Winsen. Nach zehn Jahren gibt der Organisator des Stadt- und Deichlaufs Winsen sein Amt in jüngere Hände.

Die Bombe ließ Klaus Fischer erst am Abend beim Dankeschönessen für die 60 ehrenamtlichen Helfer platzen. „Das war mein letzter Stadt- und Deichlauf als Organisator“, sagte der 68-Jährige und sah sich durchweg verdutzten Gesichtern gegenüber. Niemand hatte damit gerechnet, dass ihr Vorkämpfer nach exakt zehn Jahren das Zepter aus der Hand legen würde. Von Amtsmüdigkeit oder sogar Verärgerung wollte Klaus Fischer nichts wissen: „Ich finde, es ist genau der richtige Zeitpunkt. Zehn Jahre sind eine runde Zahl, ich bin gesund und habe die Chance, meine Nachfolger intensiv zu begleiten und einzuarbeiten.“

Die Nachfolger von Hans-Günter Ulmann, der den Winsener Stadtlauf ins Leben gerufen und 21 Jahre lang betreut hatte, und Klaus Fischer heißen Maren Schiewe und Klaus Heinsohn. Beide sind vielfältig im TSV Winsen und der LG Nordheide engagiert, Schiewe darüberhinaus in der HG Winsen und St.-Marien-Kirchengemeinde. Vor der neuen Aufgabe ist der 45-Jährigen, die schon länger zum erweiterten Organisationsteam gehört, nicht bange. „Wir übernehmen ein gut bestelltes Feld und eine perfekt organisierte Veranstaltung“, sagt Schiewe, „und wenn wir etwas nicht wissen, können wir immer auf Klaus Rat zurückgreifen.“

Wenige Stunden zuvor hatten 969 Teilnehmer und zahlreiche Zuschauer auf dem historischen Schlossplatz eine Kostprobe des gut bestellten Feldes bekommen – trotz einiger Neuerungen. Vor allem die neue Startrichtung und die geänderte Streckenführung hatte sich nicht überall herumgesprochen. So griff Klaus Fischer vor jedem Start zum Mikrofon und erklärte jedes Mal den neuen Weg. Auch das kurzfristig hinzugekommene Hindernis in der Mühlenstraße – durch den Abriss des Foto-Kofler-Gebäudes ragte ein Baugerüst auf die Straße – nahmen Läufer und Macher souverän. „Die neue Streckenführung hat sich bewährt“, lautete das Fazit von Fischer.

Auch wenn der Stadt- und Deichlauf in erster Linie ein Familienfest für alle Generationen von der dreijährigen Emma Schifer bis zum 82-jährigen Peter Backhausen (SV Wilhelmsburg) ist, finden auch regelmäßig Spitzenläufer den Weg an die Luhe. Der prominenteste war diesmal Andreas Lange von der LG Braunschweig. Der deutsche Hallenmeister 2014 über 800 Meter ist kürzlich aus einem vierwöchigen Höhentrainingslager in Kenia zurückgekehrt. „Bevor es mit den schnellen Einheiten losgeht, brauchten wir einen Testlauf“, erzählt sein Trainer Jan Martin Gutzeit aus Bullenhausen. Beim Blick auf die Uhr war der Coach mit seinem 24-jährigen Schützling zufrieden. Lange gewann die fünf Kilometer in 17:08 Minuten mit 42 Sekunden Vorsprung vor Fynn Paul Timm (LG Lüneburg). Sein Saisonziel ist die Qualifikation für die Weltmeisterschaften Ende August in Peking.

Auf der doppelten Distanz, zehn Kilometer über den Stöckter Deich, fand Seriensieger und Lokalmatador Tim Tomczak (LG Nordheide) diesmal seinen Meister. „An meiner Form liegt es nicht. Eher an seiner, die ist bestechend“, gratulierte Tomczak fair dem Sieger Philipp Letzgus. Der stammt aus Magdeburg, arbeitet in Hamburg, startet für die Lüneburger SV und hatte leichte Probleme mit dem Streckenverlauf. „Zum Glück hatte ich jemanden dabei, der sich auskennt“, schmunzelte Letzgus mit Blick auf Tomczak. Als die Wendemarke passiert war, kannte der Sieger den Weg und keine Gnade und lief bis ins Ziel 30 Sekunden Vorsprung auf den 32-jährigen Winsener heraus.

Die Pokale für das größte Firmenteam gingen gleichauf an die Spedition Apex aus Hamburg und die Hamburger Sparkasse, die mit jeweils 27 Teilnehmern angetreten waren, anmeldestärkster Verein war der HSV Stöckte mit 89 Startern.

Nach diesem gelungenen Saisonauftakt der Volkslaufserie 2015 im Landkreis Harburg geht es am Sonntag, 31. Mai, in Salzhausen weiter mit dem Wald- und Wiesenlauf.