Harburg. Kinder und ihr Traum vom Reiten: Ilias Turudija und Ann-Julie Kollex erzählen beim Hallenturnier in Harburg über ihren Sport.

„Durch die ganze Bahn wechseln“, erschallt die Aufforderung durch die große Halle des Harburger Reitvereins. Sieben Mädchen und Jungen, die meisten mit Ponys, sind dicht hintereinander gleichzeitig im Dressurviereck unterwegs. „Noch einmal durch die halbe Bahn wechseln.“ Diese Prüfung ist ein „Reiter-Wettbewerb Schritt, Trab, Galopp“. Hier sammelt der Nachwuchs erste Wettbewerbserfahrung.

Neuerdings organisiert der Harburger Reitverein dieses Hallenturnier für Kinder und Jugendliche, aber auch für Späteinsteiger. Das sind meist Mütter und Väter, die ihren pferdebegeisterten Kindern nacheifern.

Dazu gehört Dr. Michael Gravanis, der Vorstandsvorsitzende des 1925 gegründeten Reitvereins. „Wie alle müssen auch wir um Nachwuchs kämpfen. Kinder, die voltigieren, haben wir mehr als 100. Die Gruppe der Heranwachsenden, die in Dressur oder Springen sportliche Herausforderungen suchen, zählt knapp 40 Aktive.“

Einer der ehrgeizigsten und fleißigsten ist Ilias Turudija. Er wohnt auf der Jahnhöhe in Harburg und wird im April zehn Jahre alt. Mit Dark Daylight, dem Pony, das ihm seit November gehört, wurde Ilias Zweiter in dem Reiterwettbewerb. Eine noch höhere Wertung bekamen Ann-Julie Kollex und ihr Kleiner Lord. Die Siegerin gehört zum Reit- und Fahrsport Sieversen und ist zehn Jahre alt. Wir haben mit ihnen über ihren so geliebten Sport gesprochen.

Stellt uns doch einmal eure Ponys vor.

Ann-Julie Kollex: Mein „Kleiner Lord“ ist 19 Jahre alt und sollte schon zum Schlachter. Die Schmiedin in unserem Verein hat ihn geholt, und jetzt dürfen ich und ein anderes Mädchen ihn reiten und pflegen. Der Kleine Lord ist eigentlich ganz brav. Aber manchmal buckelt er und scharrt mit dem Huf, wenn ihm etwas nicht passt.

Ilias Turudija: Mit Darki konnte ich am besten reiten, als wir ein neues Pony für mich ausgesucht haben. Er ist zehn Jahre alt und eigentlich auch brav und willig. Aber vor einem Regentropfen kann er schon zurückschrecken.

Verliert ihr denn schon mal die Geduld mit eurem Pferdchen?

Ann-Julie: Selten. Dann bin ich ein bisschen verzweifelt, pariere ihn durch zum Schritt und denke, was ist denn jetzt wieder los?

Ilias: Wenn er sich wieder einmal wegen so Nichtigkeiten wie Regentropfen aufregt, verlier ich schon mal die Geduld. Dann pariere ich ihn auch durch.

Habt ihr schon mal die Peitsche benutzt?

Ann-Julie: Ja. Wenn er nicht gut vorwärts geht, berühre ich ihn damit. Aber ich habe noch nie die Peitsche benutzt, wenn ich wütend auf ihn war.

Ilias: Eigentlich brauche ich die bei Darki nicht. Wenn ich sie nur anlege, ihn also damit berühre, reagiert er sofort.

Habt ihr etwas von euren Pferden gelernt?

Ann-Julie: Oh ja, dass ich nicht so aufgeregt bei Turnieren sein soll. Mein Kleiner Lord war ja im Springsport und ist sehr erfahren und gelassen. Durch ihn bin ich auch viel selbstsicherer geworden.

Ilias: Früher war ich vor Turnieren so aufgeregt, dass ich nicht schlafen konnte. Gestern Nacht habe ich aber ganz gut geschlafen. Vor allem habe ich beim Reiten gelernt, nicht an alles mögliche zu denken. Durch die Pferde habe ich gelernt, mich richtig gut zu konzentrieren.

Wie oft seht ihr euer Ponys in der Woche?

Ann-Julie: An zwei Tagen nicht, sonst immer. Ein anderes Mädchen reitet mein Pony auch noch, weil ich das sonst nicht schaffen würde, denn ich hab noch andere Hobbys. Ich spiele Fußball beim FC Rosengarten und nehme Flötenunterricht.

Ilias: Eigentlich bin ich jeden Tag hier in der Halle. Ich reite nur Dressur bei Turnieren und habe immer Einzelunterricht bei Michael Schulz.

Sind in deiner Reitgruppe in Sieversen auch Jungen?

Ann-Julie: In meiner Gruppe nicht, aber grundsätzlich gibt es bei uns schon ein paar Jungen. Aber die kenne ich nicht persönlich. Bei Turnieren ignoriere ich die Jungen einfach.

Wie ist das bei dir Ilias? Bist du hier nur mit Mädchen in der Halle?

Ilias: Ja, überwiegend. Aber ich habe doch Einzelunterricht, ich kümmere mich nur um mich.

Benehmen sich Mädchen anders als Jungs?

Ilias: Ja, sie sind zickiger.

Redet ihr eigentlich mit eurem Pony?

Ann-Julie: Ja, sehr oft. Geheimnisse erzähle ich ihm, auch wie es mir so geht. Er mag es auch, wenn ich für ihn singe. Dann kommt er mit der Schnauze und möchte kuscheln.

Was singst Du ihm vor?

Ann-Julie: Wir haben ihn ja im Winter bekommen. Da habe ich ihm zur Beruhigung ‘Schneeflöckchen, Weißröckchen’ vorgesungen, weil mir nichts anderes eingefallen ist. Jetzt gefällt ihm das so gut, dass ich das auch im Frühling und Sommer singen muss.

Ilias: Ich singe zwar nicht, aber ich rede auch mit meinem Daki.

Was?

Ilias: Hallo, sage ich. Und gut gemacht. Fein. Ich lobe ihn viel.

Habt ihr euch sportlich Ziele gesetzt?

Ann-Julie: Früher wollte ich in der Dressur weit kommen, jetzt möchte ich auch gerne im Springreiten weiter kommen. Da möchte ich ein richtiges Turnier reiten. Beim ersten ist es nicht so gut gelaufen.

Ilias: Als Dressurreiter möchte ich beim Deutschen Derby in Flottbek dabei sein.