Buxtehude. Bundesliga-Handballerinnen feiern den ersten nationalen Titel als historischen Erfolg. Torjägerin Jessica Oldenburg wird zur Spielerin des Jahres gekürt.

Es war schon ein denkwürdiger Moment. als die Handballfrauen des Buxtehuder SV pünktlich um 11.30 Uhr am Pfingstsonnabend den Balkon des historischen Rathauses in Buxtehude betraten und sich mit dem deutschen Pokal den 500 jubelnden Fans in der Innenstadt präsentierten. 26 Jahre lang musste der BSV auf diesen Tag warten, jetzt schaffte das Team von Trainer Dirk Leun den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte.

„Ein sensationeller Erfolg“, wie von den Verantwortlichen immer wieder betont wird. Die Mannschaft habe Außergewöhnliches geleistet, hat sich den Sieg im DHB-Pokalwettbewerb vor einer Woche in der Alsterdorfer Sporthalle mit dem 30:28 gegen den VfL Oldenburg verdient. Seit einer Woche wird in Buxtehude gefeiert. Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt hatte das Team ins Rathaus eingeladen, wo sich die Mädels ins Goldene Buch der Hansestadt verewigen durften und dann mit dem Pokal den Balkon betraten. Buxtehudes Bürgermeisterin, längst Fan der BSV-Frauen, dankte allen Fans und Helfern für die leidenschaftliche Unterstützung und sprach der Mannschaft nochmals ihr Kompliment für eine „fantastische Saison“ aus. Keine sechs Stunden später zeigte sich das Team um Mannschaftsführerin Isabell Klein auch sportlich noch einmal von der besten Seite. Mit einem 34:17-Kantersieg fegte der deutsche Pokalsieger und Vizemeister die Frauen von Frisch Auf Göppingen aus der „Hölle Nord“. Für 1400 Besuchern ein würdiger Moment, ihre Handballerinnen noch einmal hochleben zu lassen, für eine unvergessene Saison,

Bei der Verabschiedung von sechs Spielerinnen hatte kaum einer der Fans die Halle Nord verlassen. Stefanie de Beer, Josephine Techert (beide Karriereende), Melissa Luschnat (SGH BW Rosengarten-Buchholz), Marcella Deen (zurück in ihre Heimat nach Amsterdam), Ulrika Agren (Schwangerschaft) und Stefanie Melbeck (Karriereende) genossen noch einmal bei ihrem Abschied den großen Beifall ihrer Fans. Und natürlich flossen Tränen. Zum Fan des Jahres wurde Peter Quast gewählt, der jahrelang zum Fanclub Has und Igel gehört und in dieser Saison einen „gewissen Anteil“ am Erfolg der BSV-Frauen hat. „Immer, wenn ich in der Halle bin“, sagte er, „hat der BSV nicht verloren.“ Und das ist schon das 17. Heimspiel in Folge ohne Niederlage. Auch den Sieg gegen Frisch Auf Göppingen hatte Peter Quast vorhergesagt. „Allerdings nicht ganz so hoch“, gibt er zu, dass er nur einen Sieg mit zehn Toren getippt habe.

Seine Mädels allerdings gaben sich im letzten Saisonspiel keine Blöße, präsentierten sich konzentriert und voller Spiellaune. Schon nach zehn Minuten hatte der Buxtehuder SV einen Fünf-Tore-Vorsprung (7:2) herausgeworfen, der kontinuierlich ausgebaut wurde. Dirk Leun konnte früh durchtauschen und wechselte alle Spielerinnen ein, die auf der Bankl saßen. Stefanie Melbeck durfte bei ihrem „Abschiedsspiel“ als Siebenmeterschützin agieren. Vier Mal trat sie an, zwei Mal traf sie, zwei Mal verwarf sie. Das nahm der „Grande Dame“ nach ihrem sensationellen Auftritt im Pokalfinale aber niemand übel. Zu ihrem „vierten Abschied“ überreichten die Mitspielerinnen der 38-Jährigen das Brett, um die Schuhe an den berühmten Nagel zu hängen. „Wir haben vorsorglich einen Nagel freigelassen“, sagte Kapitän Klein, „wer weiß?“

Die Feierlichkeiten der Buxterhuder Frauen gingen auch nach dem 34:17-Sieg weiter. Und trotz der Niederlage durfte sich Frisch Auf Göppinger über den Klassenerhalt in der Bundesliga freuen. Per Autokorso durch die Innenstadt wurde das erfolgreiche BSV-Team zur Saisonabschluss-Party auf das NSB-Gelände an der Harburger Straße chauffiert. Und dort brandete noch einmal tosender Applaus auf, als Jessica Oldenburg zur Spielerin des Jahres gekürt wurde. Die 23 Jahre alte Torjägerin hatte sich gegen die zweitplatzierte Stefanie Melbeck und die Dritte Emily Bölk durchgesetzt. Wie lange die BSV-Mädels gefeiert haben, ist nicht überliefert. Am kommenden Freitag geht es zur Abschlussfahrt nach Mallorca, ohne die beiden Nationalspielerinnen Isabell Klein und Lone Fischer und Stefanie Melbeck, die sich wieder um Söhnchen Kjell und Ehemann Stefan kümmern möchte.