Buchholz. Golf Club Buchholz-Nordheiderichtete Deutsche Meisterschaften der weiblichen Jugend aus. Lydia Volkmer gelingt ein „Hole-in-one“.

Natürlich haben Mütter und Väter als Zuschauer beim Golfsport meistens ein kleines Fernglas zur Hand. Für die übrigen Zuschauer in der grünen Parkidylle des Golf Club Buchholz-Nordheide sind die drei jungen Damen noch weit entfernt. Nicht jedoch für die Beobachter, die am Ende der Bahn neun unter mächtigen Tannen stehend das Geschehen bei den deutschen Jugendmeisterschaften im Golf beobachten. Das Fairway, der kunstvoll geschnittene Rasen mit der Fahne im Loch, ist in einen kleinen Teich ein gebettet.

„Unter allen 18 Bahnen ist die 9 bei uns die schwierigste“, klärt Ute Hoffmann, Jugendwartin des GC Buchholz, auf. Und es sind die 99 besten Mädchen und jungen Damen aus allen Regionen Deutschlands, die sich daran messen müssen. Die Buchholzer sind Gastgeber für die nationalen Meisterschaften der weiblichen Jugend. In drei Altersklassen, der AK 14, AK 16 und AK 18, wurde um die Titel gekämpft.

Ute Hoffmann hat am Monitor den Turnierverlauf der Jungen im Blick
Ute Hoffmann hat am Monitor den Turnierverlauf der Jungen im Blick © HA | Metelmann photografie

In der Ferne ist nur zu erkennen, wie die Spielerinnen den weiten Schlag proben, dann der Schwung, ein leises Klack und Sekunden später rollt der Ball über das Grün, dreht weg von der Fahne. Die Gruppe nahe beim Klubhaus will für Augenblicke Marie-Luise Schrader vom Hamburger Land- und Golf-Club Hittfeld zuschauen. Von den Gastgebern hat sich keines der Mädchen für diese Meisterschaft qualifizieren können. „Dass man uns die Ausrichtung anvertraut hat“, sagt Ute Hoffmann, „ist aber ja auch eine Anerkennung des Deutschen Golf Verbandes für unsere gute Jugendarbeit.“

Für Marie-Luise Schrader, die in wenigen Tagen 16 Jahre alt wird, ist es bereits die dritte deutsche Meisterschaft, für die sie sich qualifizieren konnte. Um in dem Sport, für den sie so viel Talent hat und den sie so liebt, weiter nach vorne zu kommen, ist die Schülerin aus Timmendorf nach Hittfeld gewechselt. Der Hamburger Traditionsklub ist seit vielen Jahren ein Zentrum für ehrgeizige Talente.

Beim Putten an Loch neun geht die Schülerin in die Knie, sucht auf dem welligen Grün den idealen Weg für den Ball. Sie fixiert den Ball, schaut ihm nach und schüttelt den Kopf. Nur eine leise Geste, aber Golfspieler wissen, wieviel Enttäuschung darin liegen kann. Der Ball hat Zentimeter vor dem Loch Halt gemacht.

Im Grunde ist Golfen ja ein ganz simpler Sport. Man buddelt ein Loch von genau 10,79 Zentimetern Durchmesser in eine Wiese, entfernt sich 100-, 200- oder noch mehr Meter und schlägt von dort mit einem krummen Stock einen kleinen Ball. Wer die wenigsten Schläge benötigt, um den Ball in das Loch zu befördern, ist Sieger.

Aber was haben die Golfsportler aus diesem schlichten Ablauf für eine große und vielschichtige Herausforderung gemacht? Und was können sich für unterdrückte Emotionen und seelische Dramen hinter jedem einzelnen Schlag verbergen? Und welche Energie und Disziplin, wieviel Fleiß und auch Selbstbewusstsein gehören dazu, um bei einer deutschen Nachwuchsmeisterschaft dabei sein zu dürfen.

Als Marie-Luise Schrader sieben oder acht Jahre alt war erkannte sie, dass sie beim Golf besser war als die meisten anderen Mädchen. „Die hat einen tollen Schwung, das Mädchen hat wirklich Talent“, bestätigten später Trainer und erfahrene Profis. Aber da waren auch noch das Reiten und ihr Klavierspiel. „Aber der Golfsport war viel zu trainingsintensiv“, sagte Mutter Melanie Schrader.

„Sie musste sich entscheiden. Inzwischen läuft bei uns im Fernsehen fast nur noch Golf. Und Charlotte, unsere elfjährige Tochter, ist schon genauso begeistert für diesen Sport.“ Beim Hamburger Land- und Golf-Club Hittfeld ist Marie-Luise Schrader nicht nur die Spitzenspielerin in ihrer Altersklasse, sie gehört auch zur Mannschaft in der 2. Bundesliga, in der ohnehin der Nachwuchs dominiert.

Wie groß die Nervenbelastung bei einer nationalen Meisterschaft ist, spürte Marie-Luise Schrader in der Finalrunde. Für die hatte sich das Mädchen in diesem Jahr zum ersten Mal qualifiziert.

Beim Durchgang der besten 20 aber musste sie am Ende mit 89 Schlägen ihre größte Enttäuschung in dieser Saison wegstecken. Für sie reichte es „nur“ zum letzten Platz in dieser Runde.

Das Finale der AK 16 verlief besonders spektakulär. Auf die Bahn 16 ging Hannah-Leonie Karg (Hamburger GC) mit einem Schlag Vorsprung vor Lydia Volkmer (Berlin–Wannsee). Die Berlinerin aber sorgte für Jubel und Lachen auf der Anlage in Buchholz. Ihr war ein „Hole-in-one“ geglückt. Mit einem einzigen Schlag hatte sie den Ball im Loch versenkt. Hannah Leonie aber gewann im Stechen doch noch den Titel.

Vom Golf Club Buchholz hatte sich mit Anton Albers ein Nachwuchstalent für die nationale Meisterschaft der männlichen Nachwuchstalente qualifiziert. Aber auf der Anlage von Schloss Langensein in Süddeutschland nahe dem Bodensee hatte der amtierende Hamburger Meister der AK 18 einen Ball ins Gestrüpp geschlagen, und damit alle Chancen verspielt.

Dafür aber kam von Schloss Lan­gensein für die Hittfelder eine Jubelbotschaft: Lukas Demant ist Deutscher Meister in der AK 16. Sein Zwillingsbruder Jonas wurde Fünfter. Die beiden sind nach ihrem Triumph gleich nach Berlin weitergereist. Dort nehmen sie mit Jonah Heidbrink und Finn Meineke als Golf-Team des Hittfelder Gymnasiums am Finale von „Jugend trainiert für Olympia“ teil.