Buxtehude. Handball-Bundesligist Buxtehuder SV steht vor dem Umbruch. Manager Peter Prior verabschiedet neun Spielerinnen
Abstiegskampf ist für die Bundesliga-Handballfrauen des Buxtehuder SV ein Fremdwort. Nur Jana Podpolinski kann sich daran erinnern, wie nervenaufreibend es ist, bis zuletzt um den Klassenerhalt zu zittern. Gleich in ihrer ersten Bundesligasaison für den Buxtehuder SV erlebte die junge Jana Stapelfeldt, so ihr Mädchenname, ein solches Horrorjahr – selbst nach dem 31:25 gegen Blomberg am 31. März 2007, dem letzten Spieltag der Saison, musste in der Halle Nord noch gezittert werden. Der BSV war von den Ergebnissen in anderen Hallen abhängig, bevor endlich über den Verbleib in der 1. Frauen-Bundesliga gejubelt werden durfte. Daran erinnerte BSV-Manager Peter Prior, der nach dem Bundesligaspiel gegen Thüringen gleich neun Spielerinnen verabschiedete, die den Buxtehuder SV am Saisonende verlassen werden.
Unter ihnen die dienstälteste Spielerin aus dem aktuellen Bundesligakader, die einst auf Empfehlung von Weltmeisterin und BSV-Trainerin Heike Axmann verpflichtet wurde und den Buxtehuder Handballfans wohl auch wegen der vielen direkt verwandelten und häufig entscheidenden Freiwürfe in Erinnerung bleiben wird. Wie am 18. November 2009 in der EWE-Arena in Oldenburg, wo die Heimmannschaft bereits den Sieg feierte, bevor Jana Podpolinski nach Schlusspfiff einen direkten Freiwurf in den linken oberen Torwinkel versenkte und ihrer Mannschaft das Remis rettete.
Ihre letzte Saison in Buxtehude war belastet von der schweren Erkrankung ihres Ehemanns Toni. Podpolinski beendet ihre Handballkarriere beim Buxtehuder SV mit 29 Jahren aus privaten Gründen nach zehn Jahren mit einer Bilanz von 731 Tore in 235 Bundesligaspielen. „Wir alle haben noch keine Saison ohne dich erlebt, wir werden dich vermissen“, sagte Torhüterin Antje Lenz – und beiden Spielerinnen standen die Tränen in den Augen.
Die zweite Handballerin des scheidenden Trios, dass den Buxtehuder SV in den letzten zehn Jahren prägte, ist Isabell Klein, 31. Sie brachte es in Buxtehude seit 2007 auf 169 Bundesligaspiele mit 506 Toren und avancierte schnell zur Mannschaftskapitänin, nicht nur beim BSV, sondern auch in der Nationalmannschaft. Nach schweren Verletzungen und einer Babypause kämpfte sie sich immer wieder zurück. In 2007 war Isabell Nagel ihrem späteren Ehemann Dominik Klein aus Bayern nach Norddeutschland gefolgt. Jetzt wechseln beide nach Frankreich.
Dritte im Bunde der „glorreichen Drei“ ist Randy Bülau, die 2008 aus Harrislee zum Buxtehuder SV wechselte. Mit ihr, Isabell Klein und Jana Stapelfeldt begann 2008 zugleich die Ära Dirk Leun und damit die erfolgreichste Zeit in der BSV-Vereinsgeschichte mit dem Gewinn des Europapokal 2010, drei deutschen Vizemeisterschaften und dem Gewinn des DHB-Pokals 2015. Ihre BSV-Bilanz: 173 Bundesligaspiele und 627 Tore. Randy Bülau, 34, ist schwanger. Peter Prior erinnerte an sechs Tore, die Randy einst gegen Nationaltorhüterin Clara Woltering (Bayer Leverkusen) in nur fünf Minuten erzielte. „Das sind fünf Minuten, die die Nationaltorhüterin genauso wenig vergessen wird wie wir“, sagte Prior. Von ihr erwarte er ein Comeback mit 37, sagte er mit einem Augenzwinkern, wie in der Vorsaison von Steffi Melbeck.
Randy Bülau feierte nach Spielschluss mit Familie, Freunden und ehemaligen Weggefährtinnen in gemütlicher Runde ihren Abschied vom Leistungssport und erhielt als besonderes Geschenk eine Decke, die aus sämtlichen Trikots jener Vereine zusammengeflickt ist, bei denen Randy jemals Handball gespielt hat.
Gemeinsam erlebten Jana Podpolinski, Isabell Klein und Randy Bülau unvergessliche Erfolge wie unglaubliche Aufholjagden auf nationaler und internationaler Bühne, aber auch Niederlage, die immer noch schmerzen, wie das größte sportliche Drama am 14. Mai 2011, als im Rückspiel um die deutsche Meisterschaft gegen den Thüringer HC der Titelgewinn an einem einzigen Tor scheiterte.
Mit Laura Schultze, Lynn Schneider, Evelyn Schulz und Paula Prior wechseln vier Spielerinnen zu Kooperationspartner SGH Rosengarten-BW Buchholz in die 2. Bundesliga. Ebenso wie Lotta Heinrich, die es zu Werder Bremen zieht. Anna-Lena Grell versucht ihr Handballglück in Flensburg.