Beim Silvester-Crosslauf der LG Nordheide in Winsen stehen zwei von 91 Teilnehmern im Fokus. Jana Sussmann kehrt nach Verletzungspause zurück, Fynn Paul Timm beendet überraschend seine Karriere.

Winsen. Sie blickt auf mehr als zehn Jahre Wettkampferfahrung zurück, war deutsche Meisterin und WM-Teilnehmerin. Und doch war Jana Sussmann vor dem regionalen Silvester-Crosslauf der LG Nordheide mächtig aufgeregt. „Sich auf einen bestimmten Zeitpunkt vorzubereiten, die Startnummer zu befestigen und das Trikot überzuziehen, ist ziemlich ungewohnt“, sagte die 23-Jährige im Schützengehölz hinter der Stadthalle Winsen,. „Zuerst habe ich meine Box mit den Nadeln für die Startnummer gar nicht gefunden.“

Für die beste deutsche Hindernisläuferin des Jahres 2011 war die Traditionsveranstaltung ihres Heimatvereins ein Neuanfang. Seit Mai hatte die jetzt in Hamburg lebende Studentin für Medien und Information keinen Wettkampf bestritten. Eine verschleppte Entzündung von Muskeln und Sehnen hatte sich zu einem Knochenödem am Sitzbein ausgewachsen. Dem war nur mit monatelanger Ruhe beizukommen. Erst vor einigen Wochen ist Jana Sussmann, die für das Laufteam Haspa Marathon Hamburg startet, wieder ins Grundlagentraining eingestiegen.

Entsprechend locker ging sie ins 4000-Meter-Rennen gegen neun Konkurentinnen. „Ich will meine Zeit gar nicht mit denen der letzten Jahre vergleichen“, sagte sie vor dem Start. Anschießend war Sussmann von der eigenen Leistung angetan. „Das war überraschend gut. Ich habe mich richtig schnell gefühlt und bin jeden Kilometer unter 3:30 Minuten gelaufen“, sprudelte es aus ihr heraus. Am klaren Sieg vor Katharina Josenhans und Sarah Wiesner (beide Hamburger SV) gab es ohnehin keinen Zweifel. Und einen Vergleich mit den Vorjahreszeiten hätte die sympathische Langstrecklerin nicht scheuen müssen. In 14:01 Minuten war sie nur drei Sekunden langsamer als 2012.

Insgesamt 91 Crossläufer aus 22 Vereinen stellten sich der Herausforderung auf der anspruchsvollen 1000-Meter-Runde durch das Schützengehölz. Anders als so häufig ließ eher die Größe der Starterfelder in den Nachwuchsklassen zu wünschen übrig, während bei Erwachsenen und Senioren zum Teil bis zu 30 Athleten gleichzeitig auf die gut einzusehende Strecke gingen.

Mourad Bekakcha vom HSV wiederholt seinen Vorjahreserfolg auf der Männer-Mittelstrecke

An der Spitze des auch qualitativ am stärksten besetzten Mittelstreckenrennens gab es den gleichen Einlauf wie vor Jahresfrist. Mourad Bekakcha vom Hamburger SV gewann die 5000 Meter in 15:45 Minuten vor Vereinskamerad Tim Hoenig (15:53 min.). „Ich hätte noch zulegen können“, sagte der Sieger zu seinem souveränen Erfolg, „ich war heute bei etwa 90 Prozent.“ Den dreifachen HSV-Triumph machte Philipp Sprotte (16:11 min.) perfekt.

Während der Silvestercross für Jana Sussmann einen Neuanfang darstellte, war er für Fynn Paul Timm ein Abschied. Der erfolgreichste Mittelstreckenläufer 2013 der LG Nordheide hat völlig überraschend seine Karriere beendet. „Mir hat einfach der Spaß und die Motivation gefehlt“, sagt der 18-Jährige zu den Beweggründen, „ich hatte immer mehr das Gefühl des Trainieren-Müssens.“ Sechs bis sieben Mal pro Woche hatte sich der U20-Jugendliche bei LG-Nordheide-Trainer Gerd Prüsmann in Winsen und im heimischen Lüneburg gequält. Der Erfolg gab ihm Recht: vielfacher Niedersachsenmeister, Fünfter der deutschen Jugendmeisterschaften und eine fantastische Bestzeit von 3:50 Minuten über 1500 Meter. „Erfolg und Anerkennung sind nicht das wichtigste“, sagt Fynn Paul Timm, der seit September die Fußballschuhe für den FC Dynamo Lüneburg in der 1. Kreisklasse schnürt.

Beim Cross in Winsen versuchte er sich noch einmal an den 5000 Metern und bewies als Vierter des Gesamteinlaufs (16:15 min.) alte Klasse. Trotz merklich reduzierten Trainingsaufwands war Timm nur fünf Sekunden langsamer als zu besten Zeiten.