Öffentliche Generalprobe der Buchholzer Lateinformation. Das A-Team des Tanzsportkreises testet für seine erste Teilnahme an einer deutscher Meisterschaft am 9. November in Braunschweig.

Buchholz. Die große, kühl ausgestrahlte Nordheidehalle wirkt sachlich und nüchtern, wie eine Arbeitshalle. Auch die mehr als 400 Besucher auf den Rängen sind alltäglich gekleidet. Und der Mann, der einsam auf der großen Fläche nervös vor dem Publikum auf und abläuft und das Mikrofon in beiden Händen wechselt, trägt Jeans und ein dunkles Sakko. Nichts Spektakuläres, bis Uwe Oentrich ankündigt: „Hier sind sie, die acht Paare unseres A-Teams bei ihrer Generalprobe für die Bundesliga.“

Was in der Halle losbricht, ist mit Worten nur schwer zu beschreiben. In dem Hurrikan von Rufen und Johlen, Pfiffen und Klatschen und Fußgetrampel wäre ohnehin kein Kommentar zu verstehen gewesen. Und aus der Seitentür rechts marschieren sie ein, die acht jungen Männer, ganz in Schwarz gekleidet, die Partnerinnen zu ihrer linken Seite in glitzerndem Rose. Das Stakkato ihrer Schritte erfüllt die Nordheidehalle. Es klingt nach Kraft und Selbstbewusstsein, nach Angriffslust. In ihren Gesichtern sind Glanz und Lebensfreude zu spüren.

Die Musik setzt ein, mit dem Cello, der ihrer Darbietung den Namen gibt. Und da ist der Wirbel der Körper, der Füße, die Paare, die eng zu einander finden, auseinander streben, sich in schnell wechselnden Bildern und Figuren einordnen. Die Zuschauer klatschen im Rhythmus der Musik und belohnen die Show spontan mit Sonderapplaus. Man muss kein leidenschaftlicher Tänzer sein, muss den Wechsel der fünf lateinischen Tänze, die in der Choreografie vereint sind, nicht erkennen können – die 16 Tänzer reißen einen mit, wecken Emotionen.

„Ich sage zu unseren Tänzern immer, ihr müsst dem Publikum alles geben, dann bekommt ihr viel zurück“, sagt Uwe Oentrich, gemeinsam mit Franziska Becker und Philipp Winnecke Trainer dieser Spitzenformation des Tanzsportkreises im TSV Buchholz 08. „Und all diese Gefühle, Freude, Leidenschaft, Stolz und auch Schönheit, die müssen aus dem Körper kommen. All diese Gefühle spiegeln sich ganz automatisch in den Gesichtern wider.“

Es waren Uwe Oentrich und seine Frau Sabine, die vor acht Jahren mit Hansgeorg von Thun den Neustart wagten, Kinder und Jugendliche zu einer Lateinformation zusammen führten. Und damit das sicher ungewöhnlichste Stück Tanzgeschichte in Deutschland schrieben. „Oh Gott, wenn ich an den ersten Auftritt unserer Formation 2006 denke“, sagt der aufgeregte Moderator dieser Generalprobe, „da konnte man noch nicht von Tanzen reden. Die sind über die Fläche gestolpert und geschlurft. Wenn ich Dustin Dreyer vor mir sehe, dieser schüchterne, zurückhaltende Junge. Jetzt tanzt er in der Bundesliga, gehört zur Elite der acht stärksten Lateinformationen in Deutschland.“

Mit Dustin Dreyer, dem Mann der ersten Stunde, wurde auch Frederike Frieds besonders vorgestellt. Auch sie war mit ersten unbeholfenen Schritten dabei auf dem harten, mühevollen Weg, der die Buchholzer A-Formation ganz nach oben führte. Was Mädchen wie Frederike und Jungen wie Dustin, was die Trainer, Spartenleiter und Organisatoren in Buchholz in Schwung gebracht haben, wird längst in der deutschen Tanzszene anerkannt und bewundert. Während das A-Team nach Monaten härtester Arbeit die Zuschauer bei der Generalprobe mitriss, kamen das B- und das C-Team aus einem Wochenend-Trainingslager. Die beiden Formationen sind in der Vorsaison gemeinsam in die Regionalliga aufgerückt und werden sich am 18. Januar beim Regionalliga-Wettstreit ihrem Publikum in der Nordheide präsentieren. Aber damit nicht genug. Mit dem D- und E-Team sind die Buchholzer auch noch in der Landesliga vertreten. „In unseren Kindergruppen“, sagt Hansgeorg von Thun, „haben wir zum Teil schon Aufnahmestopp.“

Es sind nicht nur Disziplin, Ehrgeiz und Fleiß der noch jungen Tänzer (der Jüngste im A-Team ist 16, die beiden ältesten 24), es ist auch die Begeisterung und Unterstützung der Eltern und Großeltern, von Freunden und Verwandten, die dieses Tanzwunder ermöglicht haben. Als Uwe Oentrich die Zuschauer fragt, wer denn am 9. November das A-Team zum Auftritt bei seiner ersten deutschen Meisterschaft nach Braunschweig begleitet, heben mehr als die Hälfte der Besucher die Hände. Die acht jungen Damen und jungen Herren dürfen auf die Unterstützung von 250 Buchholzer Fans setzen. Hansgeorg von Thun verspricht: „Unsere Formation wird im neuen Outfit für eine Überraschung sorgen.“ Wer nicht mit nach Braunschweig fährt, darf sich in der Nordheidehalle auf die 1. Bundesliga mit dem Weltmeister Grün-Gold-Club Bremen freuen. Am 22. Februar ist der TSK Buchholz Gastgeber des ersten Bundesliga-Turniers.