MSC Elstorf richtet den ADAC Nord Cup bereits zum 19. Mal aus. Motocross-Virus infiziert schon die Jugendlichen. 200 Starten bedankten sich bei den Organisatoren mit sensationell schnellen Zeiten.
Elstorf. „Motocross ist wie ein Virus. Wenn du dich damit infizierst, wirst du den nicht wieder los“, sagt Stephan Beilfuß, einer dieser verwegenen Motorradritter, die mit ihrem brüllenden Stahlross durchs Gelände preschen. Wie beispielsweise beim norddeutschen ADAC Motocross Cup (Nord Cup), den der Motorsportclub (MSC) Elstorf bereits zum 19. Mal organisierte.
Auf dem Weg zur Elstorfer Rennstrecke, vorbei am Camp der Wohn- und Montagewagen mitten auf den Feldern, ist das Dröhnen und Aufheulen der Zwei- und Viertaktmotoren zuerst nur gedämpft wahrzunehmen. Dann werden die Motorengeräusche lauter und plötzlich tauchen die Gestalten in ihrer grellbunten Schutzausrüstung mit Stiefeln, Handschuhen, Knie-, Rücken- und Brustprotektoren, deren Köpfe in Respekt einflößenden Helmen stecken, auf und fliegen mit ihren Maschinen scheinbar über die Baumwipfel hinweg.
Motocross, das sind Motorradrennen auf geländetauglichen Fahrzeugen mit langen Federwegen und grobstolligen Reifen auf einem sandig-lehmigen Rundkurs. In Elstorf ist die Strecke 1500 Meter lang mit elf zum Teil sehr engen Kurven und aufgeschütteten Hügeln mit kurzen, steilen Anstiegen und gefährlich erscheinenden Talfahrten. In den Anstiegen wird kräftig Gas gegeben, damit die waghalsigen Biker durch die Luft fliegen können.
Dauergäste an der Strecke in Elstorf wissen längst: Die Könner fliegen tief. Es sind zumeist die unerfahrenen Biker unter diesen Motorradverrückten, die große Sprünge wagen. Und das kann schmerzhaft enden. Beim Training hatte einer dieser jungen Fahrer zu hart Gas gegeben, war spektakulär mit seiner Maschine durch die Luft gesegelt und so weit geflogen, dass er auf dem flachen Stück der Strecke landete. Der Aufprall war so heftig, dass er sich das Handgelenk brach.
Dabei ist es eben diese Akrobatik in der Luft, die die großen und erst recht die kleinen Fans an der Strecke am stärksten beeindruckt. „Als Junge aus Elstorf hat mich das natürlich auch angelockt“, erzählt Stephan Beilfuß, 27 Jahre inzwischen, der als kaufmännischer Mitarbeiter beruflich nichts mit Motoren zu tun hat. „Und natürlich wollte ich mitmachen. Seit Jahren lässt mich der Sport nicht mehr los.“ Mit einem normalen, amtlich zugelassenen Motorrad ist Stephan Beilfuß noch nie auf der Straße unterwegs gewesen. „Das interessiert mich überhaupt nicht“, bekräftigt er und lächelt, „wenn ich Motorrad fahre, dann richtig.“
Mit seiner Kawasaki KX mit 250 Kubikzentimetern (ccm) Hubraum startet er in der schnellsten MX 1-Klasse. „Ich fahre zwar nicht vorne mit“, sagt er, „aber ich hatte wieder meinen Spaß an diesem Wochenende, obwohl die Hitze in der schweren Kluft geradezu mörderisch war.“ Zwanzig Minuten plus zwei Runden, länger ist ein Rennen bei den Erwachsenen nicht. Darf es auch nicht sein. Denn Motocross mit seinen Sprüngen, den kurzen, schnellen Geraden und den Haarnadelkurven erfordert körperliche Fitness und Kraft. Diesmal war die Strecke auch besonders schnell. „In den vier Tagen vor den Rennen waren ständig vier Helfer im Einsatz“, sagte Paul Weltermann, der Vereinsvorsitzende. „Wir haben viel Wasser gesprengt, präpariert und planiert.“
Die 200 Teilnehmer bedankten sich mit sensationell schnellen Zeiten. Max Fiebiger, der Gesamtsieger in der MX 1-Klasse, hatte 1:33,9 Minuten für seine schnellsten 1500 Meter gebraucht. Stephan Beilfuß – am Ende auf Platz 27 – benötigte rund 18 Sekunden länger. Kevin Borsum, zur Zeit der beste Crosser des gastgebenden Klubs, wurde Fünfter auf seiner Heimstrecke.
So wie Beilfuß vor Jahren lockt das Rennwochenende noch immer die Elstorfer Jungen zum Motocross. Pascal Hoffmann und Simon Rahmann, zwei Nachbarn und Freunde aus dem Dorf, gehören seit zwei Jahren zum Nachwuchskader. „Zuerst“, erzählt Pascals Vater Frank Gruber, „hatten sie nur ein Motorrad, auf dem sie abwechselnd gefahren sind. Im zweiten Jahr starten sie jetzt schon in der Schüler-Klasse mit den stärkeren 85-ccm-Motoren, jeder auf seiner eigenen Maschine.“
Für seinen Nachwuchs – die Jüngsten sind fünf und sechs Jahre alt – hat der MSC eine eigene Trainingsstrecke angelegt. „Die haben wir sogar erweitert“, erzählt Paul Weltermann. „Die Gruppe ist inzwischen auf 20 Kinder und Jugendliche angewachsen.“ Pascal und Simon, die beiden Zwölfjährigen, trainieren und fahren meist auf der großen Strecke. Beim Lauf um den Nord Cup wurde Simon Rahmann im ersten Rennen Siebter und Pascal direkt hinter ihm Achter. Im zweiten Rennen im Ziel das gleiche Bild: Simon als Achter vorne weg und Pascal als Neunter dahinter.
Die Ferien nutzen die Jungen, um mit ihren Vätern zum Spezialtraining bei der Cross-Legende Bert von Zitzewitz zu fahren, der unter anderen an der Rallye Dakar teilgenommen hat und in Karlshof in Ostholstein eine Offroad-Schule betreibt.