Buxtehude. Der Buxtehuder war 2005 einer der ersten, der die Mischung aus den Rückschlagsportarten Tennis, Squash und Badminton betrieb.
Aktive und Besucher der Tennisanlage des TSV Buxtehude-Altkloster blieben zuletzt des Öfteren stehen und sahen verwundert dem Spiel zweier Unbekannter zu. „Die spielen ja Tennis mit Federbällen und sie haben vergessen, ein Netz aufzuziehen“, könnten einige Aussagen gewesen sein. „Was die beiden trainieren, nennt sich Crossminton“, mag ein Dritter aufgeklärt haben, der schon zugeguckt hat. Crossminton, was ist das? Bei dieser Frage waren die Staunenden überfragt. „Eine ganz neue Sportart“, wäre die richtige Antwort gewesen. „Ein Mix aus Tennis, Squash und Badminton. Und dieser Mix wurde in Deutschland erfunden.“
Der Postsportverein Buxtehude ist in diesem neu kreierten Ballsport mit Schlägern eine Großmacht in Deutschland. Sönke Kaatz, der ältere der beiden Trainingspartner, ist der deutsche Meister in diesem Sport. Er wird in der kommenden Woche zur WM nach Warschau reisen. Es wäre gar keine so große Überraschung, wenn sie ihn bei der Rückkehr als Weltmeister feiern könnten. Auch Sparringspartner Niklas Feierabend hat beim Post SV die Freude am rasanten Kampf mit speziellen Federbällen entdeckt. Inzwischen ist er Mitglied der Elbspeeders, Hamburgs erstem Crossminton-Verein. Sein älterer Bruder Jens Feierabend war schon deutscher Meister der Herren über 40 Jahre.
Die Federbälle erreichen Geschwindigkeiten bis zu 280 km/h
Crossminton nahm unter dem Namen Speed-Badminton in Deutschland seinen Anfang und ist in vielen weiteren Ländern auf dem Vormarsch. Die Bezeichnung Speed-Badminton lässt erahnen, was dieser Mix aus populären Rückschlag-Sportarten ist: Ein wahnsinnig schnelles Spiel mit speziellen Federbällen, aber ohne Netz und auf völlig beliebigem Untergrund. Als Erfinder gilt ein deutscher Seemann, der seinen Lieblingssport Badminton so abänderte, dass er ihn an jedem Ort der Welt mit einem Partner ausüben konnte, wo sein Schiff gerade vor Anker ging.
Die Federbälle müssen unglaublich hart und faszinierend schnell geschlagen werden. „Sie erreichen Geschwindigkeiten bis zu 280 km/h“, erklärt Robert Wynne aus der kleinen Post-SV-Abteilung. Wynne gehörte in den 80er-Jahren zu den besten Squash-Spielern der Welt und kam als Trainer nach Hamburg. Er hat einen Spezialschläger für Crossminton entwickelt. „Der wiegt nur 125 Gramm“, erzählt er. Mit diesem superleichten Gerät wird Sönke Kaatz ab Donnerstag in Warschau um Weltmeistertitel kämpfen. „Zuerst im Doppel mit meinem Partner Robin Joop aus Wolfsburg“, erzählt der 25-Jährige. „Am Freitag und Sonnabend werden die Einzel ausgetragen. Insgesamt nehmen in den verschiedenen Altersgruppe bereits 700 Aktive an der WM teil.“ In Warschau wird auf einer Tennisanlage mit roter Asche gespielt.
Verletungsanfälligkeit ist geringer als beim Tennis oder Badminton
„Damit sich Sönke optimal vorbereiten konnte, hat uns der TSV Buxtehude-Altkloster seine Trainingsplätze zur Verfügung gestellt“, betont Jörg Grote, der Vorsitzende des Post-Sportvereins, der in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen feiert. „Das wiederum ist der Beweis, dass wir Sportvereine in Buxtehude inzwischen freundschaftlich miteinander kooperieren.“ Dass die Crossmintonspieler beim Post SV eine Heimat gefunden haben, ist kein Zufall. „Sportvereine in Buxtehude stehen im harten Wettbewerb“, sagt Grote, „deshalb sind wir für ungewöhnliche Sparten offen.“
Der deutsche Meister Sönke Kaatz gehörte 2005 zu den ersten, die sich für Speed-Badminton begeisterten. „Das erste Turnier haben wir vor zwölf Jahren im Naturbad Kiebitzmoor in Hamburg gespielt. Von den elf Teilnehmern waren drei zufällige Badegäste.“ Der 25-Jährige ist Übungsleiter in einem Buxtehuder Gesundheitsstudio und macht ein Fernstudium in Fitness-Ökonomie. Dabei kommt ihm sein ungewöhnlicher Sport zu gute. „Crossminton ist wirklich gesund“, sagt Kaatz. „Vor allem in den Knien gibt es viel weniger Abnutzungserscheinungen als im Tennis oder Badminton.“ Das kann Teamkollege Nils Radde aus eigener Erfahrung bestätigen. „Ich habe lange beim SC Sperber Tennis gespielt, bis ich wegen Knieschmerzen nicht mehr konnte“, berichtet er, „beim Crossminton habe ich überhaupt keine Probleme. Das Spiel macht wieder riesen Spaß“. Die Postler trainieren jeweils freitags um 20 Uhr in der Sporthalle der Berufsbildenden Schule.