Hittfeld. Mannschaft des Gymnasiums gewinnt das „Jugend trainiert für Olympia“-Turnier. Kurz zuvor gab es eine Deutsche Meisterschaft zu feiern

Es ist ein Bild, das verdient, für die Ewigkeit festgehalten zu werden. Mitten auf dem sanften Putting-Grün des Hamburger Land-und-Golf-Club Hittfeld vier sportliche Jungen in langen, weißen Hosen und dem roten Polo-Shirt. Mitten unter ihnen auch Amélie Jacobs, die 14-jährige, die das Team vervollständigt. Und vor ihnen auf dem Rasen zwei prachtvolle Pokale. Und die bezeugen zwei strahlende Siege, mit denen Hittfelds Golf-Nachwuchs für Aufsehen und für Anerkennung in ganz Deutschland gesorgt hat. Und das, innerhalb von vier Tagen.

Beginnen wir mit dem großen offenen Pokal, der am Freitagmorgen im Gymnasium in Hittfeld seinen Ehrenplatz gefunden hat. Erobert haben ihn die Fünf von der Schulmannschaft. Beim Finale von „Jugend trainiert für Olympia“ - seit Jahrzehnten Deutschlands populärster Schulsport-Wettbewerb – erkämpften sie die Goldmedaille. Und das war eigentlich eine Sensation.

Nun muss man wissen, hinter den Erfolgen bei „Jugend trainiert für Olympia“ stehen meist starke Klubs und Leistungszentren. „Bei uns im Golf sind die Schüler vom Gymnasium St. Leon-Rot so etwas wie Abonnementssieger“, erzählt Philip Drewes, Hittfelds erfolgreicher Trainer. „Die sind auch diesmal als die großen Favoriten aufgetreten.“

Hinter den Erfolgen von St. Leon-Rot wiederum steht ein Mann, der sich auch im Fußball schon ein Denkmal gesetzt hat. Dietmar Hoppe, einer der Gründer von SAP, hat nicht nur die TSG Hoffenheim in die Bundesliga geführt. Für die Golfer hat er vor allem ein Nachwuchs-Zentrum geschaffen, in dem auch im Winter in einer drei Millionen teuren Arena trainiert werden kann.

Die großzügig geförderten Gymnasiasten aus Leon-Rot hatten im Finale in Berlin die Führung übernommen. Und zwar mit drei Schlägen nachdem die vier Einzel gespielt worden waren. Dann, so der Modus, bilden je zwei Jungen ein Team, bei dem sie sich nach jedem Schlag abwechseln. Für das Gymnasium Hittfeld beendeten Finn-Niklas Meineke und Jonas Demant ihre 18-Loch-Runde mit 79 Schlägen. Jonah Heidbrink mit Lucas Demant schafften es mit 74 Schlägen. Damit stürzten sie die großen Favoriten und holten sich Gold mit fünf Schlägen Vorsprung.

Es ist übrigens das zweite Mal, das die Schulgolfer siegreich aus Berlin zurückkehrten. Schon 2002 wurde der Name des Gymnasiums auf dem stolzen Wanderpokal verewigt. Zu den Siegern damals gehörte Benedict Staben, der heute als Golf-Profi um die Welt reist.

„Unsere Zusammenarbeit mit dem Gymnasium hat eine lange Tradition“, unterstreicht Michael Paletta, Geschäftsführer des Golf-Clubs. „Wir waren die ersten in ganz Deutschland, die vor mehr als 30 Jahren mit dem Gymnasium eine Schul-AG gründeten. Weil auch im Golfsport die Kinder im Vorteil sind, die ganz früh ganz spielerisch beginnen, kooperieren wir inzwischen auch mit den Grundschulen in Horst, in Emmelndorf und in Hittfeld“.

Schul-Kooperationen haben den Sport verändert

Diese Zusammenarbeit zwischen Schulen und Golf-Clubs hat den Golfsport stark verändert. „Früher haben die Kinder die Karren der Eltern gezogen und dann Spaß am Spiel gefunden“, sagt Michael Paletta. „Inzwischen ist das immer häufiger umgekehrt.“ Und was den Leistungssport auch in Hittfeld betrifft. „Da dominiert der Nachwuchs längst auch in unseren Damen- und Herren-Mannschaften“, bestätigt Philip Drewes. Und ein 15-jähriger wie Lukas Demant hat schon ein positives Handicap von 0,9. Auch sein Zwillingsbruder Jonas und Jonah Heidbrink, ebenfalls im Jahr 2000 geboren, haben bereits ein positives Handicap. Tausende Hobbygolfer werden jetzt neidisch sein und größten Respekt haben. Erst recht, wenn sie erfahren, wie der zweite Pokal auf dem Rasen erkämpft wurde. Vier Tage vor ihrem Triumph in Berlin schlugen, pitchten und putteten Hittfelds starke Jungen um den deutschen Meistertitel in der Altersklasse bis 16 Jahre. Und Lukas Demant wurde bei seiner Heimkehr im Club in die Arme genommen und mit Glückwünschen überschüttet.

Unten am Bodensee beim GC Schloß Langenstein hatte er sich nicht einfach den Titel geschnappt, er hatte auf den letzten neun Bahnen eine Aufholjagd hingelegt, von der sie im deutschen Nachwuchsgolf noch lange reden werden. Als in der Finalrunde nach dem neunten Loch für die Zuschauer die Zwischenbilanz hoch gehalten wurde, lag der Münchner Florian Harder klar in Führung und Lucas mit sechs Schlägen weit zurück. Aber als die beiden auf Bahn 10 zum Abschlag antraten, da spürte Zwillingsbruder Jonas, da spürten die Eltern, sein Trainer und wohl auch sein Gegner: Lukas wird angreifen. Er will den Titel. „Wie im Rausch hat er plötzlich gespielt“, sagt Philip Drewes und lächelt. „Dann, auf der vorletzten Bahn gelingt Lukas ein Putt aus zwölf Metern. Es war überhaupt erst das dritte Mal in meinen 40 aktiven Jahren, dass ich das miterleben durfte. Das war der Sieg. Das war sein Titel.“