Dohren. Spieler aus der Dominikanischen Republik gewinnen das 27. Turnier in Dohren vor den Berlin Sluggers. Gastgeber nur auf Rang sieben.

Zwar nicht „From dusk till dawn“ aber genauso lange, nämlich getreu dem Motto „From sunset to sunrise“ wird seit 27 Jahren in Dohren gefeiert, wenn das Baseballteam am letzten Juli-Wochenende zum Wild-Farmers-Cup auf die Sportanlage am Kakenstorfer Weg bittet. Vom Sonnenuntergang am späten Abend bis zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen dauert traditionell die Player’s Party im großen Zelt. Dass es am letzten Turniertag des Wild-Farmers-Cups zu leichten Verspätungen kam, war auch dieser langen Partynacht geschuldet. Die Heimmannschaft bekam nämlich gegen die Gäste von der Northern German Baseball Alliance (NGBA) zum letzten Vorrundenspiel am Sonntagmorgen keine komplette Mannschaft zusammen.

Aber Baseballer sind praktisch veranlagte Männer. „Ich komme ‘rüber zu Euch“, sagte spontan Johst Dallmann, der sich vorher das Trikot der NGBA übergestreift hatte. Dallmann ist ein Dohrener Urgestein, das heutzutage nur noch in der zweiten und dritten Herrenmannschaft spielt und zugleich Co-Trainer des Dohrener Bundesligateams ist. Und tags zuvor für die Northern German Baseball Alliance in Dohren angetreten war. Hinter dem Team mit der so amerikanisch wirkenden Abkürzung steckt eine vor elf Jahren gegründete, reine Turniermannschaft, die in keiner offiziellen Baseball-Liga spielt.

Ihr Gründer ist Hans Richter aus Bünde. „Bei uns spielen Baseballer aus dem ganzen Norden. Sie kommen aus Hamburg, Bremen, Münster und Dohren. Auch zwei Schweden gehören zum Team“, erzählte er. In Deutschland hatte diese Spaßmannschaft vorher noch nie gespielt, hauptsächlich in den Niederlanden. „Wir sind reine Freizeitsportler. Die meisten haben vorher Baselball als Leistungssport betrieben und wollen es jetzt langsam ausklingen lassen.“ Wie Johst Dallmann aus Dohren. Ursprünglich wollte die NGBA nur ein Turnier in Holland spielen; daraus sind jetzt elf Jahre Baseballspaß geworden.

Pitcher Caleb Fenimore (Wild Farmers) auf einem der eigens aufgeschütteten Wurfhügel
Pitcher Caleb Fenimore (Wild Farmers) auf einem der eigens aufgeschütteten Wurfhügel © Katrin Beyer

Insgesamt zehn Mannschaften waren zum 27. Wild-Farmers-Cup angereist; aus Ingolstadt, Hamburg, Berlin, Pulheim, Flensburg sowie aus den Niederlanden und sogar aus der Karibik. Um Baseball zu spielen und vor allem, um ganz viel Spaß zu haben. Der Fußballplatz in Dohren wurde zum zweiten Baseballfeld umfunktioniert und mit einem eigens für den Wild-Farmers-Cup errichteten Mound versehen. Das ist der kleine grüne Hügel, auf dem der Werfer (Pitcher) den Ball von unterhalb der Gürtellinie Richtung Schlagmann wirft.

Untergebracht waren die Gäste in Dohren und den umliegenden Dörfern auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Die ganz Verwegenen schlugen ihre Zelte direkt auf der Sportanlage in Dohren auf. Als Schutz vor Regen und Sturm dienten die kleinen Schutzhäuschen der Fußballer am Spielfeldrand.

Los ging es am Freitagabend mit der Begegnung zwischen den Wild Farmers und den Rusty Bones. Da waren die Dohrener noch unter sich, es trafen die aktuellen Bundesligaspieler auf ehemalige Wild-Farmers-Spieler, die sich eigens für den Wild-Farmers-Cup zusammengetan haben. Im kleinen Zelt wurde anschließend die Player’s Night gefeiert. Das ist die kleinere Variante der Player’s Party am nächsten Abend. Das am letzten Juli-Wochenende typische, fast herbstlich anmutende Schietwetter konnte die Stimmung zwar nicht trüben, beeinträchtigte aber die Spiele auf dem Court. So musste beispielsweise auf dem Baseballplatz die Home-Area immer wieder mit der Plattschaufeln vom Wasser befreit werden, damit sich die Fänger keine nassen Füße holten. Pressesprecherin Kirsten Dallmann: „Zum Glück konnten am Sonntag, nach einem Gewitter mit starkem Regen, die weiteren Gruppenspiele über jeweils 50 Minuten, die Halbfinals und das Endspiel über die vollen Distanz von sieben Innings noch absolviert werden.“

Vorfreude auf die Interleague mit 2000 Zuschauern in Mainz

Die Wild Farmers selbst verpassten die Halbfinalspiele, ihnen blieb in der Endabrechnung nur der siebte Tabellenplatz, ganz am Ende der Liste rangierten die Rusty Bones. Das erste Halbfinale ging mit 12:0 an die Dominican Powers, die seit Jahren Stammgäste in Dohren sind und anschließend auch das Endspiel gegen die Berlin Sluggers deutlich mit 7:1 gewannen. Die Gäste aus der Bundeshauptstadt waren mit einem knappen 5:4-Sieg gegen die NGBA ins Finale eingezogen.

Der Wild-Farmers-Cup war dieses Jahr für die Dohrener nur so etwas wie eine willkommene Unterbrechung einer langen Baseballsaison, die für sie in der Interleague am kommenden Sonnabend, 5. August, mit zwei Auswärtsspielen in Heidenheim weitergeht. In dieser Zwischenrunde treten die ersten Vier der beiden Bundesligastaffeln Nord und Süd gegeneinander an und spielen die Plätze eins bis acht aus. Danach geht es weiter mit den Play-offs, die die Wild Farmers schon sicher geschafft haben.

Am meisten freuen sie sich auf die Reise nach Mainz, wo eines der beiden Auswärtsspiele am Abend unter Flutlicht ausgetragen wird. „Da kommen bis zu 2000 Zuschauer. Das ist noch ein echtes Highlight“, weiß Kirsten Dallmann. Mit dem Erreichen der Play-offs sind die Dohren Wild Farmers dieses Jahr so erfolgreich wie noch nie in ihrer mehr als 25-jährigen Vereinsgeschichte.

Endplatzierungen: 1. Dominican Power, 2. Berlin Sluggers, 3. NGBA, 4. Pulheim Gophers, 5. Hamburg Knights, 6. Flensburg/ Dortmund, 7. Dohren Wild Farmers, 8. Ingolstadt Schanzer, 9. Team Vatos (Buxtehude und Niederlande), 10. Rusty Bones