Fußball-Bezirksligist ringt vor 700 Fans beim Sparkassen-Cup der Stadt Winsen erst Titelverteidiger Eintracht Elbmarsch und dann TSV Winsen nieder. Jörg Zimmermann vom FC Roddau zum besten Torhüter gewählt.
Winsen. Ali Alaca war sauer, richtig sauer. „Ich bin enttäuscht“, sagte der Trainer des TSV Winsen, „dieses Finale müssen wir nicht verlieren.“ Erstmals seit sechs Jahren stand der Tabellenvierte der Bezirksliga zwei wieder im Endspiel um den Winsener Stadtpokal und wähnte sich nach der 1:0-Führung durch eine feine Einzelleistung von Erkan Alkan auf gutem Weg. „Dann haben wir uns zurückgezogen anstatt noch mehr zu machen“, kritsierte Alaca, „außerdem ärgere ich mich sehr über die Undiszipliniertheiten von ein, zwei Spielern.“
Finalgegner SG Scharmbeck-Pattensen – in diesem Jahr zugleich Ausrichter des Sparkassen-Cups der Stadt Winsen – ließ sich nicht lange bitten und drehte mit seinem bekannt schnellen und direkten Spiel die Partie zu seinen Gunsten. Fünf Minuten vor dem Ende legte sich Merlin Freitag den Ball selbst über die Bande vor und verwertete den Abpraller mit einem wuchtigen Kopfball zum 1:1-Ausgleich. Nur 90 Sekunden später knallte Sascha Damm nach einem Diagonalpass von der rechten Seite die Kugel unter die Latte des von Maik Steinwender gehüteten Winsener Tores – die Partie war gedreht.
Einmal musste SG-Torhüter Simon Lübberstedt noch parieren, dann kannte der Jubel bei der SG Scharmbeck-Pattensen über den erst zweiten Triumph in 30 Jahren Stadtpokal-Historie keine Grenzen. 2011 hatte der Bezirksliga-Aufsteiger mit dem heutigen Ersten Vorsitzenden Markus Hedden als Trainer die Premiere gefeiert. Nach der Siegerehrung ließ die Mannschaft die etwa 700 Zuschauer in der erneut brechend vollen Winarena wissen: „Die Nummer eins der Stadt sind wir!“ Und Hauptorganisator Markus Hedden fügte mit einem verschmitzten Grinsen hinzu: „Als Ausrichter kann man sich zurückhalten, muss man aber nicht.“
Dabei war die SG Scharmbeck-Pattensen alles andere als souverän ins Turnier gestartet. Auf das 1:1-Remis im Gruppenspiel gegen den späteren Finalgegner TSV Winsen folgte eine 0:2-Niederlage gegen Titelverteidiger Eintracht Elbmarsch. „Das sah nicht so gut aus“, sagte SG-Trainer und Ex-Profi Marinus Bester, „dann wird man etwas lauter. Danach waren die Jungs aber in der Spur, in der erfolgreichen Spur.“ Im Viertelfinale schaltete Scharmbeck den überraschend starken FC Roddau aus, der aus der Fusion von MTV Rottorf und TSV Radbruch entstanden ist. Das Schlusslicht der 1. Kreisklasse war mit zwei 1:0-Siegen gegen Luhdorf und Elbdeich in den Stadtpokal gestartet und durfte sich letztlich über die Auszeichnung von Jörg Zimmermann als besten Torhüter freuen.
Der tragische Held im Halbfinale heißt Finn Baltzer
Nichts für schwache Nerven war das Halbfinale zwischen Scharmbeck und Elbmarsch. Die SG wähnte sich nach 2:0-Führung durch Merlin Freitag und Sascha Damm, die später auch im Finale treffen sollten, auf der Siegerstraße. Doch Finn Baltzer brachte seine Eintracht im Minutentakt zurück in die Partie. Als die Uhr noch 2:05 Minuten zeigte, war er nur durch ein Foul im Strafraum zu stoppen. Christian Spill verwandelte zum 1:2. Als noch 1:05 Minuten zu spielen waren, schloss der 24-Jährige ein sehenswertes Solo zum 2:2-Ausgleich ab.
Fünf Sekunden vor dem Ende wurde Finn Baltzer vom gefeierten Torschützen zum tragischen Helden. In der Nähe der Eckfahne ließ er sich zu einem Foul gegen Scharmbecks Dominik Greßmann hinreißen, das Schiedsrichter Nikolas Wilckens (SV Drochtersen/Assel) mit Neunmeter ahndete. Greßmann selbst verwandelte zum 3:2-Siegtreffer. Über die verpasste Titelverteidigung konnte die Eintracht Elbmarsch weder der Sieg im anschließenden Neunmeterschießen um Platz drei gegen Auetal noch die Torjägerkanone für Marvin Mißfeld, der sich im Shootout gegen David Mehl (Borstel/beide 6 Treffer) durchsetzte, trösten.
Den ersten Preis im Tore-Tippspiel, ein Wochenende mit einem BMW, gewann Heiko Möller vom TSV Winsen. Er kam mit seinen geschätzten 91 Toren den tatsächlich erzielten 92 am nächsten. Die Einnahmen daraus, die dem Round Table Winsen zugute kommen, erhöhte die SG Scharmbeck-Pattensen auf 150 Euro, Hauptsponsor Sparkasse Harburg-Buxtehude verdoppelte auf 300 Euro. Bei der Siegerehrung sprach Bürgermeister André Wese allen Beteiligten an diesem beeindruckenden Fußballtag aus der Seele, als er sagte: „Es ist unvorstellbar schlimm, dass wir jetzt ein Jahr bis zum nächsten Stadtpokal warten müssen.“