Die traditonsreiche Pferdesportveranstaltung an der Elbe steht am kommenden Sonntag, 13. Juli, vor einem Neubeginn. Im Jahr eins nach Jörn Reimers wird es Neuerungen im Programmablauf geben.

Stove. Am nächsten Sonntag, dem Tag des großen Finales bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, wird im kleinen Stove an der Elbe ein Pferderennen gestartet, dessen Tradition den Fußball in den Schatten stellt. „In Berlin war Kaiser Wilhelm I an der Macht und die Geschicke Deutschlands wurden von Bismarck geleitet, als Bauern und Pferdezüchter an der Elbe erstmals ihre Pferde um die Wette galoppieren ließen.“ Darauf weist der Stover Rennverein voller Stolz auf seiner Homepage im Internet hin. Der 1874 gegründete Rennverein hat in den 140 Jahren seines Bestehens Kriege, Krisen und gesellschaftliche Umwälzungen überdauert. Mitten im Erfolg aber sahen sich die Verantwortlichen mit dem Beginn des Jahres 2014 mit einem privaten Drama konfrontiert.

Jörn Reimers, seit Ende der 1980er-Jahre Geschäftsführer und treibende Kraft des Rennvereins, den sein Ur-Ur-Ur-Großvater Peter Harms mitgegründet hatte, schied Silvester freiwillig aus dem Leben. Dabei ist es noch immer dieses pfiffig jugendhafte Lächeln um seine Augen, an das sich viele zuerst erinnern, die Jörn Reimers nicht vergessen. „Weil er so viel Unternehmungsgeist und Bodenständigkeit ausstrahlte, haben wir wohl nicht wahrhaben wollen, wie stark die Depressionen öfter waren, die Jörn niederdrückten“, sagt Günther Porth, der Freund über Jahrzehnte, der als Vorsitzender an der Spitze des Stover Rennvereins steht. Wie Jörn Reimers gehört auch der pensionierte Hamburger Polizeibeamte Porth zu den Familien, die seit Jahrhunderten an der Elbe Pferde züchten und eben einmal im Jahr die Rennen veranstalten. Die locken inzwischen bis zu 10.000 und mehr Besucher nach Stove und auf den Deich, der die natürliche Tribüne für die insgesamt 16 Rennen ist.

Bei den Trab- und Galopprennen auf der 800 Meter langen Grasbahn vor dem Deich werden am Totalisator bis zu 200.000 Euro umgesetzt. Im kriselnden Trabsport erreicht das heute kaum noch eine andere ländliche Veranstaltung in Deutschland. Das war vor allem auch das Verdienst von Jörn Reimers. Weil er seit mehr als 20 Jahren als Organisator die treibende Kraft der Großveranstaltung war, stand der Vorstand in den letzten Monaten vor einem schwierigen Neubeginn. „Das begann damit“, sagt Günther Porth, „dass wir in seinem Computer alle Unterlagen und Vorgänge sichten und ordnen mussten.“ Zu denen, die sich die Aufgaben für den Renntag neu aufteilen mussten, gehört auch Bernd Feicht als neuer Geschäftsführer. Der Architekt ist Berliner und damit das erste Vorstandsmitglied in der 140-jährigen Vereinsgeschichte, das nicht aus einem der Bauerngeschlechter an der Elbe stammt.

Der Renntag wird im Wesentlichen so ablaufen, wie sich das seit Jahren eingespielt hat. Um 11 Uhr am Sonntag ist offizieller Beginn. Um 12 Uhr wird das erste Trabrennen gestartet. Und dann kann auch gewettet werden. Für den Sport, vor allem die Trabrennen, ist wie seit Jahren Hans-Ludolf Matthiessen aus Hamburg verantwortlich. Der Experte wird wieder gemeinsam mit Jan von Witzleben als Kommentator für Stimmung und Rennfieber sorgen. Dazu wird es, wie gewohnt, Galopprennen geben. „Verzichten werden wir allerdings auf ein Showrennen“, sagt der Vereinschef, „auch die Ponyrennen haben wir etwas reduziert.“

Veränderungen wird es in der Gastronomie im Innenraum der Rennbahn geben. Das große Zelt, in dem die Zuschauer bei Kaffee und Kuchen saßen und ihre Wettscheine ausfüllten, wird nicht mehr aufgeschlagen. Die Bewirtung, die von Jörn Reimers Schwester weiter geführt wird, gibt es unter großen Sonnenschirmen. Das vielfältige, kostenlose Programm für die Kinder, soll im kommenden Jahr sogar noch ausgebaut werden. Es hat schließlich so viel zum Erfolg der Traditionsveranstaltung in Stove beigetragen, dass es längst von anderen Veranstaltern kopiert wird.

Als der 13. Juli noch von Jörn Reimers festgelegt worden war, hatte wohl niemand an das WM-Finale in Brasilien gedacht. „Damit unsere Besucher rechtzeitig bis zum Anpfiff um 21 Uhr nach Hause kommen“, so Günther Porth, „wird das letzte Rennen um 17.20 Uhr gestartet.“ Davor, um 17 Uhr, wird der traditionelle Höhepunkt des Stover Rennens eingeläutet. Der Große Preis von Stove über 2600 Meter, mit insgesamt 4400 Euro Preisgeld dotiert, wird im Gedenken an Jörn Reimers gestartet. Der hatte immer wieder mit Showrennen für spektakuläre Unterhaltung gesorgt – beispielsweise mit einem Kamelrennen. „Seit Jahren bemühe ich mich auch um ein Elefanten-Rennen hier bei uns“, hatte Jörn Reimers im letzten Jahr noch verraten. Dieser Wunschtraum wird sich wohl nicht mehr erfüllen.