als in der Jugendklasse, dafür erhöht sich die Qualifikationsnorm auf 42,00 Meter. „Dafür muss ich noch ein bisschen arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich das gleich im ersten Jahr schaffe. Das ist ein Drei-Jahres-Plan“, sagt sie und geht für den nächsten Versuch in den Diskusring.