Dohren. Unter David Wohlgemuth spielen die Dohren Wild Farmers 2017 wieder in der 1. Baseball-Bundesliga. Caleb Fenimore bleibt.

Jetzt ist Schluss mit der Wohlfühloase. Nach zwei Jahren in der 2. Bundesliga wagen die Baseballspieler der Dohren Wild Farmers zur Spielzeit 2017 wieder den Schritt in die Erstklassigkeit. Im deutschen Oberhaus spielte der Verein aus der Nähe von Tostedt bereits von 2010 bis 2014, erreichte als beste Platzierung zweimal den fünften Platz und zog sich danach freiwillig zurück.

Verbunden mit dem Aufstieg ist ein Trainerwechsel. Als neuen Cheftrainer haben die wilden Landwirte David Wohlgemuth aus Hannover verpflichtet. Der 25-Jährige ist einer der wenigen hauptamtlichen Baseballtrainer in Deutschland. „Für uns war von vornherein klar, dass wir das Projekt nur im Doppelpack angehen“, sagt Pressesprecher Johst Dallmann zu der mit dem Aufstieg verbundenen Personalie.

Unter dem bisherigen Coach Oliver Bock hatten die Dohren Wild Farmers 2015 und 2016 souverän den Meistertitel in der 2. Bundesliga Nord gewonnen. Zuletzt mit einer Bilanz von 22:6-Siegen und vier Siegen Vorsprung vor den Bremen Dockers. Lange war klar, dass der Hamburger Trainer Bock den erhöhten Aufwand eines Erstligisten nicht würde leisten können. „Wir bedanken uns bei Oliver für die tadellose Trainerarbeit und zwei erfolgreiche und witzige Jahre“, so Dallmann. Der Neue, David Wohlgemuth, ist bei weitem kein Unbekannter. 2006 war der damals 15-Jährige von Hannover nach Dohren gezogen, um sich intensiv dem Baseball zu widmen. Fünf Jahre lang spielte er für die Wild Farmers, wurde mit ihnen 2010 deutscher Juniorenmeister, machte seinen Schulabschluss und absolvierte eine Ausbildung zum Logistik- und Speditionskaufmann. „Damals war Dohren für seine hervorragende Jugendarbeit bekannt“, erinnert sich Wohlgemuth, „da wollen wir wieder hin.“ Zuletzt gab es in diesem Bereich eine leicht rückläufige Tendenz.

Nach fünf Jahren brauchte er 2011 einen Tapetenwechsel, ging zurück nach Hannover und führte die Hannover Regents 2015 und 2016 als Trainer zweimal auf den fünften Platz in der 1. Bundesliga. Der Kontakt in den Landkreis Harburg riss nie ab, Dallmann und Abteilungsleiter Bernd Sievers konnten Wohlgemuth schließlich vom Projekt überzeugen. „Wir wollten den nächsten Schritt in der Entwicklung machen und sind froh, dass David zu uns kommt“, sagt Sievers.

David Wohlgemuth wird Cheftrainer für die erste und zweite Herrenmannschaft (Verbandsliga) und trainiert auch den Dohrener Nachwuchs (40 bis 50 Kinder und Jugendliche in vier Mannschaften). Neben dem Vereinsengagement ist der seit 2012 hauptberufliche Baseballtrainer für den Niedersächsischen Baseball- und Softball-Verband (NBSV) tätig, leitet diverse Schul­projekte in der Umgebung und veranstaltet im Winter Baseballcamps. „Dohren hat eine gute Truppe beisammen, auch das Drumherum stimmt“, sagt Wohlgemuth. „Ich habe Lust, etwas Neues aufzubauen. Darum bin ich nach Dohren gekommen.“

Das Umfeld, vor allem die Vereinsmitglieder und der Förderverein, stehen hinter dem Erstligaaufstieg. Auch ihnen habe man zuletzt angemerkt, dass die 2. Bundesliga auf die Dauer zu langweilig werde, berichtet Bernd Sievers: „Wir hatten zunächst leichte Bedenken wegen des Umfelds. Es ziehen aber alle mit und waren dafür, den Sprung in die 1. Liga zu wagen.“

Die Leistungsunterschiede zwischen 1. und 2. Bundesliga sind extrem. „Das ist eine ganz andere Welt“, sagt Wohlgemuth, „alles was richtig gut ist, spielt in der ersten Liga.“ Daher ist man bei den Wild Farmers froh, dass man auch 2017 auf die Dienste von Caleb Fenimore zählen kann. Der US-Amerikaner hatte schon in der vergangenen Saison den Part des Catchers inne. Für die Position des zweiten Pitchers, also des Werfers im zweiten Spiel des Tages, suchen die Wild Farmers noch einen weiteren US-Boy. In der ersten Partie muss immer ein Deut-scher werfen. Im europäischen Winter verdingt sich Fenimore wieder in der australischen Baseballliga und wird erst kurz vor Saisonbeginn im April 2017 zum Team stoßen.

Ein dritter Schiedsrichter, höhere Meldegebühren, andere Bälle, längere Reisen zu den Auswärtsspielen und bauliche Veränderungen auf der Sportanlage am Kakenstorfer Weg sind Faktoren, die die Kosten für die 1. Bundesliga in die Höhe treiben. Dallmann und Sievers rechnen mit etwa 3000 Euro mehr pro Saison als bisher. Insgesamt bewegt sich der Jahresetat im unteren fünfstelligen Euro-Bereich – gemessen an Spitzenvereinen anderen Sportarten sehr wenig. Finanziert wird er über den Sportverein (SV) Dohren, den Förderverein der knapp 100 Mitglieder starken Baseballabteilung und mehrere kleine Sponsoren. „Auch in diesem Be-reich wollen wir professioneller wer-den“, sagt Bernd Sievers.

In Kürze beginnt die sportliche Vorbereitung, mit drei statt bisher zwei Trainingseinheiten pro Woche. Kraftaufbau, Beweglichkeit und Schnelligkeit sind die athletischen Voraussetzungen, an denen der neue Trainer David Wohlgemuth besonders intensiv arbeiten will. „In der 1. Liga wird ein ganz anderes Tempo gespielt. Langsam müssen wir auf das höhere Niveau kommen.“ Die ersten Schritte raus aus der Wohlfühloase sind getan.