Luhmühlen. Her Royal Highness kommt zum 60-jährigen Jubiläum der Vielseitigkeitsturniere am 15. Juni nach Luhmühlen.

Luhmühlen jubelt. Sechs Jahrzehnte sind es her, da wagte sich der Pferdezucht- und Reitverein des kleinen Heideortes erstmals an die höchste Prüfung des Vielseitigkeitssports heran, der damals Military hieß.

Zu diesem 60-Jahre-Jubiläum vom 15. bis 18. Juni wird am Donnerstag ein besonderer Ehrengast aus Großbritannien erwartet. Her Royal Highness The Princess Anne wird laut Protokoll um 13 Uhr auf dem Turnierplatz eintreffen. Für die einzige Tochter der englischen Königin ist es nicht das erste Willkommen in Luhmühlen. Anne Elizabeth Louise Mountbatten-Windsor, so Annes vollständiger Name ist, kommt zum vierten Mal in das Dorf, das ursprünglich aus sieben Gehöften bestand.

Prinzessin Anne ehrt Kinder und besichtigt die Geländestrecke

The „Highness“, wie man sie offiziell anspricht, wird verwundert und wohl auch bewundernd registrieren, wie sich die verträumte Idylle von einst zu einem der modernsten Zentren des Vielseitigkeitssports weltweit entwickelt hat. Die Gastgeber werden sich gern daran erinnern, welch wichtigen Anteil Prinzessin Anne selbst daran hat.

Bereits 1975 war es der Vereinsführung um Kurt-Günther Jagau gelungen, das erste Mal die Europameisterschaft nach Luhmühlen zu holen. Zur englischen Equipe gehörte die Tochter der Queen. Anne kam gemeinsam mit Ehemann Mark Phillips, selbst Olympiasieger in der Vielseitigkeit. Das junge Paar wohnte im Josthof in Salzhausen, jenem Hotel, das vor einigen Wochen niederbrannte. Heute ist kaum vorstellbar, für welchen Medien- und Menschenauflauf die Prinzessin und ihr Ehemann sorgten. „Wo üblich höchstens 250 Zuschauer die Dressurprüfungen verfolgen“, war damals in der „Zeit“ zu lesen, „drängten sich bis zu 10.000 Menschen auf dem Turniergelände“. An allen Turniertagen sollen es an die 70.000 Besucher gewesen sein. Prinzessin Anne gewann im Einzel- und mit der Mannschaft jeweils Silber. Und Luhmühlen wurde innerhalb weniger Tage in der Welt bekannt.

Vorjahressieger Andreas Dibowski und It’s me starten diesmal in der Drei-Sterne-Prüfung
Vorjahressieger Andreas Dibowski und It’s me starten diesmal in der Drei-Sterne-Prüfung © HA | Thomas Ix

Diesmal wird es stiller, aber umso freundschaftlicher zugehen. „Prinzessin Anne, die zum dritten Mal Schirmherrin unseres Turnieres ist, wird gegen 13 Uhr erwartet und gegen 16 Uhr abreisen“, sagt Julia Otto, Geschäftsführerin der Turniergesellschaft, über den protokollarischen Ablauf. Gegen 14.50 Uhr wird die Prinzessin Anne die Ehrung für den Gelände-Führzügelwettbewerb vornehmen, den sie „Kids Cross-Country Fun“ nennen. Und natürlich wird sie sich die Geländestrecke ansehen, die zum ersten Mal nicht von ihrem Ex-Ehemann Mark Phillips, sondern von Landsmann Mike Etherington-Smith konzipiert wurde. Tochter Sarah Phillips ist auch schon dreimal in Luhmühlen geritten.

Um daran zu erinnern, welch großartige Entwicklung vor 60 Jahren mit der ersten S-Prüfung im Vielseitigkeitssport in Gang gesetzt wurde, erinnert sich der Uhr-Luhmühlener Karl Overbeck, der in diesem Jahre 80 Jahre alt wird, an die Zeit Ende der 1950er-Jahre: „Im Hof der Gastwirtschaft Bornemann wurden die Reiter gewogen. Wer leichter als 75 Kilo war, musste Blei in den Sattel stecken. Die Tribüne stand schon dort, wo sie heute steht. Davor gab es den Turnierplatz mit Rundbahn. Auf der mussten 3000 Meter im hohen Tempo galoppiert werden. Von da ritten die Teilnehmer nach Garlstorf auf den Hof meiner Schwiegereltern. Da gab es erstmal Frühstück. Die eigentliche Kuhstrecke, wie wir den Geländeritt nannten, war im Garlstorfer Forst angelegt. Bis zu sieben Kilometer ging es über feste Naturhindernisse, auch schon durch einen Teich. Insgesamt summierte sich die Strecke auf 27 bis 28 Kilometer.“

Vom 15. bis 18. Juni werden auch die deutschen Meister ermittelt

Inzwischen hat sich das große Turnier in Luhmühlen mit seiner CCI-Vier-Sterne-Prüfung sozusagen in der Champions League des reiterlichen Dreikampfs mit Dressur, Geländeritt und Springen etabliert. Andreas Dibowski, der glückstrahlende Triumphator des vergangenen Jahres, hat diesmal mit Butts Avedon für die „Krone der Reiterei“ gemeldet. It`s Me mit dem Dibowski vor einem Jahr für die Sensation sorgte, wird er diesmal in der Drei-Sterne-Meßmer-Trophy, in der es auch um den deutscher Meistertitel geht, reiten.

In der Vier-Sterne-Prüfung sind weiterhin Olympiasieger Michael Jung mit Rocana, Julia Krajewski mit Samourai du Thot, Bettina Hoy mit Designer, Claas-Hermann Romeike mit Cato und Nicolai Aldinger mit Tactic zu genießen. Die Vier-Sterne-Prüfung allerdings wird von den Engländern dominiert, die insgesamt 18 Pferde an den Start bringen.