Leichtathletikgemeinschaft Hausbruch-Neugraben-Fischbek startet mit Zehn-Kilometer-Lauf in Langenrehm seinen traditionellen Straßenlaufcup. Zur Serie gehören noch zwei Läufe über 15 Kilometer und ein Halbmarathon.

Langenrehm. Die lange Schlange der geparkten Autos am Feldweg direkt in den Forst Rosengarten, die kleine Teeküche direkt an der Wegkreuzung im Wald, das Zielbanner über den Anstieg am Forst, der kleine Generator, der den Strom für die Zeitanzeige erzeugt und die lange Schlange von keuchenden und dampfenden Frauen und Männer, die in den Wald hineinläuft. Alle Jahre wieder im Februar gibt es diese Versammlung in Langenrehm im Forst Rosengarten, die etwas vom Geheimtreff einer verschworenen Gemeinschaft hat. Es sind ein paar hundert Leichtathleten, die sich ein Leben ohne lange Läufe nicht mehr vorstellen können.

Der Straßenlaufcup der LG HNF wurde wieder mit dem Wettkampf über zehn Kilometer gestartet. Am Sonntag, 1. März, wie üblich um 10 Uhr in der Früh folgt der Lauf über 15 Kilometer und zum Abschluss am 15. März der Halbmarathon. Die Laufserie wurde vor mehr als 30 Jahren von der Leichtathletikgemeinschaft als ideale Vorbereitung für den Hamburg-Marathon ins Leben gerufen. Die Gesamtzeit bei den drei Läufen ist für jeden Teilnehmer ein verlässlicher Maßstab für die Zeit, die er beim Marathon erreichen kann. Aber während sich der 42,195 Kilometerlauf durch die Hansestadt zu einem protzigen Großereignis entwickelt hat, ist die Vorbereitungsserie der LG HNF ein kleiner, fast familiärer Treff geblieben. Viele sind seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, im Forst Rosengarten dabei.

Einst war da in Wilhelmsburg ein sportlicher Junge, der ein so ehrgeiziger und talentierter Schwimmer war, dass er vier Mal in der Woche nach der Schule mit Bahn und Bus zum Leistungsstützpunkt am Alten Teichweg fuhr, um im Hamburger Auswahlkader zu trainieren. Weil die Strecke beim Wilhelmsburger Insellauf am Schrebergarten der Eltern vorbeiführte, meldete er für die zehn Kilometer. „Das war 2003“, erzählt Marcel Schlag, inzwischen 28 Jahre alt und Chemielaborant von Beruf. „Nach 53 Minuten war ich im Ziel und fix und fertig.“ Am Sonntag in Langenrehm hat Marcel Schlag auch kräftig geschnauft, aber er konnte im Ziel noch lächeln. Er hatte auch allen Grund dazu. Denn er war 20 Minuten schneller als bei seiner Laufpremiere vor zwölf Jahren. „Bei Kilometer acht ist mir klar geworden, heute kannst du schneller sein als jemals zuvor“, erzählt der beste Läufer der LG HNF, „meine neue Bestzeit sind 33:36 Minuten. Mit meinem Wintertraining bin auf dem richtigen Weg.“

Nun muss man noch erwähnen, dass die Mutter des Harburger Freizeitsportlers, der in Sinstorf wohnt, einen Startplatz für das große Hamburger Radsportspektakel gewann. Damit startete der 15-jährige Marcel mit seinem Mountainbike über 50 Kilometer. Der Hamburger Vizemeister im Brustschwimmen begeisterte sich damals auch fürs Radfahren und dann fürs Laufen. Jetzt läuft er jede Woche bis zu 120 Kilometer, fährt Rad und geht als Leiter der Schwimmsparte des SV Wilhelmsburg mindestens noch zweimal wöchentlich ins Wasser. Der große Traum des Triathleten ist , in diesem Jahr die Qualifikation für den Ironman auf Hawaii zu schaffen.

Mit seinem persönlichen Rekord konnte Marcel Schlag den Auftakt des Straßenlaufcups aber nicht gewinnen. Er war hinter Vincent Krahn vom HSV (33:22 min.) als Dritter im Ziel. Vorne weg war ein junger Mann den letzten Anstieg zum Ziel regelrecht hoch geflogen, der mit dem Fahrrad aus Buxtehude gekommen war. Auch ein Triathlet, allerdings mit einem in der Laufszene wohlklingenden Familiennamen. Vater Ingo Schröter ist seit vielen Jahren erfolgreicher Mittelstreckenläufer. Sohn Max, inzwischen 21 Jahre, begann auch als Läufer und war als kleiner Junge schon daran gewöhnt, als Erster durchs Ziel zu rennen. Als Zerspannungsmechaniker hat er seine Ausbildung gerade beendet, als Triathlet beim Tri Team Hamburg bereitet er sich auf die Wettkämpfe in der 2. Bundesliga vor. Max Schröter ist vom Buxtehuder Triathlon-Team nach Hamburg gewechselt.

Für die größte Überraschung aber sorgte eine Frau. Andrea Dieters, die gerade als Biochemikerin in Hamburg promovierte, war nach 36:03 Minuten im Ziel. Wem das nicht so viel sagt, noch ein paar Ergänzungen zu diesem Triumph. Von den 126 Männern im Ziel hatte Andrea Dieters überhaupt nur fünf an sich vorbeiziehen lassen. Sie war unglaubliche sechs Minuten schneller als Bettina Strehl (MC Pirat), mit 42:24 Minuten die Zweite unter den 53 Frauen. „Ich denke, bei den Frauen ist das Streckenrekord“, sagte Matthias Thiessen, einer der Leiter der LG HNF. „Ich jedenfalls habe hier noch nie eine schnellere Frau erlebt. Er selbst war anderthalb Minuten langsamer als die Athletin vom Laufteam Haspa Hamburg. Andrea Dieters: „Die perfekte Organisation und freundliche Atmosphäre hat mir sehr gefallen. Den 15 Kilometer-Lauf kann ich nicht mitmachen. Ich bin dann im Trainingslager.“