Luhmühlen. Verpachtung des Turniergeländes für „unsportliche“ Events ist eine wichtige Einnahmequelle für das Ausbildungszentrum.

Gerade erst sind die Springreiter abgezogen, da sind schon die Buschreiter im Anmarsch. Wie alle Jahre wieder empfängt der Pferdezucht- und Reitverein (PZRV) Luhmühlen am 1. Mai den Vielseitigkeitsnachwuchs zum Turnier der A-Klasse mit zwei Sternen. Das ist so beliebt, dass wegen des großen Aufgalopps die ersten Prüfungen auf Sonntag vorgezogen werden. Dabei ist auch der 30. April auf dem Turniergelände in der Westgellerser Heide ausgebucht. Und zwar mit einer internationalen CIC*-Prüfung.

Zu diesem reiterlichen Dreikampf haben 150 Sportler gemeldet. Selbst aus Skandinavien kommen die Gäste mit ihren Pferden in das Heidedorf. Bekannte Namen wie Sandra Auffarth, Kai Rüder, Claas Hermann Romeike, Nadine Marzahl und Elmar Lesch stehen in der Starterliste. Die internationale Vielseitigkeit beginnt am Sonntag um 7.30 Uhr mit der Dressur, ab 11 Uhr geht es auf die Geländestrecke.

Das klassische A-Turnier am 1. Mai ist mit 224 Meldungen so voll gebucht, dass fünf Abteilungen gebildet werden. Zum ersten Mal wird ein Ü40-Cup für Freizeitreiter jenseits der 40 Jahre ausgeritten. Zur Tradition gehört, dass in diesem Rahmen die Kreismeister in der Vielseitigkeit ermittelt werden.

Die zwei Wettkampftage mit Dressur, Springen und Geländeritt sind eine Rückkehr zu den sportlichen Ursprüngen in der Lüneburger Heide. Mit der Military, wie die Buschreiterei vor 60 Jahren betitelt wurde, hatte der sagenhafte Aufstieg Luhmühlens zum weltbekannten Zentrum des Vielseitigkeitssports begonnen. Das Maiturnier wird noch vom Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen in Eigenregie ausgerichtet. Allerdings muss der bald 100 Jahre alte Verein das Gelände und die Räumlichkeiten heutzutage für sein Turnier anpachten. Die Miete kassiert das Ausbildungszentrum Luhmühlen (AZL). Daran sind der Traditionsverein und die Landkreise Harburg und Lüneburg mit jeweils einem Drittel beteiligt.

Profi-Springreiter bezeichnen die Bedingungen als „Weltklasse“

„Neuen Mitgliedern die Verschachtelungen darzulegen, ist oft nicht einfach“, gesteht Detlev Braatz, der Vorsitzende des mehr als 700 Mitglieder starken Pferdezucht- und Reitvereins. „Für uns selbst ist dieses Vielseitigkeits-Wochenende das letzte Turnier in diesem Jahr, das wir selbst ausrichten.“

Luhmühlen mit seinem großzügigen und modernen Turniergelände ist längst nicht nur bei den vielseitigsten Reitsportlern populär und begehrt. An den Ostertagen und dem folgenden Wochenende waren es die Springreiter, die die Westergellerser Heide eroberten. „Der Sandboden, auf dem wir unseren Parcours auch für die große Drei-Sterne-S-Prüfung aufgebaut hatten, ist sensationell“, schwärmt Karl-Heinz Klasen noch immer. „Die Pferde wurden von Springen zu Springen sicherer und besser, so wohl haben sie sich gefühlt. Der Turnierplatz in Luhmühlen ist einfach Weltklasse, auch für die Springreiter.“

Karl-Heinz Klasen ist Mitbegründer und Vorsitzender eines speziellen Reitvereins mit dem speziellen Namen „Der Montagsclub“. In ihm haben sich Berufsreiter organisiert, die in den Wintermonaten eigene Turniere organisieren. Es war zwar schon das dritte Mal, dass sie die Anlage in Luhmühlen pachteten, so groß wie diesmal hatten sie das Saisonfinale aber noch nie aufgezogen.

„Wir wollten das ganze auffrischen und beleben“, sagt der erfahrene Chef des Montagsclubs. „Und vor allem für die Jugend aus der Region öffnen. „Mit mehr als 1000 Pferden an zwei Wochenenden, allein 60 sechsjährigen Nachwuchspferden bei der Qualifikation für das Bundeschampionat und erstklassigem Springsport beim schweren S-Springen zum Ausklang ist uns das bestens gelungen. Mit dem großartigen Saisonausklang in Luhmühlen erfüllen wir Springreiter uns einen Traum – viel guten Sport, aber wenig Kosten.“

Sommernachtstraum im August und Hindernisrennen im September

Thomas Kleis mit Fortune (Gadebusch) gewann das letzte S-Springen, Dania Koop vom PZRV Luhmühlen wurde mit Alma-Lotte als beste Lokalmatadorin Sechste. Ebenfalls in Luhmühlen dabei war mit Janne-Friederike Meyer-Zimmermann eine Welt- und Europameisterin.

Die Springreiter werden im nächsten Jahr wiederkommen und Dr. Roland Wörner, der Geschäftsführer des Ausbildungszentrums, kommt seinem Ziel näher, Luhmühlen nicht nur für die Krone der Reiterei, sondern auch für den Springsport und die Dressur populär zu machen. Inzwischen werden mehr als 80 pferdesportliche Lehrgänge pro Jahr angeboten. Noch mehr Geld kommt in die Kasse, wenn aus dem Reitzentrum ein Eventzentrum wird. Vom Flohmarkt bis zum mittelalterlichen Spektakel, von Konzerten, Opern, dem Sommerfestival „A Summer´s Tale“ vom 2. bis 5. August bis zum Hindernisrennen am 16. und 17. September – die Westergellerser Heide wird als Veranstaltungsort immer beliebter. „Inzwischen können wir uns Veranstaltungen aussuchen“, sagt Wörner. „Durch diese zusätzlichen Einnahmen schreibt das Ausbildungszentrum seit drei Jahren schwarze Zahlen.“

Und dann ist da noch das weltbekannte Vielseitigkeitsturnier vom 15. bis 18. Juni 2017. Von dort kam gerade die Botschaft: „Am ersten Dressurtag wird HRH The Princess Royal, Prinzessin Anne, unsere internationale Vielseitigkeit anlässlich des sechzigjährigen Jubiläums besuchen!“