Harburg. 35. Seniorenturnier beim Harburger SC trotzt den Wetterkapriolen. Harburger Siege für Carsten Berend, Klaus Ehlers und Kalle Panse.

Über den HSC Open hatten sich dunkle Wolken zusammen gezogen. Selbst zu Beginn des Finaltages setzte ein kräftiger Regenschauer die Tennisplätze am Rabenstein unter Wasser. Bei den sportlichen Höhepunkten am Nachmittag, als endlich gespielt werden konnte, ließ sich sogar die Sonne blicken. Das Zuschauen hat sich allemal gelohnt. „Was hier geboten wird“, sagte einer der Dauergäste des 35. Seniorenturniers des Harburger SC, „ist deutsche Spitzenklasse. Absolut.“

Das Halbfinale der Herren 30 auf dem Gerwin-Meier-Court, dessen Name an den Mann erinnert, der dieses Turnier über Jahrzehnte populär gemacht hatte. Sebastian Kreft heißt der Kämpfer im schwarzen Shirt, der Wut in jeden seiner Schläge zu legen scheint. Geradezu freundlich kommen dagegen die Bälle von Oliver Manz zurück, millimetergenau platziert. Das ist Senioren-Tennis auf höchstem Niveau. Oliver Manz, ein Tennislehrer aus Schwerte, zählt zu den Top-20 seiner Altersklasse in Deutschland. „Ich will unbedingt unter die Top-Ten“, sagt der clevere Abwehrspieler, der zum ersten Mal bei den HSC Open ist. Nach dem 6:4, 6:3 im Halbfinale wartete vor dem Klubhaus schon sein Finalgegner Daniel Fioravanti. Der war schon Nummer 6 in der deutschen Rangliste der Herren 30. Weil beide aus Westfalen kommen, kennt man sich. Nach einer langen Players Night hatten sich die beiden ein Hotelzimmer geteilt. „Da wussten wir ja noch nicht, das wir Finalgegner sind“, scherzte Fioravanti.

Spieler aus den nationalen Top-Ten schlagen am Rabenstein auf

Der Steinmetz zeigte im Finale mit jedem Schlag, welche Kraft er in den Armen hat. Und Oliver Manz demonstrierte den Zuschauern, wie man als kluger Abwehrspieler die Haudraufs auskontert. Als Manz nach dem 7:5, 6:2 als Sieger beklatscht wurde, bedankte er sich dafür „dass mir euer Turnier so viel Spaß gemacht hat. Deshalb Tschüss bis zum nächsten Jahr.“

Der erste Höhepunkt des Finaltages war eine Neuauflage aus dem vergangenen Jahr. Roman Groteloh gegen Carsten Berend, das vertraute HTB-Duell bei den Herren 45. Im vergangenen Jahr hatte Groteloh gewonnen. Diesmal entschied Berend das vereinsinterne Duell mit 7:5, 6:3 für sich. „Mein Aufschlag hat mir diesmal wohl minimale Vorteile gebracht“, sagte der Sieger. „Wir haben uns bereits fünf Mal bei Turnieren gegenüber gestanden“, ergänzte Groteloh“. Wer führt? „Noch ich mit 3:2“, kommt die Antwort des Besiegten. Roman Groteloh fährt fort. „Wir kennen uns so gut, dass keiner den anderen überraschen kann. Wir mögen uns auch. Das ist auf dem Platz eher ein Problem. Beide spielen wir lieber gegen Gegner, die wir nicht kennen, und wenn wir die auch nicht mögen, ist es noch besser.“

Karsten Weber, der Vorsitzende der prosperierenden HSC-Tennissparte, und Jan-Christian Engelke vom Club an der Alster sind auch vertraut miteinander. Das sorgte für besondere Unterhaltung im Halbfinale der Herren 55. Weber hatte den ersten Satz mit 6:3 gewonnen und den zweiten mit 2:6 verloren. Am Rande saß da schon Zigaretten rauchend Thorsten Kolbe (Pro Tennis Hamburg), der wartende Finalgegner. „Gegen den hat keiner von uns eine Chance“, erzählte hinterher der aktive Turnierchef. „Also haben wir den dritten Satz im Halbfinale nicht im Match-Tiebreak entschieden, sondern ausgespielt.“

Klaus Ehlers (HTB), Sieger bei den Herren 55, gönnt sich eine Trinkpause
Klaus Ehlers (HTB), Sieger bei den Herren 55, gönnt sich eine Trinkpause © HA | Volker Koch

Das lohnte sich auch für die Zuschauer. Jan-Christian Engelke ging mit 3:0 in Führung. Dann konzentrierte sich der Hausherr und wehrte sich. Beifall kam auf und Gelächter über die Sprüche der beiden. Als Weber einen Ball hauchdünn auf die Linie setzte und Zurufe bekam, rief sein Gegenüber „dafür applaudiert man doch nicht“. Und Weber rief zurück. „Vierzig Jahre habe ich daran gearbeitet, mir diese Fangemeinde aufzubauen“. Als der Doktor nach langem Schlagabtausch den Ball ins Netz haut, ruft Karsten Weber „Jaaa!“ – „Nein!“ kommt die Antwort. „Doch!“ ruft Weber. Einen Stopp-Ball von ihm kann Engelke noch erlaufen. „Ich hab nicht gedacht, dass du noch so schnell bist“, ruft Weber. „Ich auch nicht“, ruft Engelke zurück, der letztlich den dritten Satz und damit das Spiel mit 3:6 verliert.

Das ist es, warum die HSC Open nach 35 Jahren noch so frisch und so beliebt sind. Trotzdem wird das Organisationsteam, zu dem noch Susann Harke, Annegret Czernay-Linneweber, Stefan Wippich und Marc Dallmeyer gehören, in der Schlussbilanz fragen: „Wie können wir wieder mehr vor allem ältere Aktive aus Harburg und dem Landkreis für die HSC Open begeistern?“ – „Weil das Turnier sportlich so hochrangig geworden ist, glauben viele, sie könnten nicht mehr mithalten“, nennt Karsten Weber den Grund dafür. Er verlor im Finale den ersten Satz mit 2:6 gegen Thorsten Kolbe und gab auf.

Weitere Sieger: Herren 40: Dirk Grabowski (TC Alsterquelle); Herren 50: Klaus Ehlers (HTB); Herren 60: Bernd Schorer (Neumünster); Herren 65: Pauls Schorn (Horn-Hamm); Herren 70: Karl-Uwe Panse (HTuHC); Herren 75: Werner Knobloch (Bremen)