Buxtehude. Mehr als 250 Badmintonspieler aus 30 Vereinen schmettern zwei Tage beim zehnten Buxtehuder Weihnachtsturnier.

Das Weihnachtsturner der Spielgemeinschaft (SG) Buxtehude-Immenbeck hat einen guten Ruf weit über Norddeutschland hinaus. Und so gab es jetzt zwei Tage Badminton total in der großen und einer der kleinen Hallen des Schulzentrums Süd in Buxtehude. In der großen Halle hatten die Gastgeber extra einen Wegweiser aufgebaut; er steht mitten zwischen den ausgelegten Weichbodenmatten. Auf denen lümmeln in ihren Spielpausen die 250 Teilnehmer aus 30 Vereinen. Die Gäste vom BC Wildfeder hatten eine Anreise von 564 Kilometern, die neun Frauen und Männer vom ASV Möhrendorf sogar 593 Kilometern. Andreas Pünjen, ein Buxtehuder Badmintonspieler, ist in diesen Ort in der Nähe von Nürnberg umgezogen. „Jetzt zum Jubiläum sind wir bereits das fünfte Mal hier“, erzählt Hilde Höhnen aus der Möhrendorfer Gruppe.

Für das zehnte Weihnachtsturnier in Buxtehude, das Jubiläumsturnier, haben sich Heike Koch, die quirlige Initiatorin und ihr einsatzfreudiges Helferteam, besondere Mühe gegeben. Weiße Schneeflocken sorgen zum Beispiel in der sonst so nüchternen Sporthalle für weihnachtliche Stimmung. Die Flocken haben Spielerinnen in Heimarbeit aus speziell geschnittenen DIN-A4-Blättern gebastelt. Ein Höhepunkt der Players Night, die bis in den frühen Sonntagmorgen dauerte, waren Badmintonspiele unter Schwarzlicht mit leuchtenden Bällen und mit Neonfarben angemalten Händen und Gesichtern – das sorgte für viel Gelächter in der Dunkelheit.

Natürlich gab es auch einen ernsthaften sportlichen Wettkampf. Ganz in der einen Ecke der Sporthalle findet ein Herren-Doppel in der spielstärksten A-Klasse statt. Auf den ersten Blick stellen die Akteure alle Vorstellungen von diesem schnellen, beweglichen Spiel mit dem federleichten Ball auf den Kopf.

Auf der einen Seite des Netzes spielt Santham Sougoumar – ein kleiner, drahtiger Inder aus der Badminton-Hochburg des VfL 93 Hamburg. An seiner Seite Carlmar Salaria von der TSG Bergedorf, auch er ist vom Körper her prädestiniert für dieses anstrengendste aller Rückschlagspiele. Zur Orientierung: mit einem speziellen Schläger, der anschließend verlost wurde, wurden bei einem Geschwindigkeitswettbewerb in Buxtehude satte 252 km/h gemessen. And the winner is: Santham Sougoumar. Bei den Damen kam Lena Bültemeier auf 212 km/h.

Die beiden von ihrer Grundvoraussetzungen scheinbar bevorteilten Sportfreunde standen zwei Buxtehuder Spielern gegenüber. Sie verkörpern genau das Gegenteil eines idealen Badmintonspielers. Als unbedarfter Zuschauer ist man schon vor dem ersten Ballwechsel geneigt, Mitleid mit den beiden Lokalmatadoren zu empfinden. Vor allem mit Stephan Schumann, diesem bestens gelaunten weißen Riesen mit dem lichten Haar. Sein Doppelpartner Timo Tietz ist sicher auch über 1,90 Meter lang, aber etwas schlanker. Als Doppel sind sie sicher chancenlos – oder doch nicht?

Der Sieger im Geschwindigkeitswettbewerb schlägt mit 252 km/h

Die Insider wussten natürlich Bescheid. Pausierende Spieler sammelten sich am Spielfeldrand. Zunächst lief es wie befürchtet. „Die beiden kleinen Asiaten“, wie Stephan Schumann seine Gegner mit allem Respekt nennt, die zusammen eher weniger wiegen als der 130-Kilogramm-Kämpfer allein, gewinnen den ersten Satz schnell mit 21:17. Als Carlmar Salaria im zweiten Satz einen hart umkämpften Ball für sich entscheidet, ruft eine Zuschauerin „Toll Carlmar!“ Schumann dreht sich um. „Was war denn daran toll?“, ruft er und holt sich den nächsten Punkt mit einem Stopball so kurz hinters Netz, das selbst die Gegner applaudieren. „Siehste, das war toll“, kommt lachend sein Ruf in Richtung der Zuschauerin.

Wie dieser Koloss Schläge heraus zaubert, oft ganz kurz aus dem Handgelenk, oft liebevoll zärtlich angesetzt und doch mit so viel geradezu hämischer Raffinesse, ist beeindruckend. Vor allem die Angaben des 49-Jährigen, der als Elfjähriger beim TV Fischbek mit dem Badminton begonnen hatte, wirken oft wie Zaubereien. Man sieht, wie er den Ball auf der Handfläche zeigt und fragt sich: „Was macht er jetzt?“ Dann folgt ein schneller, kurzer Schlag, der den Gegner hilflos zurücklässt.

Bei all der ausgefeilten Technik und all der taktischen Raffinesse gibt es auch Ballwechsel, bei denen die Zuschauer den Atem anhalten. Immer wieder lässt Schumanns Aufschrei die Halle erbeben. Wie hart umkämpft, wie spannend und dramatisch, aber auch wie freundschaftlich Badminton doch sein kann.

Stephan Schumann und Timo Tietz entschieden diese spektakuläre Partie in drei Sätzen für sich. „So ein Spiel, dafür lohnt sich der ganze Tag und die ganze Anstrengung“, platzt es aus Stephan Schumann heraus. „Das ist es, warum ich diesen Sport so liebe.“

Es blieb der einzige Sieg für das Buxtehuder Doppel in der A-Kategorie, die sich an Spieler der Verbands- und Landesliga richtete. Das Turnier gewannen Daniel Hamann und Lars Monsees vom TuS Ottensen. Bei den A-Damen hatten ihre Vereinskameraden Sabine Richter und Leonie Both die Nase vorn. Den einzigen Heimsieg gab es für Tim Haller (Buxtehuder SV) und Felix Jacke (SV Henstedt-Ulzburg) in der B-Klasse.

„Bei unserem ersten Weihnachtsturnier vor zehn Jahren hatten wir 30 Teilnehmer“, erinnert sich Heike Koch, „mit mehr als 250 Frauen und Männern sind wir inzwischen wohl das größte Breitensportturnier im Norden.“