Ein soziales Erfolgsprojekt – seit vier Jahren kicken Kinder und Jugendliche mit und ohne geistige Beeinträchtigung gemeinsam. Der HTB und die Schule Nymphenweg sind die Initiatoren und haben 2014 viele Preise bekommen.

Harburg. Eigentlich sind sie vor vier Jahren nur zusammen gekommen, um Fußball zu spielen. Zu dieser Zeit ahnte noch niemand, dass sich das gemeinsame Projekt FußballFREUNDE der Schule Nymphenweg und des Harburger TB so rasant entwickeln würde. Die Kicker aus Harburg sind so erfolgreich wie nie, räumen einen Preis nach dem anderen ab. Dritter Platz bei den Sternen des Sports in Hamburg, Verleihung des Uwe-Seeler-Preises und zuletzt Gewinner des Integrationspreises. Hamburgs Sportsenator Michael Neumann hat die FußballFREUNDE ins Herz geschlossen, am 20. Dezember sind die Kicker zu einem Senatsempfang ins Rathaus eingeladen. Selbst Gert „Charly“ Dörfel wartete zu seinem 75. Geburtstag mit einer besonderen Aktion auf. Charly ließ sich im Sportpark Jahnhöhe fotografieren, umrahmt von 25 Fußbällen, die zu einer 75 geformt waren. Danach gehörten die Bälle den FußballFREUNDEN.

Das Projekt ist nachhaltig angelegt. „Wir liegen im Trend“, sagt Reinhard Stellmach. Der Sportlehrer der Förderschule Nymphenweg ist einer der Gründer. Initiiert haben die Aktion der Deutsche Fußball-Bund mit Unterstützung der Uwe-Seeler-Stiftung und Special Olympics Deutschland. Ziel ist es, Förderschülern den Weg zum Fußballspielen in Sportvereinen zu ermöglichen.

In Harburg ist das Projekt gelungen. „Bei uns spielen Kinder und Jugendliche von sieben bis 19 Jahre mit und ohne geistige Beeinträchtigung gemeinsam Fußball“, sagt Reinhard Stellmach. Für die Idee hatte er schnell den Harburger TB ins Boot geholt. „Ein Glücksfall“, wie er sagt. HTB-Jugendleiter Rolf Ludwig war sofort „Feuer und Flamme“ und koordiniert die Zusammenarbeit. Entscheidenden Anteil hat vor allem Trainer Ahmet Kücükler, der unermüdlich die Aktiven fordert und fördert und mit Majid Moula einen ebenso engagierten Assistenten an seiner Seite hat.

Trotz aller Auszeichnungen und Feierlichkeiten steht der Fußballsport an erster Stelle. Einmal die Woche laufen die FußballFREUNDE auf dem Kunstrasenplatz der Jahnhöhe zum Training auf. Bei Wind und Wetter, die regelmäßige Trainingsbeteiligung ist eine der Grundtugenden, die zum Erfolg beitragen. „Alle müssen verlässlich sein“, sagt Reinhard Stellmach, dazu gehört auch, dass alle Spieler allein den Weg zum Training bewältigen können. „Die Trainer dürfen auch ruhig einmal durchgreifen“, sagt Reinhard Stellmach, „in der Schule bist du Pädagoge, im Verein darf es schon mal härter zugehen.“ Regeln gehören dazu, die Spieler genießen es, ihre Grenzen aufgezeigt zu bekommen, ganz wichtig sei die Gleichbehandlung. Voneinander und miteinander lernen, das ist die Devise der Inklusion-Initiative.

Die FußballFREUNDE sind eine reine Turniermannschaft. Sportlich hat sich das Team enorm weiter entwickelt. Drei Spieler mit Handicap sind zum Probetraining eines Harburger Vereins eingeladen, um dort vielleicht schon bald in den Punktspielbetrieb integriert zu werden.

„Personell haben wir großen Zulauf“, sagt Reinhard Stellmach. Geplant ist die Gründung einer zweiten Mannschaft. Mitmachen können alle Jugendlichen von sieben bis 19 Jahre. Einfach zum Training auf die Jahnhöhe kommen, jeden Donnerstag von 15.30 bis 16.30 Uhr. Auch Mädchen sind willkommen. Bisher spielen vier junge Damen mit, drei mit Handicap. Gespielt wird auf dem Kleinfeld mit 7er-Mannschaften. Die Teams setzen sich aus vier Athleten (so werden die Fußballer mit Beeinträchtigung genannt) und drei Partnern (Spieler ohne Handicap) zusammen. „Das Projekt läuft richtig gut“, sagt Stellmach, der sich über die Entwicklung seiner Schützlinge aus der Schule Nymphenweg besonders freut. „Sie sind viel selbstbewusster geworden“, so der Sportlehrer und stellvertretende Schulleiter, „das Zusammenspiel mit den anderen Jugendlichen ist positiv, der Lerneffekt ist groß.“

In wenigen Wochen geht das Projekt FußballFREUNDE im HTB in das fünfte Jahr. „Wir wollen weiterwachsen“, sagt Reinhard Stellmach und macht anderen Vereinen Mut, solche Projekte zu starten. Er und seine Mitstreiter geben ihre Erfahrungen gerne weiter. Schön wäre es, wenn die Zusammenarbeit mit den Harburger Stadtteilschulen intensiviert werden könnte. Da gebe es noch Hemmschwellen, die aber schnell abzubauen seien. „Wir wollen noch mehr erreichen“, sagt Stellmach.

In den kommenden Wintermonaten haben die FußballFREUNDE ein Problem, sie würden gerne in einer Sporthalle trainieren. Die aber ist bisher nicht zu finden. Es gibt keine Hallen, die bis 17 Uhr frei sind. Zudem werden noch Trainer gesucht, die Spaß an der integrativen Arbeit haben. Das Angebot gibt es nicht nur für Schulen. Für Erwachsene sind sogenannte Unified Teams gegründet worden, um älteren Kickern Fußball zu ermöglichen. Die Aktiven aus Harburg selbst haben einen Wunsch, der bisher unerfüllt geblieben ist. Sie würden gerne einheitliche Trainingsanzüge haben, mit dem Schriftzug HTB auf dem Rücken. „Darauf wären sie besonders stolz“, so Reinhard Stellmach. Vielleicht findet sich ein Spender, der die FußballFREUNDE glücklich macht.